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Various Artists

»Keith Haring – The World of Keith Haring«

Soul Jazz Records

Keith Haring war kein Musikschaffender. Aber in der Szene, in der er verkehrte, und in der Epoche, in der er lebte – da gehörten Musik und Kunst ganz eng zusammen. Was war also die Musik, die ihn inspirierte, was waren die Clubs, in denen er verkehrte, wer die Musiker*innen und DJs, die seine Freunde waren? Dem geht diese Doppel-CD plus 48-Seiten-Booklet zum Leben und Schaffen Keith Harings (1958­–1990) von Soul Jazz Records nach. »Influences + Connections« steht auf der Rückseite des Covers zu lesen. Die Zeit, in der Keith Haring jene Ikone wurde, als die er heute in der jüngeren Kunstgeschichte thront, waren die Jahre 1978 bis 1988. Es ist die Zeit, der auch die meisten der hier kompilierten Songs entstammen, hierzulande zumeist wenig gehörte Raritäten aus allen damaligen Avantgarde-Ecken: Electro (B Beat Girls), Electro-Pop (John Sex), Spät-Punk (The Girls), New Wave (Talking Heads, Pylon), Disco (Class Action), Disco Dub (Funk Masters), Disco-Rock (Yoko Ono) … Es war eine explosive Mischung damals, als Punk von New Wave und dieser dann von Electro-Pop abgelöst wurde, Disco und Funk von Electro und dieser dann von HipHop (Sylvester mit dem funkigen Electro-Disco-Verschnitt »Over And Over« in seiner 12″-Version), als das Spektrum der Genres von düster-kalt-metallisch bis monoton-punkig und sonnig-beschwingt reichte. Es sind nicht – mit der einen oder anderen Ausnahme – die für die Epoche legendär gewordenen Acts wie die B-52’s, Grandmaster Flash, Blondie, Devo oder meinetwegen James White And The Blacks, die hier gefeatured werden, sondern die eher unbekannten Acts wie Adiche mit »Chuka-Ja«, ihrem einzigen Tonträger, der fantastische Johnny Dynell mit dem Electro-Boogie »Jam Hot« oder auch Früh-HipHopper Fab 5 Freddy, ein persönlicher Freund und Late-Pop-Art-Kollege von Haring, die alle (leider?) zumeist auch nicht so viele Tonträger herausbrachten. Eine Entdeckungsreise ist hier selbst für Zeitzeugen wie mich allemal angesagt!

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