Wenn die Heterosexualität nur nicht so auf ihre Penis- und daraus resultierende Penetrationsfixiertheit eingeschossen wäre. Katja Lewina hat mit »Sie hat Bock« eine brillante feministische und self-empowernde Analyse verfasst. skug gewährt einen subjektiven Einblick mit zahlreichen Unterkapiteln.
Der Autor und Musiker Johann Allacher legt mit »Wiener Blues« seinen dritten Kriminalroman vor – den Song dazu, »Boogie Street«, hat er selbst geschrieben.
Mark Fisher erweist sich im endlich auf Deutsch erschienenen »K-Punk« als scharfsinniger Kulturwissenschaftler. Prägnant analysiert er die Wirkmächte des hegemonialen Neoliberalismus, der utopische Auswege nicht zulässt, und will doch das Unmögliche: Wahrheit und Erlösung durch das Konsumprodukt Pop.
Auch der Literaturbetrieb leidet unter der Corona-Krise. Zwar kann weiterhin abgeschieden im Kämmerlein geschrieben und gedichtet werden, die Literatur braucht aber auch Events und Kontakte zum lesefreudigen Publikum. Die KriLit (Kritische Literaturtage) bietet diese sonst.
Man muss die Zeit in Quarantäne nicht schlimmer machen, als sie ist, und sich zwingen, eine neue Sprache zu lernen oder gar mit Yoga anzufangen. Ein paar Liegestützen und Bier reichen auch. Für diejenigen, die nun viel Zeit zuhause verbringen (müssen), Lutz Vössings 20 Eurocent zur Artikelserie.
Lady Bitch Ray, Klaus Modick und Frank Goosen wühlen in ihrem Popkonsum- und Lebensgefühlsarchiv und betreiben mit ihrer Fan-Perspektive auf Madonna, Leonard Cohen und die Beatles Selbstfiktionalisierung. Prominente Autor*innen über die Wirkkraft von Popstars auf ihr Leben.
Gleichsam hoch hinaus wie tief hinein: Wenn die Isolation zwingend ist, dann flüchtet sich der Geist entweder in die Tiefen der Selbstreflexion oder träumt sich in die vielen unmöglichen Möglichkeiten. Über die Sehnsucht nach Draußen und die Ruhe im Drinnen.
Mit »Die Linke und die Kunst: Ein Überblick« legt der Soziologe und Kunsthistoriker Jens Kastner ein längst überfälliges Kompendium linker Kunsttheorien vor, welches jetzt schon als Pflichtlektüre gelten kann.
Den Corona-Lockdown kann man nicht nur nutzen, um ein gutes Buch zu lesen, sondern auch, um gleich die entsprechende Playlist abzuspielen. Peter Kaiser empfiehlt dies anhand des Sammelbandes »These Girls. Ein Streifzug durch die feministische Musikgeschichte«, der soeben im Ventil Verlag erschienen ist.
Nach zwei Wochen machen sich langsam die positiven Auswirkungen der COVID19-Maßnahmen bemerkbar. Jetzt heißt es durchhalten und die Zwangspause so gut wie möglich nutzen. Carola Fuchs hat einige Tipps zum sinnvollen Zeitvertreib für Literatur-, Film- und Kunstinteressierte.
Haben die CIA und ein Bananenkonzern die demokratische Entwicklung eines ganzen Kontinents auf dem Gewissen? Nobelpreisträger Mario Vargas Llosa erzählt in seinem jetzt auf Deutsch erschienenen neuen Roman »Harte Jahre« die Geschichte des Militärputschs in Guatemala 1954 als fesselnde Docu-Fiction.
Wir haben es uns seit Jahren in der Quarantäne bequem gemacht. Jetzt gibt es nur noch eine Sorge – Langeweile am eigenen Sofa.
Schon 1995 rückten die Musikjournalist*innen Simon Reynolds und Joy Press in »Sex Revolts« den frauenfeindlichen Tendenzen in der Rockmusik zu Leibe. Nun erschien das Buch beim Ventil Verlag erstmals in deutscher Übersetzung. Anlass für ein ein E-Mail-Interview mit Reynolds.
Dank Social Distancing an die Couch gefesselt? Kein Problem, wir haben Notfallrezepte gegen die Langeweile, diesmal in Buchform: Mio Michaela Obernosterer hat sich die »Silo«-Serie von Hugh Howards vorgenommen und befindet: Wenn schon Endzeitszenario, dann wenigstens gut geschrieben!
Beim Lesen des Titels wird wohl geschmunzelt. Die schicke Banderole in ironischem Reclam-Gelb verheißt modern: »Texte die was keine Lieder geworden sind« sowie kontrastierend »20 Regeln zum Glück«. Doch der Frohsinn kommt gleich abhanden. Der Sinn bleibt. Dahinter steckt: Thomas Andreas Beck.
