Andreas R. Peternell war dem Autor dieser Zeilen als stets entgegenkommender Mitarbeiter der Presseabteilung des steirischen herbst bekannt. Und nun hat er mit seiner Plattform Trafo – developing arts & audiences bereits den zweiten Sampler mit Kinderliedern herausgebracht. Das erinnert mich an die wunderbare Edition, die Attwenger-Akkordeonist und Gstanzl-Sammler Hans Peter Falkners seiner Mutter, die…
»Rocksteady Got Soul« – ein kurzer, prägnanter Titel für die neueste Compilation von Soul Jazz Records (SJR) in Sachen Ska, Rocksteady, Reggae. Auch wenn der Titel sich auf die Jahre 1967/68 und also die klassische Ära des Rocksteady festlegt, sind Anklänge an den vorangegangenen Ska und (ein wenig) den nachfolgenden Reggae hörbar. Und damit ist…
Als Batida vor einigen Jahren aus den Vorstädten Lissabons in den internationalen Musikmedien auftauchte, wurde der Sound zwar wohlwollend registriert, es stellte sich jedoch auch die Frage, wie lange der Atem der Crew rund um Príncipe reichen würde. Heute, rund zehn Jahre nach der ersten Veröffentlichung von DJ Marfox mit dem Titel »Eu Sei Quem…
Als erstes springt der Labelname ins Auge, greasy oder grimy wären noch die besseren Assoziationen. Der Sound von »44-1«, einer Compilation des Salzburger »Club Culture Collectives« Freakadelle, das 13 Stücke umfasst und auf Audiokassette sowie digital erscheint, löst dieses Versprechen glücklicherweise nicht ein: statt Bradlfett’n gibt es dampfgegarte Elektronik, digitale Soundscapes und Dub im weitersten…
Denken Sie manchmal darüber nach, Ihren Zimmerpflanzen das Klavierspielen beizubringen? Sind Sie in der Lage, mit Ihrem Kreditberater telepathisch zu kommunizieren und sprechen Sie zu den Pixeln auf Ihrem Computer? Faszinieren Sie die Stimmungsschwankungen von Torfmull? Dann ist diese Scheibe genau das Richtige für Sie! »Kooky Nuts Pop Vol. 4« präsentiert die »gute alte Musik«,…
Nun waren die Achtziger-Jahre nicht nur das Jahrzehnt Ronald Reagans, Margaret Thatchers und sonstiger Tough-Love-Konsorten, sondern gelten gemeinhin auch als das Jahrzehnt des erstarkenden digitalen Synthesizers. Was Nachgeborenen und Neueinsteiger*innen weniger bekannt sein dürfte, ist die Tatsache, dass sich auch in deutschen Breitengraden eine rege Szene von Undergroundkünstler*innen zusammengefunden hat, die das Modulationsgerät beim Schopf…
Es gibt Labels, die unter der Wahrnehmungsschwelle lägen, gäbe es nicht verdienstvolle Promotor*innen, die skug mit ganz besonderen Sounds versorgen. Oft plagt einen das schlechte Gewissen, nicht genug Zeit für einen Review zu haben. Denn manche Alben graben sich sehr wohl ein, werden immer wieder in den Player geschoben … Also wieder mal ein Zeitfenster…
Die hier von Soul Jazz Records (auf CD; es gibt auch ein Doppel-Vinyl-Format mit beigelegter 7″) veröffentlichten 15 Tracks sind zumeist rare 7- oder 12″s von kleinen unabhängigen Labels, die schon bei Erscheinen keine großen medialen Wellen schlugen – wie so oft zu Unrecht, wenn auch irgendwie verständlich: Gab es für sie doch keine großen…
Das Label Strut setzt die mit »Soul Sok Séga« (2016) und »Oté Maloya« (2017) begonnene Dokumentation der populären Musik der ostafrikanischen bzw. ozeanischen Inseln Mauritius, Reunion und Madagaskar nun mit einer weiteren essentiellen Compilation fort. »Alefa Madagascar!« eröffnet – etwas unvermittelt und unerwartet – mit Jean Kelys ruppigem Salegy-Rock »Andosy Mora«, was von dem, was…
