Dieb 13 in da mix, einmal er selbst und einmal als Remixer des Musikprotokolls ’99. Für den schlicht »formlos« betitelten Track kramt Dieter Kovacic wieder tief in den Archiven der Geräuschmusik, um sie mit drei Turntables zusammenzufügen. Vereinzelt tauchen bekannte Fragmente von anderen Platten auf, doch ehe man sich’s versieht, dröhnt der Feedback-Noise von losen…
Stücke, die nach unzähligen Durchläufen noch unbeschadet glänzen, sind keine Alltäglichkeit. Stardusts 1998 veröffentlichtes »Music Sounds Better With You« fällt in diese Kategorie. Wir erinnern uns: French-House at it’s best, versehen mit einem geschickten Pop-Angebot in Form einer unwiderstehlichen Stimme. Zwei Jahre später hat diese Stimme ein Gesicht und einen Namen bekommen – Benjamin Diamond….
Kontemplatives Ende der Force-Inc-Trilogie. Nach abstraktem House (aka Luomo) und eigenwilligem Techno-Relaunch (aka Uusitalo) holt Delay unter eigenem Namen zum großen Ambientwurf aus. »Anima« ist ein träger, ruhiger Fluss, der ramponierte Seelen wieder ins Gleichgewicht bringt. Die Musik atmet. Housige Partikel ziehen am Firmament, doch sorgen stotternde, verwackelte Bässe für Bodenhaftung. 62 Minuten zuhören und…
Decoder alias Technical Itch, ebenfalls aus Bristol, sind jedoch eher für darken, technoiden Sound bekannt, und sie enttäuschen ihre Fans auf »Concussion« nicht. Erwartungsgemäß wird mit Heavy-Funk aus der Techno-Abteilung aufgefahren. Weniger abwechslungsreich als auf ihrem sehr guten’98er Album »Dissection« (auf Hardleaders), bleibt es in den zehn Stücken dark, noisy und technoid. Vielleicht etwas zu…
Die Beats, die Rupert Huber zu Dalòs »Musikprotokoll 2000«-Nighter beisteuerte, ließen die Freude bezüglich hervorragender P. A. schnell erlahmen. Dalòs Solowerk vermag mehr anzusprechen. Eine wiederkehrende, bassfundierte Klangschleife (»Bolex«) fungiert als Auftakt eines vielseitigen Albums. Nach kurzen Kompositionen für Streicher und gebetsmühlenartigen Mantrafürsprachen folgt die Essenz: Ein abgrundtief gestrichener Kontrabass wird von Geigenkaskaden konterkariert. Allerdings…
Der Schlagzeuger Thermos Malling und die Sängerin Walter betreiben seit 1996 das Projekt Coin. Wesentliches Gestaltungselement von Coin ist der Einsatz von Musik und Sounds aus alten Commodore 64 Spielen. Diese wurden gesampelt, verschiedentlichbearbeitet und geloopt. Darübergelegt wurde dann Walters, durch einen selbstgebastelten Vocoder gejagte, und Unflätigkeiten singende Stimme und ,,echte,, von Thermos Mallings eingespielte…
Schweinepriester Supermarkt. Während unter Härtlingen die rappende und riffende Kindergemeinschaft am heutigen Block verstanden wird, stürzen sich angewiderte mittelalte alte Männer ins Hemmunglosen-Revival. Die Rückkehr schlechter Manieren (Autoschlüsel mit Penisgoldkette, Anmachen durch vor die Füsse spucken), langer Haare, Turfs und Drogennächte, damals noch als satanisch identifizierte Heavy Rock Riffs. Degenerate Spirit of 76, be welcome!…
Der alte Mann verabschiedet sich. Natürlich ist das so von ihm nicht gesagt, sondern noch bleibt er wo er ist, obwohl es ihm zunehmend schwerer fällt. Atemlos klingt er manchmal. Eine andere Atemlosigkeit, die uns heimsucht, wenn wir seine Version von Nick Caves »Mercy Seat« hören. Und seine Stimme ist brüchig, nicht nur, wenn er,…
Prägung durch osteuropäische Vorfahren, Roma- und russische Musik. Norwegische Jazzer um Stian Carstensen (acc, g, banjo, tamboura) wagen ein Hybrid mit bulgarischer Musik. Die Rechnung geht auf, wenngleich manchmal zu viele Zutaten den Brei verderben. Mit Bandmitglied Trifon Trifonov (sax) und Gastmusikern aus Bulgarien und Indien rast das Quintett durch Traditionals und auch ein bisschen…
Cardells Musikproduktion bewegt sich an der Grenzlinie zwischen traditioneller Aufführungspraxis und Installation. Für »Rytmobile« hat er aus verschiedenen Materialien wie Glas, Papiermachée, Metallen und Stahlteilen Skulpturen geschaffen, die mit einem von Lena Jison Sanner geschriebenen Computerprogramm gesteuert werden; Also eine Art organische »Crash Test Dummies«, die für ihn mit »tubedrums« und »cymbaltrees« Musik machen. Tracktitel…
