Statt unterschwellige Ängste auf eine herbeiphantasierte Islamisierung Europas zu projizieren, sollten die wahren ökonomischen und sozialen Gründe dieser Ängste thematisiert werden. In einer solchen aufklärerischen Rolle jedenfalls sehen Alberto Toscana und Jeff Kinkle die Hoch- wie Popkultur – und geben mit »Cartographies of the Absolute« zahlreiche Exempel.
Filmgeschichte: In diesem Artikel werden Fragen nach dem diskursiven Eigengewicht des Filmischen aufgegriffen und anhand von Werner Koflers »Im Museum« von 1993, der auf der Diagonale 2015 wieder zu sehen war, fortgeführt. Ein filmosophisches Geflecht.
Mit »Music For Church Cleaners I & II« hat die irische Multiinstrumentalistin Áine O’Dwyer ein charmantes Stück quasisakraler Orgelmusik eingespielt. Im skug-Interview spricht sie über das Zustandekommen dieser sehr speziellen Aufnahmen und die Ideen, die sie damit verbindet.
In der eigenen Geschichte herumzuwühlen, kann mühsam sein. Man riskiert, alten Dreck ans Licht zu bringen, man kann natürlich auch endlich den alten Familienschatz bergen. Ernst Molden und Nino widmen sich hier vor allem heimischem Liedgut der 1970er und frühen 1980er Jahre und geben den Arbeiten von Wolfgang Ambros, Georg Danzer, Falco, André Heller und…
Irgendwie scheint es undenkbar, dass Lower Dens Konzerte spielen. Dafür müssten sie nämlich ihre unterirdische Höhle verlassen, ihre »lower den« sozusagen, wo sie, von der restlichen Welt abge- schnitten, regelmäßig die kargen Klangwüsten in ihren Köpfen auf CD bannen und diese dann durch einen winzigen Luftschacht an die ansonsten unerwünschte Zivilisation weitergeben. Ohne selbst einmal…
Ûber die verdrängte Dialektik des Wirtschaftssystems: In kaum einer österreichischen (resp. deutschsprachigen) Zeitung wird der amtierende griechische Finanzminister Yanis Varoufakis als der Intellektuelle von Format gewürdigt, der er ist.
Rund zehn Jahre nach seinem LP-Debüt »Threadin’ On Thin Ice« (XL) veröffentlicht Wiley mit »Snakes & Ladders« sein mittlerweile neuntes Album. Seine Diskographie wäre wohl doppelt so lang, hätte er nicht 2010 auf einen Schlag elf ZIP-Files mit über zweihundert unveröffentlichten Tracks hergeschenkt. Allerdings hat diese Aktion (eine Reaktion auf seine Frustration mit Majorlabels) auch Wileys Ruf als Godfather of Grime mitbegründet – die Fans waren jedenfalls hin und weg. »I’m doing what I want, so fuck it!«, meint er dazu in »Snakes & Ladders (Part Two)« – eigentlich drei Trackskizzen in bester Mixtape-Manier, Outro und zugleich einer der Höhepunkte des Albums.
Die Veröffentlichungen der im Jahr 1977 in Leeds gegründeten und politisch einst ganz links ausge- richteten Gang of Four zählen mit zum Besten – »Entertainment!« (1979), »Solid Gold« (1981) -, das Post-Punk zu bieten hat(te). Bereits mit dem Ausstieg von Bassist Dave Allen endete jedoch die kreativste Phase der Band abrupt. Auf ihrem dritten Album…
Nachdem Manu Delago bei Größen wie Björk, Anoushka Shankar und Cinematic Orchestra essentieller Bestandteil der jeweiligen Bands war, präsentiert der Tiroler nun seine Weiterentwicklung. Und die besteht im Wechselspiel zwischen experimentellem Pop, detailverliebter Elektronik und Kammer- musik mit Rock-Attributen. Delago ist ja als Meister des Schweizer Drum-Instruments Hang berühmt geworden. Björk sah sein Video »Mono…
C. K. Dent auf Nuggets-Suche: In dieser Kolumne wird künftig ein besonderes Gericht aus abwegigem Rock’n’Roll und Rhythm & Blues serviert. Besprechungen von Reissues und Compilations von Musik aus der Mitte des letzten Jahrhunderts als auch aktuelle Veröffentlichungen aus den Bereichen Trash-Rock’n’Roll, crazy One-Man-/Woman-Bands, Rockabilly oder sonstigen verqueren Sachen aus dies- und jenseitigen Sümpfen, schwitzig-burlesken Speak-Easies und von staubigen Straßen.