Salmen Gradowskis Aufzeichnungen als Kapo in Auschwitz sind ein beklemmendes Dokument des Widerstands und des Versuchs, wider das Böse die Menschenwürde zu bewahren.
Der von Eva Berendsen, Katharina Rhein und Tom David Uhlig herausgegebene Band »Extrem unbrauchbar. Über Gleichsetzungen von links und rechts« zerlegt den aktuellen Extremismusdiskurs der selbsternannten »Mitte«. Extrem brauchbare Lektüre!
In dem Passagen-Band »Passe-Partout« forschen der Künstler Oswald Auer und die Philosophen* Raphael Zagury-Orly und Joseph Cohen auf den Spuren von Derridas »Die Wahrheit in der Malerei« dem nach, was es heißt, sich an den »Grenzen der Wahrheit« zu bewegen. Eine gelungene Assemblage.
Der 2003 verstorbene chilenische Schriftsteller Roberto Bolaño tritt posthum immer wieder in Erscheinung. Dieses Mal mit seinem Erstlingsroman »Monsieur Pain«, den der Fischer-Verlag nun erstmals in deutscher Sprache herausbringt. Eine kurze Ode an den viel zu früh verschiedenen Meister.
Mit »Das andere Ende der Geschichte: Über die Große Transformation« legt der Historiker Philipp Ther eine mit vielen Fakten belegte Gegenerzählung zu Francis Fukuyamas »Ende der Geschichte« vor.
Das Theodor W. Adorno Archiv gibt den Band »Vorträge 1949–1968« heraus, der Adorno von einer für viele Leser*innen wohl ziemlich überraschenden Seite zeigt: gut verständlich, einem nicht unbedingt akademischen Publikum zugewandt und sogar etwas humorig.
Mit »Der Schwule und der Spießer« nimmt Ulrike Heider den intimen Rückblick auf ihre Biografie erneut auf. In atmosphärisch dichten Beschreibungen richtet sie dabei ihr Augenmerk auf die schwulenpolitische Linke und deren Protagonist*innen, mit denen sie enge freundschaftliche Verbindungen pflegte.
Mit »Revolte oder Ressentiment« analysiert der französische Soziologe Eric Fassin die Versuchungen und Fallstricke linker Populismus-Debatten und zeigt dabei nicht nur die mannigfaltigen Verflechtungen zwischen Neoliberalismus und Rechtspopulismus, sondern auch mögliche Ausweg aus diesem Dilemma.
Die von Eva Berendsen, Saba-Nur Cheema und Meron Mendel herausgegebene Anthologie »Trigger Warnung« versammelt aktuelle Beiträge zur unvermindert kontroversiell diskutierten »Identitätspolitik zwischen Abwehr, Abschottung und Allianzen«. Große Empfehlung!
Lange hat man es befürchtet, nun ist das Unvermeidliche eingetreten: Der Schriftsteller Peter Handke wurde mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. Ein Schlag in den Magen aller Angehörigen der Gräuel von Srebrenica und Opfer sexualisierter Gewalt.
In seinem Buch »Western Promises« ist Moritz Baßler auf eine Grundfrage der Poptheorie gestoßen: Warum kommen in Popsongs so gut wie nie Markennamen vor? Von dieser Frage ausgehend gelingt dem deutschen Literaturwissenschaftler eine völlig neue Perspektive auf die Popmusik: eine demokratische.
Frei nach Moritz Baßler ist Pop die ästhetische Manifestation des Kapitalismus in unserem Leben. In seiner Hörbiografie »kamikaze musike« konzediert der Philosoph Peter Trawny auch die Warenförmigkeit von Pop, fasst den Begriff Pop pluralistisch, zuweilen jedoch sprachhuberisch überbetont.
Nach seiner ersten Veröffentlichung, dem »Rauschmuhlbauchbaum«, und dem dazugehörigen Special auf skug kehrt Benjamin B. Weissinger mit seinem ersten physischen Buch namens »Das unwahrscheinliche Tiefseegeschenk« zurück. Für skug hat er dazu einige Fragen beantwortet und eine Gewinnspielfrage gestellt.
Kann Literatur so paradox sein wie das Leben? Damit das, was »Der große Minister« in unserem Fortsetzungsroman plant, uns nicht morgen real plagt, sollten die Hykels dieser Welt von Ämtern ferngehalten werden. Am 29. September wird sich zeigen, ob dies gelang.
Mit »Alabama« veröffentlicht der Albino Verlag dankenswerterweise erstmalig ein Werk von Brontez Purnell auf Deutsch. Purnell, Schöpfer des Queer-Core-Zines »Fag School«, Tänzer und Frontmann der Band Younger Lovers, erzählt darin kompromisslos eine retrospektive Coming-of-Age-Geschichte.