Die ehemaligen Red-Red-Meat-Leute werden mit ihrem heftigen Output auf dem eigenen Perishable Label langsam unheimlich. Das Mutterschiff der Nachfolgeprojekte ist ohne Zweifel Califone, deren zweite LP nun auch schon einige Zeit am Markt ist. Leider hat mein lieber Bruder alle RRM-Platten eingezogen, aber ich glaube Rutili und Hurley sind von der alten Mannschaft übriggeblieben; was…
Klarinettist, Komponist und Arrangeur Don Byron setzt seine Tradition auf dieser Platte fort: Gegen Kategorisierung und Schubladendenken, ständige Neudefinition aller Musikrichtungen. Diesmal bearbeitete er Lieder von Bernstein, Schumann, Mancini, Puccini, Wonder u.a. Don Byron: » … the art of Arias and Lieder may have grown stronger than ever … I posethe question: is there an…
Die bisher üppigste Packung aus dem Hause Burnside setzt wie erwartet das Disco-Flair des Vorgängers nicht fort. Der alte Hase versteht es wieder einmal, auf seine einzigartige Weise, Neuland zu betreten. Wenngleich die Einarbeitung moderner Produktionstechniken den musikalischen Strom hier so »mellow« wie nie zuvor erscheinen lässt, ist doch der textliche Inhalt meist so »down«…
BULLENTERROR! Punk as fuck also? Mitnichten. Oder besser: Natürlich, aber eben unter ganz anderen Bedingungen. Jenen der außerhalb des institutionellen Kunstbetriebs agierenden Hamburger Akademie Isotrop nämlich. Ein knappes Dutzend VertreterInnen dieser Zunft (unter ihnen André Butzer, der seine Finger auch bei den Titankatzen mit im Spiel hat) lassen die Musik-Software ihrer Laptops mit Analog-Elektronik kollidieren,…
Here comes Sickness, mucho y brujo… Rechtsruppig machoides Anti-Korrektheitsgeballer, so sensibel wie eine Zweizentner-Faust mit Splits und Spikes im Rektum. Es gibt nichts Relativeres wie Humor. Es wurde schon oft angegriffen wenn Gwar als X-Cops, der musizierende Schlägerbullenchor, die Faszination brutal archaischer Konservativität orchestrierten. Nur hier spielt?s schwarzes Herz in Lateinamerika statt Dirty Harry, Todestrupps…
Auf dem CD-Cover und der CD selbst ist ein kleines Spiegelchen angebracht. »Sieh dich an, wer bist du?!« soll es die potenziellen KäuferInnen vermutlich zum Grübeln anregen. Zumindest ist diese Interpretation angesichts der Songs des Albums durchaus angebracht, geht es doch um Fragen an das Ich, innere Verzweiflung, Depression – von wem eigentlich? Mastermind ist…
Brechung ist besser als als Reflektion. Refraktion heißt, eine zugeworfene Klangspende aufnehmen, transformieren und weitergeben. Wolf Brennan (pi), Gene Coleman (bcl), Christian Wolfahrth (dr) und Alfred Zimmerlin (vcello) machen das sehr strikt. Keine Jamsession also, sondern freie, gleichwohl durchdachte Improvisation, die in spröde, neue Komposition mündet. Das Quartett »formt eine Gestalt, keinen undifferenzierten Matsch«, weiß…
Delikatessen, glänzend interpretiert. Das siebenköpfige nach der Flötistin Cordula Bösze benannte Frauenensemble beauftragte KomponistInnen, gehobener Unterhaltungsmusik mit zeitgenössischem Tonsatz zu Leibe zu rücken. Themenvorgabe: Polka oder Walzer! Uraufgeführt wurden die Stücke bei den »Kulturspektakel« in der Stadtinitiative Wien und die erst 2000 produzierte Mini-CD versammelt wohl das Beste daraus. Katharina Klement dekonstruiert auch mittels deftigem…
Jazz wie von gestern mit dem einstigen Bassisten von Sun Ra und Dizzie Gillespie. Aber jetzt ist die Zeit, warum also nicht auch heute diese Musik spielen? Als Legitimation, ungeniert bei John Coltrane zu klauen, holte sich Blake dessen einstigen Weggefährten Pharoah Sanders ans Saxophon. »Giant Steps« firmiert bei Blake als »On The Spot«; vielleicht…
Dritte und beste LP des katholikenunterstützten Black. Einzig der überlange Opener »Blast Off« steht ein wenig sperrig da, ansonsten sind die Skurillo-Fantasien weitgehend im Land hinter dem Regenbogen gelassen und Frank frönt endlich wieder einmal seines außergewöhnlichen Talents als Songwriter. Der »Down-To-Earth«-Touch stellt sich auch durch eine Liebe zu countryesken Versatzstücken ein, sei es durch…
