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Various Artists

»Sowas von egal – German Synth Wave Underground 1981–1984«

Bureau B.

Nun waren die Achtziger-Jahre nicht nur das Jahrzehnt Ronald Reagans, Margaret Thatchers und sonstiger Tough-Love-Konsorten, sondern gelten gemeinhin auch als das Jahrzehnt des erstarkenden digitalen Synthesizers. Was Nachgeborenen und Neueinsteiger*innen weniger bekannt sein dürfte, ist die Tatsache, dass sich auch in deutschen Breitengraden eine rege Szene von Undergroundkünstler*innen zusammengefunden hat, die das Modulationsgerät beim Schopf packten, dem auslaufenden New Wave frönten und ihre Kritik am Fortschrittsglauben ohne Wenn und Aber auf die Tanzflächen schleuderten.
Mit dem zweiten Teil ihres »Sowas von egal«-Samplers haben sich die Leute vom Hamburger Label Bureau B ziemlich ins Zeug gelegt. Liebevoll wurden bis dato vergessene oder nur eingefleischten Kenner*innen bekannte Tracks zusammengetragen, die zahlreiche Nuancen eines breiten Feldes abdecken. Was vor allem überrascht, ist, mit welcher Leichtigkeit die Künstler*innen ihre unterkühlten Zeitdiagnosen aus dem Ärmel schütteln. Als würde die Bedrohung unter dem bereits zur Hälfte abgetragenen Boden lauern, auf dem man nun genauso gut tanzen könne. Doch liefern die hier versammelten Stücke neben politisch-kritischem Endzeit-Hedonismus auch unbedarfte Momente. Ohnehin hat dieser erstklassige Ausschnitt Musikgeschichte ein bisschen was von einer Spielwiese. Hörbar waren hier junge Kreative am Werk, die sich ausprobieren wollten. Wenn da ein Song mit härteren Gängen liebäugelt, vielleicht sogar Richtung Industrial blinzelt, ist der poppigere Neue-Deutsche-Welle-Einschlag nicht weit. Wieder andere Künstler*innen stecken tiefer im Post-Punk oder fragen sich, warum Autos fahren müssen. So oder so: Dieser Sampler verdient, gehört zu werden!

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