Die hier von Soul Jazz Records (auf CD; es gibt auch ein Doppel-Vinyl-Format mit beigelegter 7″) veröffentlichten 15 Tracks sind zumeist rare 7- oder 12″s von kleinen unabhängigen Labels, die schon bei Erscheinen keine großen medialen Wellen schlugen – wie so oft zu Unrecht, wenn auch irgendwie verständlich: Gab es für sie doch keine großen…
»Nigeria Soul Power 70« bringt Bekanntes und viel Neues von der nigerianischen Fusion der 1970s: Zu Ersterem gehört vor allem Geraldo Pino, der nigerianische Mister Funk, dessen Musik einen starken Einfluss auf den jungen Fela Kuti hatte. Er ist mit vier Tracks auf dieser Compilation stark vertreten. Zu Zweiterem zählt unter anderem jener Mann, der…
Eine »DJ Party« diesmal also. Als DJs in Jamaika gelten weder Personen, die bei Partys Platten auflegen, noch Turntable Wizzards, die daraus eine Kunstform machen, sondern »Sprech-Sänger« (später auch »Sprech-Sängerinnen«), die das Publikum mit gekonnt formulierten witzigen Floskeln, schlauen Reimen oder frechen Storys unterhalten – und die auf einem zumeist populären Reggae-Rhythmus reiten, also quasi…
Das, was einen Gutteil des 20. Jahrhunderts die Musik Kubas für Fusion, Crossover und »Exotism« in Jazz, Soul, Funk & Co. bedeutete, war dann, ab den Fünfzigern, die ihrerseits von kubanischen Stilen beeinflusste Musik des Kongo für die afrikanische Musik. Afrikanische Musiker*innen erkannten in Rumba, Mambo oder Calypso alte afrikanische Rhythmen in einer modernen populären…
Keith Haring war kein Musikschaffender. Aber in der Szene, in der er verkehrte, und in der Epoche, in der er lebte – da gehörten Musik und Kunst ganz eng zusammen. Was war also die Musik, die ihn inspirierte, was waren die Clubs, in denen er verkehrte, wer die Musiker*innen und DJs, die seine Freunde waren?…
»Die Beziehung zwischen der Musik Brasiliens und jener Nordamerikas ist eine der gegenseitigen Beeinflussung, ein Hin und Her der Kräfte, die sich bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts zurückerstreckt«, schreibt Label-Chef Stuart Baker einleitend im Booklet zum Album »Brazil USA 70 – Brazilian Music in the USA in the 1970s«. Das Album (erschienen als…
Fashion Records wurde 1980 von den beiden Briten Chris Lane und John MacGillivray gegründet; 1982 eröffneten sie dann auch ein eigenes Tonstudio. Und, last but not least, gab es – schon seit 1976 – ein eigenes Plattengeschäft in Clapham Junction, London. Der Laden hieß Dub Vendor und fungierte quasi als Seismograf für den Markt. (Hier…
Wenn diese Compilation die Bezeichnung »Lovers Rock« im Titel führt, so heißt das nicht, dass wir es hier typischerweise mit jenem Genre zu tun haben, das ab Mitte der Siebziger das britische Reggae-Publikum in seinen Bann zu ziehen begann – wenn auch einige der Songs diesem Stil sehr nahe kommen, wie zum Beispiel Carlton And…
Edward O’Sullivan Lee, genannt Bunny »Striker« Lee, allseits bekannte und beliebte Produzentenlegende, war in der medialen Öffentlichkeit nie jener strahlende Stern, wie das seine etwas älteren Kollegen Clement Seymour »Sir Coxsone« Dodd, Duke Reid »The Trojan«, Prince Buster oder auch Sonia Pottinger waren. Das mag daran liegen, dass er nicht zur oben genannten Gründergeneration gehörte,…