Das Cover dieser zweiten Compilation zur Produktion des Labels Disques Debs aus Guadeloupe zeigt einen Mann in bunt geblümtem, halb geöffnetem Hemd und Glockenhose, auf einem Moped sitzend, vor der Szenerie eines subtropischen Parks, der sich sozusagen im Hemd spiegelt. Das wichtigste Detail aber ist das, was er in seinen Händen hält, der Herzschlag der…
»Nigeria Soul Power 70« bringt Bekanntes und viel Neues von der nigerianischen Fusion der 1970s: Zu Ersterem gehört vor allem Geraldo Pino, der nigerianische Mister Funk, dessen Musik einen starken Einfluss auf den jungen Fela Kuti hatte. Er ist mit vier Tracks auf dieser Compilation stark vertreten. Zu Zweiterem zählt unter anderem jener Mann, der…
Eine »DJ Party« diesmal also. Als DJs in Jamaika gelten weder Personen, die bei Partys Platten auflegen, noch Turntable Wizzards, die daraus eine Kunstform machen, sondern »Sprech-Sänger« (später auch »Sprech-Sängerinnen«), die das Publikum mit gekonnt formulierten witzigen Floskeln, schlauen Reimen oder frechen Storys unterhalten – und die auf einem zumeist populären Reggae-Rhythmus reiten, also quasi…
Das, was einen Gutteil des 20. Jahrhunderts die Musik Kubas für Fusion, Crossover und »Exotism« in Jazz, Soul, Funk & Co. bedeutete, war dann, ab den Fünfzigern, die ihrerseits von kubanischen Stilen beeinflusste Musik des Kongo für die afrikanische Musik. Afrikanische Musiker*innen erkannten in Rumba, Mambo oder Calypso alte afrikanische Rhythmen in einer modernen populären…
Uff. Hyperdub sind ja seit15 Jahren Garant für gute oder zumindest interessante Musik auf der Höhe der Zeit, was elektronische Musik mit experimentellem Anteil anbelangt, die sich dann Dubstep, IDM, Deconstructed Dub, Footwork usw. nennen mag. Gemeinsam mit Adult Swim, dem Warner-Media-Netzwerk für extrafeine Serien für junge Erwachsene (u. a. »Rick & Morty«) bringt man…
»Die Beziehung zwischen der Musik Brasiliens und jener Nordamerikas ist eine der gegenseitigen Beeinflussung, ein Hin und Her der Kräfte, die sich bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts zurückerstreckt«, schreibt Label-Chef Stuart Baker einleitend im Booklet zum Album »Brazil USA 70 – Brazilian Music in the USA in the 1970s«. Das Album (erschienen als…
Dem UNHCR zufolge verloren 2018 etwa 2.277 Menschen beim Versuch, Europa über das Mittelmeer zu erreichen, ihr Leben. Während dieser Text geschrieben wird, sind es etwa weitere 600, die starben oder als vermisst gelten, allein in der ersten Hälfte des Jahres 2019. Sea-Watch ist eine Non-Profit-Organisation, die zivile Such- und Rettungsoperationen im Mittelmeer leitet. Die…
Fashion Records wurde 1980 von den beiden Briten Chris Lane und John MacGillivray gegründet; 1982 eröffneten sie dann auch ein eigenes Tonstudio. Und, last but not least, gab es – schon seit 1976 – ein eigenes Plattengeschäft in Clapham Junction, London. Der Laden hieß Dub Vendor und fungierte quasi als Seismograf für den Markt. (Hier…
Dies ist die vierte »Nigeria 70«-Compilation des britischen Strut-Labels seit dem Jahr 2001. Die Untertitel gaben die stilistische Breite wahlweise mit Highlife, Afrobeat, Afro-Funk bzw. funky Lagos und Juju an, also den populärsten nigerianischen Musikstilen, wenn man von Fuji einmal absieht. Das aktuelle Album »No Wahala« (was soviel wie »No Problem« bedeutet) geht mit einigen…
Edward O’Sullivan Lee, genannt Bunny »Striker« Lee, allseits bekannte und beliebte Produzentenlegende, war in der medialen Öffentlichkeit nie jener strahlende Stern, wie das seine etwas älteren Kollegen Clement Seymour »Sir Coxsone« Dodd, Duke Reid »The Trojan«, Prince Buster oder auch Sonia Pottinger waren. Das mag daran liegen, dass er nicht zur oben genannten Gründergeneration gehörte,…