Einen solchen Sound habe ich, ernsthaft, noch nie gehört. Dabei ist die Künstlerin schon Jahre dabei – skug berichtete bereits 2003 über den damaligen, nun ja, »Shootingstar«. Auf ihrem fünften Album singt die französische Multiinstrumentalistin Cécile Schott aka Colleen in betörenden Klangzirkeln von Selbstverlust und macht klassischen jamaikanischen Dub mit barockem Instrumentarium. Hauptsächlich ist es…
Es ist wie in die Villa eines Promis einzubrechen. Muss sich doch lohnen! Gemälde, Schmuck, sünd- teure Wäsche, irgendwas muss herumliegen! Aber: Fehlanzeige! Die Villa halbleer, nicht einmal mehr die verstaubten Goldenen Schallplatten hängen an den Wänden. So ähnlich ist es vielleicht den Typen ergangen, die Björks neue CD »Vulnicura« geleaked haben. Große Langeweile strömt…
Es ist wie in die Villa eines Promis einzubrechen. Muss sich doch lohnen! Gemälde, Schmuck, sünd- teure Wäsche, irgendwas muss herumliegen! Aber: Fehlanzeige! Die Villa halbleer, nicht einmal mehr die verstaubten Goldenen Schallplatten hängen an den Wänden. So ähnlich ist es vielleicht den Typen ergangen, die Björks neue CD »Vulnicura« geleaked haben. Große Langeweile strömt…
Seit zwanzig Jahren veröffentlichen The Base unverdrossen Platte um Platte. Und nach eher zähen Anfangsjahren stieg das Grazer Trio mit ihren letzten Tonträgern in lichte Höhen auf. Als Belohnung für die Ausdauer und stoische Art des Einfach-Immer-Weitermachens tauchen in letzter Zeit viele Songs auf Soundtracks auf, denn die Melancholie der Weite kann kaum eine andere…
Edward Olson Hulburt, der Entdecker der blauen Stunde, hätte diese Platte so erklärt: »Der nichts- ahnende Hörer, der während des Sonnenuntergangs vor leuchtender Mattscheibe auf dem Sofa sitzend in die Schallplatte hört, sieht nur, dass die Scheibe, die vor dem Sonnenuntergang blau war, vor ihm dasselbe leuchtende Blau beibehält, während die Sonne untergeht und es…
Aus Anlass von Ivan Antunovics Residency im Wiener quartier21/MQ würdigte Michael Gieblin skug #99 den Künstler als »halbes Gesamtkunstwerk«, der in einer Welt des Unvollkommenen und mit großer Schlagseite zum Pop das Fragment zum Hauptmotiv erklärt. Ende 2014 erschien nun mit »Earthquakes Usually Come Around At Night« ein Mini-Album eines seiner zahlreichen Musikpro- jekte, in…
Fünfzig Jahre »In C«: Die bislang luftigste Interpretation von Terry Rileys Minimal-Music-Klassiker kommt aus Bamako (Mali). With a little help from Damon Albarn. Anlass für einen Hörparcours mit ein und derselben Komposition in verschiedenen Erscheinungsformen.
Original in skug #102, 4-6/2015
Der kamerunische Postkolonialismus-Theoretiker Achille Mbembe entlarvt Kants Kritik als farbenblind, ortet die Ursprünge der Sklaverei im Kapitalismus. Sklaverei und Rassismus bedingen einander und sind wegen des grassierenden Neoliberalismus keineswegs im Rückzug.
