Trotz Covid diese Übersicht! Die skug-Redaktion listet auf, was das Jahr 2020 an Bemerkenswertem in Bild, Ton, Klang, Flimmer, Wort und Rausch zu bieten hatte.
Amparo Sánchez ist eine spanische Musikerin, die seit den 1990er-Jahren mit ihrer Band Amparanoia international reüssieren kann, zwischendurch jedoch auch Soloalben veröffentlicht. Seit 1997 hat sie ein knappes Dutzend Alben herausgebracht, die meisten davon im populären Latin-Genre eines Manu Chao, der ihrer Karriere auch den initialen Schub gab. Im Jahr 2014 schrieb sie einen im…
Seit Buda Records 1998 begannen, Aufnahmen aus den goldenen Jahren populären äthiopischen Musikschaffens zu veröffentlichen (man hält heute bei 30 CDs und hat laut eigenen Angaben noch einmal so viel Material in petto), ist der Stil, den man gemeinhin als Ethiojazz kennt, weltweit bekannt geworden. Vor allem jene Fusion aus souligem Jazz, Latin und regionalen…
»Adult Themes« von El Michels Affair fängt mit »Enfant« an, einer Melodie eher als einem Song, die verdächtig nach dem Soundtrack zu einem Softcore Porno oder einer »Love Story« aus den 1960ern klingt: ein schmeichelweicher Ohrwurm, etwas dümmlich auch, wie es vermutlich zu solcher »Thematik« passt. Warum es auch gleich als kurze Reprise nochmals aufgenommen…
Das ist das vierte Album der amerikanischen Sängerin Michelle David mit den niederländischen Musikern/Komponisten, Produzenten, Toningenieuren Onno Smit, Paul Willemsen et al. Bis jetzt hatte man den Eindruck, dass »The Gospel Sessions« fixer Titel all ihrer bisherigen Alben sei und das ergänzende »Vol.« eben zur Orientierung bezüglich Reihenfolge diene. Man scheint aber mit »Vol. 4«…
»In dem Moment, als wir in New Orleans ankamen, war es, als wenn wir zu Hause wären. Die Temperatur, das Essen, die Musik … die Musik! Unsere Historien sind miteinander verbunden, und wir wussten, dass wir das feiern wollten. Einige Musikwissenschaftler verfolgen die Wurzeln von ›Iko Iko‹ zurück nach Haiti, also schien das der perfekte…
Mit Jazz konnte man immer Geld verdienen, zumindest so viel, dass man davon leben konnte. Was man brauchte, abgesehen von guter Musik: Auftritte, Studios, Labels, Vertriebe, Marketing … Aber Tribe sollte mehr sein als all das. Tribe wollte wie andere »Independents« zu Anfang der Siebziger alles zugleich sein: ein Kollektiv, eine Jazz-Schule, Kommunikation, ein eigenes…
Highlife, das musikalische Genre, kommt aus Ghana und entstammt einer Vermengung traditioneller Rhythmen der Region mit Jazz, Calypso und anderen Stilen der Neuen Welt. Der Ghanese Pat Thomas ist heute einer der Hauptvertreter dieses Stils. Er begann seine Karriere in der Band von Ebo Taylor, Jahrgang 1936, der bis vor Kurzem noch auf Tour ging…
Die hier von Soul Jazz Records (auf CD; es gibt auch ein Doppel-Vinyl-Format mit beigelegter 7″) veröffentlichten 15 Tracks sind zumeist rare 7- oder 12″s von kleinen unabhängigen Labels, die schon bei Erscheinen keine großen medialen Wellen schlugen – wie so oft zu Unrecht, wenn auch irgendwie verständlich: Gab es für sie doch keine großen…