Die siebte Edition der »Stimmen Bayerns« bedeutet eine inhaltliche Zäsur. Nämlich insofern, als sich diese Ausgabe nicht wie bisher einem allgemeinen zugrunde liegenden Thema wie der Liebe, dem Rausch etc. widmet, sondern einer Stadt. Diese kann natürlich die Metropole München sein, wo das verdienstvolle Trikont-Label ja auch schon seit Jahrzehnten residiert. Man widmete sich also…
Frühe Rastafari-Musik zum Dritten: aus Sir Clemens Dodds Studio One. Und viel besser kann eine Compilation gar nicht sein, als sie uns hier von Soul Jazz Records – wieder einmal – geboten wird. Dass die gefeaturten Singles allesamt Sammlerstücke sind, einige davon absolute Raritäten, spielt bei der Attraktivität solcher Compilations natürlich immer eine gewisse Rolle…
Venezuela ist heute ein Land am Rande des Bürgerkriegs – und die Ereignisse spitzen sich weiter zu. In den Achtziger- und Neunzigerjahren des 20. Jahrhunderts war Venezuelas Hauptstadt Caracas für ihre Kriminalität und Gewalt gefürchtet, viele junge Leute mit Familie verließen die Metropole und gingen aufs Land, in die Berge oder in kleine Küstenstädte. Die…
Das Londoner Label BBE – Barely Breaking Even Records – dived stets deep in die Auf- und Abgründe der Musiklandschaft und fördert dabei allerhand wertvollste Obskuritäten zutage, die auf Samplern versammelt selbst nerdigste Nerds zu überraschen vermögen und ihnen – uns also – spannende Neuentdeckungen bescheren, die im WWW einfach durchs Radar gingen. Es seien…
Mit »Boombox 3« haben die geneigten Hörer*innen – so sie auch die beiden Vorgänger-Compilations »Boombox 1« und »Boombox 2« ihr Eigen nennen – nun 49 exzellente HipHop-Tunes der ersten Stunde oder, wie SJR-Chef Stuart Baker im Booklet der aktuellen »Boombox«-Doppel-CD schreibt, »der ersten Welle von Rap auf Vinyl«. Das war die Zeit nach »Rapper’s Delight«…
Soul Jazz Records hat sich wieder einmal einen ausführlichen Albumtitel für diese Compilation einfallen lassen. Wie der mittlere Teil des Titels andeutet, ist »Studio One in the 1960s« ein buntes Potpourri von Songs und Stilen, die zwischen 1965 und 1971 von Sir Clement »Coxsone« Dodd produziert wurden bzw. in Jamaica Mode waren, also Ska, Rocksteady…
»Fast jeder der (…) Tracks dieses Albums ist eine kleinere oder größere Überraschung und für sich genommen den Preis der Compilation wert«, so endete meine Rezension des ersten Teils von »Black Man’s Pride« vor gut einem halben Jahr. Das gilt auch für Teil zwei. Abgesehen der sozialen und politischen Aspekte von Roots-Reggae, deren wichtigster wohl…
Die meisten Songs dieser Compilation datieren von Anfang der Siebziger, als in Jamaika nach Ska und Rocksteady eine ebenso kurze Phase des »Reggae« (unter diesem Namen wurden dann die meisten jamaikanischen Musikstile bis heute gehandelt) in Roots(-Reggae) überging. In dieser Übergangsphase sind die Songs auf »Black Man’s Pride« stilistisch angesiedelt – Songs, die über Farben-,…
»Zur Sicht- und Hörbarmachung von Musikerinnen«, so beschreibt sich die 23. Veröffentlichung des Wiener Labels Freifeld Tonträger, die am 16. Oktober 2017 in Wien präsentiert wurde. 13 Stücke österreichischer Musikerinnen sind auf dieser CD versammelt, kuratiert von Verena Zeiner und aufgenommen von Labelbetreiber Alexander Yannilos. Das erste Stück, ein Duo zwischen der Kuratorin Verena Zeiner…
Wie der Titel dieser Compilation besagt, handelt es hier sich um ein Album im Dancehall-Style, und zwar um eines, das sich des »Sounds« des frühen Dancehall annimmt, wenn auch der Zeitraum von 1972 bis 1989 (das Gros der Songs ist allerdings um 1980 erschienen!) recht breit angelegt ist. Für diese im jamaikanischen Musikschaffen bis dahin…