»Wollt ihr ’nen Liedermacher oder einen Star?« fragte Falco selbstreflexiv in »Tricks«. Doch die Trickkisten der Produzenten Bolland&Bolland und Robert Ponger waren mehr als halbleer und konnten den Niedergang von Falco nicht aufhalten. Die Reissues »Wiener Blut« und »Data de Groove« bezeugen dies.
Altes Jahr, neue Listen. Wieder hat die skug-Redaktion die elektronischen Bleistifte gespitzt und alles übersichtlich mitnotiert, das im letzten Jahr schön tönte, seltsam klang und tiefsinnig schillerte.
Helene Fischer singt fast immer über Sex. Auch auf ihrem neuen Album »Rausch«. Damit reiht sie sich in eine lange Tradition des Deutschen Schlagers ein.
Daniel Decker erzählt in »Not Available – Platten, die nicht erschienen sind« von einer untergehenden Kunstform und von Gründen und Konzepten, warum Longplayer vorschollen blieben bzw. bleiben – von Katy Perrys ersten, zu wenig kommerziellen Alben bis zu Tödliche Doris’ fünftem, unsichtbarem Album.
Zehn Jahre nach seinem ersten Soloalbum legt Noel Gallagher mit »Back the Way We Came Vol. 1 (2011–2021)« erstmals eine Best-of-Kompilation vor. Trotz fehlendem Hitfaktor ein gelungener Querschnitt mit einigen Highlights.
Cremant Ding Dong aus Berlin Kreuzberg haben sich in Corona-Zeiten als WG-Band formiert und bescheren uns den Soundtrack zur neuen Normalität. skug traf Franky Fuzz, Gwendolin Tägert und Endai Hüdl zum virtuellen Interview.
»Tonaufnahmen sind technische Gespenster«, schrieb der Kulturkritiker Mark Fisher. Ein Gespenst sei die Anwesenheit des Abwesenden. Françoise Cactus wird weiter als guter Geist durch das Leben des Autors spuken. »C’est comme ci, c’est comme ça / C’est la vie, c’est la mort.«
Trotz Covid diese Übersicht! Die skug-Redaktion listet auf, was das Jahr 2020 an Bemerkenswertem in Bild, Ton, Klang, Flimmer, Wort und Rausch zu bieten hatte.
Der Irritation und Überforderung mit der aktuellen Lage kann beigekommen werden, indem einmal der Poptheorie-Mixer angeworfen wird. Opfer, Prekariat, Konsum und viel Schokolade helfen, die Krisenreaktion des postautoritären Charakters zu begreifen. Teil unserer Serie zur Normalität in Zeiten des Virus.
Intellektuelles Hinterfragen und stetes Mitbedenken von Gesellschafts- und Kulturkritik kennzeichnen das Werk des Poptheoretikers und -kulturjournalisten Martin Büsser. Posthum erschien nun sein Sammelband »Lazy Confessions«: anregende Texte, die ihren Elan auch anno 2020 nicht verloren haben.
Mitte der 1980er-Jahre eroberten Sigue Sigue Sputnik mit ihrem neoliberalen Businesspunk und ihrer bewussten Over-the-top-Selbstinszenierung die Charts – ein kurzes Vergnügen, das im Popzirkus nichtsdestotrotz neue Türen öffnete.
Wo findet moderne Literatur statt? Der Musik- und Literaturwissenschaftler Holger Schulze ist überzeugt: in den sozialen Medien. Er hat darüber das Buch »Ubiquitäre Literatur – Eine Partikelpoetik« geschrieben und sich mit skug dazu unterhalten.
Mark Fisher erweist sich im endlich auf Deutsch erschienenen »K-Punk« als scharfsinniger Kulturwissenschaftler. Prägnant analysiert er die Wirkmächte des hegemonialen Neoliberalismus, der utopische Auswege nicht zulässt, und will doch das Unmögliche: Wahrheit und Erlösung durch das Konsumprodukt Pop.
Lady Bitch Ray, Klaus Modick und Frank Goosen wühlen in ihrem Popkonsum- und Lebensgefühlsarchiv und betreiben mit ihrer Fan-Perspektive auf Madonna, Leonard Cohen und die Beatles Selbstfiktionalisierung. Prominente Autor*innen über die Wirkkraft von Popstars auf ihr Leben.
Pophelden dürfen heute altern. Und wer hätte gedacht, dass Rockstars eines Tages aussehen würden, als hätten E.T. (Mick Jagger) und Gollum (Keith Richards) zusammen eine Band? Die Strokes sind auch schon seit 20 Jahren im Geschäft. Aber sie haben wahrscheinlich auf ihrem Dachboden ein Bandporträt versteckt, das an ihrer Stelle altert. Denn sie selbst sehen…
Wenn man die neue Platte von Philip Bradatsch anhört, macht man automatisch die Augen zu. Und dann sieht man einen vollbärtigen, etwas zauseligen Mann mit dunkler Sonnenbrille vor sich. Er steht im Halbdunkel, seine Fender Telecaster um den Hals. Am Mikroständer hat er eine verglühende Zigarette festgeklemmt. Schemenhaft erahnt man hinter ihm seine Band. Körper…
Schon 1995 rückten die Musikjournalist*innen Simon Reynolds und Joy Press in »Sex Revolts« den frauenfeindlichen Tendenzen in der Rockmusik zu Leibe. Nun erschien das Buch beim Ventil Verlag erstmals in deutscher Übersetzung. Anlass für ein ein E-Mail-Interview mit Reynolds.
Jakob Dobers ist ein vollbärtiger, hornbebrillter, fünfzigjähriger Berliner Slacker, der zu cool ist für den großen Erfolg. Stadionkonzerte wird es mit ihm niemals geben. Aber er macht Pop für Erwachsene. Und zwar richtig guten, auf seinem Debüt »Der Rest vom Licht«.
Die Pixies haben 2019 alles richtig gemacht. Nachdem die ersten beiden Comeback-Alben noch deutlich auf der Suche danach waren, was es bedeuten könnte, dass die Bandmitglieder jetzt über Fünfzig sind und Bassistin Kim Deal ausgestiegen ist, führt »Beneath the Eyrie« die Band in eine neue Phase.
In seinem Buch »Western Promises« ist Moritz Baßler auf eine Grundfrage der Poptheorie gestoßen: Warum kommen in Popsongs so gut wie nie Markennamen vor? Von dieser Frage ausgehend gelingt dem deutschen Literaturwissenschaftler eine völlig neue Perspektive auf die Popmusik: eine demokratische.
Frei nach Moritz Baßler ist Pop die ästhetische Manifestation des Kapitalismus in unserem Leben. In seiner Hörbiografie »kamikaze musike« konzediert der Philosoph Peter Trawny auch die Warenförmigkeit von Pop, fasst den Begriff Pop pluralistisch, zuweilen jedoch sprachhuberisch überbetont.
Georg Seeßlen ist ein Vielschreiber mit unglaublich hochfrequentem Output. Neben kapitalismuskritischen Analysen ist Seeßlen anerkannter Popexperte und Cineast und publizierte unter anderem die Buchperle »Blödmaschinen« (2011) und das diskussionswürdige Buch »Is this the end?« (2018).
skug hat bekanntlich ein Herz für die »Poplinke« und beobachtet missmutig, wie diese in einer Welt, in der alles zur Dienstleistung gerinnt, zu verschwinden droht. In diesem Kontext veröffentlichen wir ein Interview mit Jonas Engelmann über das Buch »Für immer in Pop« des Autors und Publizisten Martin Büsser.