Das Label Strut setzt die mit »Soul Sok Séga« (2016) und »Oté Maloya« (2017) begonnene Dokumentation der populären Musik der ostafrikanischen bzw. ozeanischen Inseln Mauritius, Reunion und Madagaskar nun mit einer weiteren essentiellen Compilation fort. »Alefa Madagascar!« eröffnet – etwas unvermittelt und unerwartet – mit Jean Kelys ruppigem Salegy-Rock »Andosy Mora«, was von dem, was…
Das Cover dieser zweiten Compilation zur Produktion des Labels Disques Debs aus Guadeloupe zeigt einen Mann in bunt geblümtem, halb geöffnetem Hemd und Glockenhose, auf einem Moped sitzend, vor der Szenerie eines subtropischen Parks, der sich sozusagen im Hemd spiegelt. Das wichtigste Detail aber ist das, was er in seinen Händen hält, der Herzschlag der…
»Nigeria Soul Power 70« bringt Bekanntes und viel Neues von der nigerianischen Fusion der 1970s: Zu Ersterem gehört vor allem Geraldo Pino, der nigerianische Mister Funk, dessen Musik einen starken Einfluss auf den jungen Fela Kuti hatte. Er ist mit vier Tracks auf dieser Compilation stark vertreten. Zu Zweiterem zählt unter anderem jener Mann, der…
Der brasilianische Musiker Lucas Santtana, dessen Stil man bislang wohl am besten mit Brazil-Pop umschreiben kann, tritt auch dieses Mal als Singer-Songwriter an, beeinflusst vor allem von Bossa Nova und der lyrisch-akustischen Spielart der MPB (Música Popular Brasileira): Mit »O Ceu e Velho Ha Muito Tempo« (»Der Himmel ist lange Zeit alt gewesen«) veröffentlicht er…
»Chaos Theories« ist das neunte Album des Souljazz Orchestra seit seiner Gründung im Jahr 2002 – und obwohl sich die Band mit jedem Album insofern treu geblieben ist, als sie »politically outspoken« und »straight in your face« blieb, hat sie doch auch jedes Mal den stilistischen Fokus mehr oder weniger stark verschoben, von Afrobeat zu…
Das aktuelle Album von Martha High & The Italian Royal Family ist wie schon sein Vorvorgänger »Singing for the Good Times« (2016) auf dem römischen Label Blind Faith Records erschienen, das soundmäßig die Truth-&-Soul- bzw. Daptone-Schiene fährt; »the real, best handmade analog sound possible«, in eigenen Worten. Label-Eigentümer und Mastermind Luca Sapio hat nicht nur…
Nach »Nameless« im Jahr 2018 ist »Stay Tuned!« das zweite Album der Haiti-stämmigen Kanadierin Dominique Fils-Aimé. Sowohl das Promotionteam ihres Vertriebs als auch die Rezensionen ihres aktuellen Albums legen Gewicht auf ihre politischen Statements zu Black Consciousness. Vergleiche mit Solange Knowles bieten sich an. Wie diese greift Fils-Aimé afroamerikanische Geschichte in Hinblick auf Bürgerrechtsbewegungen und…
Die Feiertage stehen vor der global erwärmten Haustür und bevor alle Omas Schnapsschrank leeren, bittet die skug-Redaktion noch kurz zur Übersicht.