Frühe Rastafari-Musik zum Dritten: aus Sir Clemens Dodds Studio One. Und viel besser kann eine Compilation gar nicht sein, als sie uns hier von Soul Jazz Records – wieder einmal – geboten wird. Dass die gefeaturten Singles allesamt Sammlerstücke sind, einige davon absolute Raritäten, spielt bei der Attraktivität solcher Compilations natürlich immer eine gewisse Rolle…
Venezuela ist heute ein Land am Rande des Bürgerkriegs – und die Ereignisse spitzen sich weiter zu. In den Achtziger- und Neunzigerjahren des 20. Jahrhunderts war Venezuelas Hauptstadt Caracas für ihre Kriminalität und Gewalt gefürchtet, viele junge Leute mit Familie verließen die Metropole und gingen aufs Land, in die Berge oder in kleine Küstenstädte. Die…
Lincoln Minott, genannt Sugar, »war vielleicht Reggaes größter Hoffnungsträger während der frühen 80er, aber seine Weigerung, Kompromisse einzugehen und sich von seinen Wurzeln beziehungsweise seinen Ghetto-Kameraden abzuwenden, marginalisierte seinen Einfluss, und er ist heute eine periphere Figur, ganz im Gegensatz zu der bedeutenden Kraft, als die er wohl gelten sollte«, stand 1994 im »Guiness Who’s…
Die britische Girl-Band Brown Sugar gehörte zu den wesentlichen Acts des Lovers Rock. Ihr Song »I’m in Love with a Dreadlocks« wurde 1977 zu einer der Ikonen dieses jungen britischen Reggae-Stils. Das Lovers-Genre startete aber schon einige Jahre zuvor mit der damals 15-jährigen Sängerin Louisa Marks. Ihre Neuinterpretation von Robert Parkers Soul-Klassiker aus dem New…
Mit »Boombox 3« haben die geneigten Hörer*innen – so sie auch die beiden Vorgänger-Compilations »Boombox 1« und »Boombox 2« ihr Eigen nennen – nun 49 exzellente HipHop-Tunes der ersten Stunde oder, wie SJR-Chef Stuart Baker im Booklet der aktuellen »Boombox«-Doppel-CD schreibt, »der ersten Welle von Rap auf Vinyl«. Das war die Zeit nach »Rapper’s Delight«…
Soul Jazz Records hat sich wieder einmal einen ausführlichen Albumtitel für diese Compilation einfallen lassen. Wie der mittlere Teil des Titels andeutet, ist »Studio One in the 1960s« ein buntes Potpourri von Songs und Stilen, die zwischen 1965 und 1971 von Sir Clement »Coxsone« Dodd produziert wurden bzw. in Jamaica Mode waren, also Ska, Rocksteady…
Nigeria Fuji Machine ist ein Trommler-Ensemble aus Nigeria, das vorliegende Album »Synchro Sound System & Power« wurde in Lagos von Soul Jazz Records mit Meisterpercussionisten des Genres aufgenommen. Fuji-Musik ist ursprünglich religiöse Musik, sie wurzelt im Islam der Yorubas im Südwesten Nigerias. Die Musik der Yorubas hatte und hat große Bedeutung für die Musik der…
Dieses erstmals 2004 erschienene und nun wiederveröffentlichte Soul-Jazz-Album hält sich zugute, »die erste kompilierte Werkausgabe« von Arthur Russells Schaffen zu sein. Elf Songs aus einem extrem breiten Spektrum von musikalischen Zugängen, deren bekanntester wohl sein (damals) »avantgardistischer« Zugang zu Disco wurde, die aber auch in Richtung Singer-Songwriter-Kompositionen, Ambient House, Jazz, Klassik oder Country weisen bzw….
