sjr-lp437-congo-revolution-cover
Various Artists

»Congo Revolution. Revolutionary And Evolutionary Sounds From The Two Congos 1955–62«

Soul Jazz Records

Das, was einen Gutteil des 20. Jahrhunderts die Musik Kubas für Fusion, Crossover und »Exotism« in Jazz, Soul, Funk & Co. bedeutete, war dann, ab den Fünfzigern, die ihrerseits von kubanischen Stilen beeinflusste Musik des Kongo für die afrikanische Musik. Afrikanische Musiker*innen erkannten in Rumba, Mambo oder Calypso alte afrikanische Rhythmen in einer modernen populären Spielart. »African Boogaloo – The Latinization of Westafrican Music« und »The World Is Shaking – Cubanismo From the Congo 195455« heißen zwei Compilations des Londoner Labels & Plattenladens Honest Jons aus dem Jahr 2009, kompiliert bzw. annotiert u. a. von Mark Ainly und Gary Stewart, der auch das Buch »Rumba on the River – A History of the Popular Music of the Two Congos« schrieb. Die Wichtigkeit der populären Musik beider Kongos kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Große, in ganz Afrika angesehene und nachgeeiferte Orchester und Musiker*innenpersönlichkeiten gingen aus dem auf SJRs »Congo Revolution« nachzuhörenden Musikstil hervor: Dr. Nico, Grand Kalle, Wendo Kolosoy, der »Congo Colossus« Franco, der ebenso überlebensgroße Tabu Ley Rochereau, die Sängerinnen M’bilia Bel und Tshala Muana, Papa Wemba, Kanda Bongo Man, Koffi Olomide – ihre Namen sind Legion und Legende. Was auf dieser CD-Compilation von Mwana Mafuta, der auch das 48-seitige Booklet – reich bebildert mit fantastischen Fotos jener Jahre und Szene – verfasste, porträtiert wird, sind die Anfangsjahre jenes relaxt jazzig swingenden African-Latin-Hybrids, aus dem sich später Stile wie Soukous (auch Gitarren-Soukous, wegen der endlos lange swingenden Gitarren, genannt), Kwassa Kwassa oder N’dmbolo (alles zugleich Tanzstile) entwickelten. Man kann diese Art des gitarrengetriebenen Afrocuban-Rock’n’Roll-Verschnitts nicht nur bis ins östliche und südliche Afrika und gelegentlich bis in den Maghreb verfolgen. Soukous hatten auch wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung der Merengue in der Dominikanischen Republik und erfreuten sich naturgemäß auch in vielen anderen karibischen Ländern wie Kolumbien großer Beliebtheit. Vieles von dem, was Jahre später die Musik der Kongos so erfolgreich machen sollte, klingt hier unter vielsagenden Namen und Titeln wie Rock-a-Mambo, »Cha Cha Cha Del Zombo« oder »Merengue Nico« schon kräftig an: die swingenden Gitarren, die die Rhythmen akzentuierenden Bläsersätze, die in den Sechzigern und Siebzigern allerdings ins Hintertreffen geraten sollten, die kräftigen, lebensfreudigen Gesänge – der ganze Optimismus, mit dem man in eine von den kolonialen Mächten befreite Unabhängigkeit blickte …

favicon
Nach oben scrollen