Eine »DJ Party« diesmal also. Als DJs in Jamaika gelten weder Personen, die bei Partys Platten auflegen, noch Turntable Wizzards, die daraus eine Kunstform machen, sondern »Sprech-Sänger« (später auch »Sprech-Sängerinnen«), die das Publikum mit gekonnt formulierten witzigen Floskeln, schlauen Reimen oder frechen Storys unterhalten – und die auf einem zumeist populären Reggae-Rhythmus reiten, also quasi…
Das, was einen Gutteil des 20. Jahrhunderts die Musik Kubas für Fusion, Crossover und »Exotism« in Jazz, Soul, Funk & Co. bedeutete, war dann, ab den Fünfzigern, die ihrerseits von kubanischen Stilen beeinflusste Musik des Kongo für die afrikanische Musik. Afrikanische Musiker*innen erkannten in Rumba, Mambo oder Calypso alte afrikanische Rhythmen in einer modernen populären…
»Buck« ist das zweite Studioalbum der kalifornischen Band Brainstory aus der 200.000-Einwohner-Stadt San Bernardino östlich von Los Angeles. Zwischen dem netten, zumeist in relaxtem Downtempo dahinplätschernden, dezent psychedelischen Gitarrenpop-Debütalbum »A Natural Phantasm« (2015) auf dem Label El Relleno und seinem Nachfolger auf Big Crown Records liegen Welten – und ein Produzent: Leon Michels. Er hat…
Die letzten Jahre brachten eine Menge europäischer und amerikanischer Bands, die sich diversen afrikanischen Musikformen wie Ethio-Jazz oder Afrobeat widmen. Compilations wie die beiden Editionen von »Beyond Addis« belegen die breite Palette von Zugängen. Oft sind es an Jazzmusik geschulte Vollprofis, die ihre stilistische Palette derart erweitern. Die dänische Band The KutiMangoes hat auf ihren…
Die erste Assoziation der meisten Menschen, wenn sie an kubanische Musik denken, ist etwas, das man als avancierte Folklore bezeichnen könnte – und das seinen perfekten Ausdruck in den retrospektiven Aufnahmen des Buena Vista Social Club fand. Roberto Fonseca, 1975 in Havanna geboren, studierte Komposition und machte früh als Jazzmusiker von sich hören. Beim Buena…
Ethio-Jazz und Afrobeat haben in den letzten Jahren Dutzende europäische und US-Bands stark inspiriert. Azmari aus Belgien präsentieren ihre Mischung aus frei fließendem Fusion-Jazz in den Tonarten des Mittleren Ostens, gepaart mit funkigen Grooves und Dubs am 6. November 2019 live in Wiener Fluc.
Der Song »Pata Pata« und das gleichnamige Album Miriam Makebas brachten im Jahr 1967 ihren internationalen Durchbruch. Den Song selbst hatte Makeba schon Jahre zuvor, noch in ihrer Heimat Südafrika, geschrieben und mit ihrer Gruppe, den Skylarks, aufgenommen – ein einfaches, aber extrem eingängiges Lied, in Rhythmik und Stil typisch für den Pop der südafrikanischen…
Keith Haring war kein Musikschaffender. Aber in der Szene, in der er verkehrte, und in der Epoche, in der er lebte – da gehörten Musik und Kunst ganz eng zusammen. Was war also die Musik, die ihn inspirierte, was waren die Clubs, in denen er verkehrte, wer die Musiker*innen und DJs, die seine Freunde waren?…
»Die Beziehung zwischen der Musik Brasiliens und jener Nordamerikas ist eine der gegenseitigen Beeinflussung, ein Hin und Her der Kräfte, die sich bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts zurückerstreckt«, schreibt Label-Chef Stuart Baker einleitend im Booklet zum Album »Brazil USA 70 – Brazilian Music in the USA in the 1970s«. Das Album (erschienen als…
Das bereits 20 Jahre lang verdienstvolle britische Reissue-Label Strut entdeckt die in Los Angeles lebende R’n’B-Sängerin, Pianistin und u. a. Soundtrack-Komponistin Patrice Rushen mit »Remind Me – The Classic Elektra Recordings 1978–1984« wieder.
Mamadou Diabaté, in Wien lebender Balafon-Virtuose aus Burkina Faso, wird sein neues Album »Nakan« am 8. September 2019 im Wiener Fluc vorstellen. Eine perkussive Klangreise durch Landstriche der Sahelzone.
Rainford Hugh Perry alias Lee »Scratch« Perry, auch genannt The Upsetter: Sein aktuelles Album heißt »Rainford«, so viel sollte sicher sein. Nicht so sicher darf man sich darüber sein, welche Alben der letzten Jahre bis dahin unveröffentlichte Originale, Remixes, Retakes waren oder woher immer die Bänder genau stammten – der Wust ist schier unüberblickbar und…
Das ist das vierte Album des Musikers und Produzenten Nick Waterhouse seit 2012. Saß er am Cover seines Debüts noch in klassischer Eleganz gekleidet etwas verloren im Dunkeln einer Bühne, so steht er auf seinem aktuellen Album hemdsärmelig selbstsicher vor einem Tonstudio. Alle seine Alben wurden analog eingespielt, seine Songs klingen beim ersten Hören sehr…