»Fast jeder der (…) Tracks dieses Albums ist eine kleinere oder größere Überraschung und für sich genommen den Preis der Compilation wert«, so endete meine Rezension des ersten Teils von »Black Man’s Pride« vor gut einem halben Jahr. Das gilt auch für Teil zwei. Abgesehen der sozialen und politischen Aspekte von Roots-Reggae, deren wichtigster wohl…
Die meisten Songs dieser Compilation datieren von Anfang der Siebziger, als in Jamaika nach Ska und Rocksteady eine ebenso kurze Phase des »Reggae« (unter diesem Namen wurden dann die meisten jamaikanischen Musikstile bis heute gehandelt) in Roots(-Reggae) überging. In dieser Übergangsphase sind die Songs auf »Black Man’s Pride« stilistisch angesiedelt – Songs, die über Farben-,…
Wie der Titel dieser Compilation besagt, handelt es hier sich um ein Album im Dancehall-Style, und zwar um eines, das sich des »Sounds« des frühen Dancehall annimmt, wenn auch der Zeitraum von 1972 bis 1989 (das Gros der Songs ist allerdings um 1980 erschienen!) recht breit angelegt ist. Für diese im jamaikanischen Musikschaffen bis dahin…
Das ist ganz allgemein eine der besten Collections von Soul Jazz Records überhaupt und zu frühem HipHop im Speziellen. Diese Freude, die da beim Musizieren offensichtlich herrschte (und noch heute beim Hören aufkommt!), gab es vermutlich seitdem – und es sind locker dreieinhalb Jahrzehnte vergangen – bei keiner neuen Musikströmung mehr, jedenfalls hätte ich nichts…
Die Skatalites (Tommy McCook, Johnny »Dizzy« Moore, Lloyd Knibbs, Lloyd Brevett, Don Drummond et al.) waren in oben genannter Periode 1963 bis 1965 die Hausband von Studio One, begleiteten die Gesangsstars der Ska-Ära und spielten – unter den Namen der einzelnen Musiker oder als Skatalites in wechselnden Besetzungen – selbst jede Menge Instrumentals ein, gingen…
Die vier bis jetzt erschienenen Compilations von »New Orleans Funk: The Original Sound of Funk« zeigen jeweils eine breite Palette von Stilen aus New Orleans: Second Line, Black Indians, Mardi Gras, Voodoo, Bayou- bzw. Swamp-Rock, Boogie-Woogie, Cuban und R&B in all ihren Formen und Graden der Vermischung – und in der Erscheinungsform des Funk, oder…
Jamal Moss aka Hieroglyphic Being über house culture, seine Jugend in Chicago und das problematische Verhältnis zwischen Musik und Politik.
»Betty Harris hatte eines der feinsten Å’uvres auf dem Label und kam in den Genuss des einzigen internationalen Hits, den das Label je hatte«, steht knapp und ohne Erwähnung, was denn ihr großer Charterfolg gewesen wäre, in den Linernotes der Doppel-CD »Sehorn’s Soul Farm, 50 New Orleans Soul Classics«, einer Compilation von lokalen Hits des…
Tee Mac Omatshola schrieb – wie im Booklet des vorliegenden Albums gesagt wird – Mitte der Siebziger unter dem Pseudonym Sylvester Levay die großen Hits für Silver Convention wie »Fly Robin Fly« oder »Get Up And Boogie«. Ob das nun genauso stimmt oder nicht: Mit dem Sound dieser Softcore-Disco-Band (welcher Disco-Fan hat nicht trotzdem ein…
Der Einstieg in das neue Album von Africans With Mainframes erfolgt direkt und unvermittelt: eine stark verzerrte Bassdrum, ein paar Hi-Hats. Wenn ein paar Takte später die ebenfalls stark gezerrte Bassline einsetzt und die Rhythmusmuster langsam zu tanzen beginnen, wird klar, dass es sich bei »K. M. T.« um eines nicht handelt: um leicht konsumierbare…
»Boombox« kompiliert, wie der Titel besagt, frühen HipHop und Rap zwischen »Rockers Delight« (1979) und »The Message« (1982) von The Sugar Hill Gang, zwei Songs, deren Messages unterschiedlicher nicht sein könnten, und die eine (kurze, aber umso nachhaltigere) Epoche umspannen, die man definitiv als »Old Skool« bezeichnen kann. Es waren knappe drei Jahre, als sich…
»Venezuela 70 – Cosmic Visions of a Latin American Earth. Venezuelan Experimental Rock in the 1970s« Diese CD ist stilistisch extrem breit angelegt – und dennoch lassen sich bei den diversen Acts und Songs Gemeinsamkeiten feststellen: Sie sind aus den »70s«. Gleich der Eröffnungs-Song von Vytas Brenner deutet mit seiner esoterisch-indigenen Grundstimmung an, wo die…