Bevor Bellatrix von Island nach London umgezogen sind, hießen sie Korassa Krokridandi; etwas zu folkig, komplex und insgesamt ungeeignet für einen Ruf als coole Indie-Pop-Hoch-Drei-Band … Bellatrix haben ein Keyboard, das catchy Melodien und Geräusche from outer space fabriziert, eine Sängerin, die neuerdings auf Englisch singt – überhaupt sind 4/5 der Besetzung weiblich. Doch ein…
Die ersten vier Alben der Band wurden aufpoliert, mit Bonustracks versehen und das was bei den Byrds so wunderbar funktioniert hat, das haben sich Richard Manuel, Rick Danko, Levon Helm, Garth Hudson und Robbie Robertson schon längst verdient. »The Band« ist das absolute Meisterstück der Band, die uramerikanische Traditionen aufsaugte, verarbeitete und die Ohren vieler…
Texans do me! Sogar für Leute, für die alles auch nur aus der Randgruppe des R?n?B, Contemporary, Urban, whatever, Notflucht, Satansleid und Tod im Meer des schmooven Schlabberns meint, ja, für die gibt es Kompromißrettung. Miß Turban from Dallas gilt nicht umsonst als die neue Live-Queen schwarzer Musik und ihre letztjährige Interpretation des Jill Scott-Gassenhauers…
Positiv versifft. Der Mod-Mob, den man hinter Big Beat schon massiv vermutete, outet sich fett as phuck, nur trägt er Tuxedo statt Parker, fährt Aston Martin statt Rostmofa. Mit Wall of Sound-Act Ceasefire workte AA?s Kopf Mark Pember inkl. Kollegen Jason O?Brien und Derek Dahlarge bereits knackenden Oldie-Rock in frischeres Trackgewand. Die Bush-Remixe zeugten auch…
Audio Researched Jazz, das sind Werner Hasler (tp, samples), Hans-Peter Pfammatter (keys, samples), Urban Lienert (b, mix) und Marco Agovino (dr, samples), die ihrem Namen auf das Höchste entsprechen. Feine Grooves und Samples, durchzogen von abwechselnd schwebenden und konkreten Trompetentönen und Melodien. Musik, die sich irgendwo zwischen Jazz und Drum ?n? Bass ansiedeln läßt. »Audio…
Schon auf dem 1995er Sampler »Universal Sounds Of America«, mit afronautischem Electronic (Free) Jazz aus den späten 60ern/frühen 70ern, war das Art Ensemble Of Chicago mit dem ungemein abgespacten und radikal funkifizierten Rare Killergroove- Track »Theme The Yoyo« aufgefallen. Mit »Les Stances A Sophie« liegt nun ihr lang verschollener, 1970 in Paris eingespielter Soundtrack zum…
Blue moods from Sweden with little help from Polish Orchestra. Arvo Pärtsches schweift introduktionsweise vorbei und schon gibt das Warschauer Orchester volle melodramatische Breitseite: ,»Am letzten Sommertag sind die Wolken weiß« singt Bandleader Thomas Feiner. Das Liebesglück ist ihm in »The Siren Songs« hold. Woher aber kommt diese schwelgerische Schwermut? Diese scheint den Nordländern eingebrannt:…
Der Albumtitel trifft die Sache ziemlich genau. Albita, seit 1993 kubanische Exilantin in Miami, macht auf »Son« zum Programm, was sie auf dem halben Dutzend Alben seit 1990 auch schon immer wieder getan hat: Son in einer zeitgemäßen Form arrangieren, ohne dass er zum Salsa wird – auch wenn es sich gelegentlich so anhört. Albitas…
Glückliches Drone-Wölkchen. Eine spartanisch wavende Westerngitarre und zwei psychedelisch samtene Vokalausflüge unterbrechen kurz zur Interpunktion. Ansonsten das pure Brett Schöngeist, Klangtreiben, Gleichmut. Duettspiel der New Instrumentalism und Flauschesound-Spezialisten Bobby Donne (das dritte Bassrad von Labradford) sowie Texaner Adam Wiltzie (Stars of the Lid), der jüngst erst mit einem Meilenstein durch Zweitband Windsor of the Derby…
Saugeile Electro-Twist-Verrenkungen mit einer ordentlichen Portion Plasmaschleim an den Kabeln und Lötstellen der jeweiligen Maschinen. Sex wie auch die Wirkung von gewissen Drogen kann ja theoretisch und nach Uncle Bill Burroughs praktisch ganz simple durch einen kontrollierten Stromschlag ins entsprechende Hirn-Terrain simuliert werden. Wäre zumindest eine Alternative zum Batterielecken und der Suche nach Gott als…