Original erschienen in skug #102, 4-6/2015
Everybody is a Star. D’Angelo und Kendrick Lamar finden mit ihren aktuellen – großartigen – Alben den Weg auf die Straße. Widerstand ist jetzt, ich bin ich und wir sind viele.
Original in skug #102, 4-6/2015
Im informativen Booklet verdeutlicht der britische Musikjournalist Jon Savage (»Englandʼs Dreaming«) wie die sterbende Industriestadt Cleveland Mitte der Siebziger zum Geburtsort der Punkmusik wurde. Trotz deren Niedergang nutzten viele namhafte Bands Cleveland als Tor zum Mittleren Westen, spielten dort Live-Gigs und beeinflussten dadurch lokale Bands nachhaltig. Diese benutzen Punk nicht als enges musikalisches Korsett, ihre…
Autopilot ist der 1997 vom Berliner Musiker und Promoter Guido Möbius gegründete Musikverlag. Autopilot wird also heuer volljährig. Ursprünglich eine Adresse für Songschreiber diversester Couleur, wurde im Lauf der Jahre daraus eine Plattform, deren Profil vor allem von ihrer Unvorhersehbarkeit lebt. Dabei ist diese Compilation-CD nicht als ein quasi Label-Querschnitt zu verstehen, sondern viel mehr…
Der Ozeane, unendliche Weiten. Immer schon waren die aquatischen Tiefen beliebte Aufnahme-Habitate für Fieldrecordings. Aus den letzten Jahren fallen mir dazu etwa Chris Watson oder Jana Winderen ein. Naturgemäß ist der klangliche Zugang der mexikanisch-österreichischen Subbass-Flötistin Angélica Castelló ein anderer als der von (Ex-)ElektronikmusikerInnen, der Ausdruck der sonischen Textur der Stücke setzt dadurch sehr unterschiedliche…
Wie kein anderer predigt und lebt der Schweizer Musiker Beat Zeller den Spirit des puren, primitiven Trash-Rock’n’Roll. Ob als One-Man-Band aka Reverend Beat-Man auf Dauertour, mit seiner brachialen Garage- Punk-Band The Monsters oder als rastloser Betreiber des Labels Voodoo Rhythm – und das alles mit 110-prozentigem Einsatz für die Sache.
Mit »Spot«, ihrem achten regulären Album, gelingt es Attwenger, wieder einmal zu überraschen. Seit der letzten Veröffentlichung »Clubs« gewinnt der konzeptionelle Ûberbau an Gewicht.
Nick Höppner war bereits in verschiedenen Bereichen der Berliner Clubszene aktiv und ist im Laufe der Jahre auch in diverse Rollen geschlüpft. Von 2005 bis 2012 war er A&R und Manager des Labels Ostgut Ton, auf dem nun sein Albumdebüt »Folk« erscheint, und das zum berühmt-berüchtigten Doppelclub Berghain/Panorama Bar gehört. Auch als Resident-DJ ist Höppner…
Die Arbeitswelt befindet sich in rasantem Wandel, und nicht gerade zum Vorteil der Arbeitnehmer. Das war unter anderem Anlass für eine Aktualisierung der bereits anno 1976 kapitalismuskritischen »Proletenpassion « der Schmetterlinge. Ein Interview mit der musikalischen Leiterin der Neuauflage, Eva Jantschitsch aka Gustav.
TERMINTIPP: Die OÖ-Premiere der »Proletenpassion 2015 ff.« wird im Rahmen des Festivals der Regionen am 24. und 25. Juni 2015 in Ebensee aufgeführt. »details
Man kann sie förmlich riechen: Die süßlichen Rauchschwaden nämlich, die einen umhüllen, wenn das erste Klaviersample durch die Boxen wummert und sich mit den Beats verbindet. In »Vibe Tribes« kommt der Groove noch leichtfüßig und smooth auf 90 BPM, aber schon mit »U Don’t Smoke What I Smoke« gewinnt Roman Rauch an Fahrt, bis es…
Archie Fairhurst alias Romare ist einer dieser fanatischen »Jäger und Sampler«, stets auf der Suche nach den seltenen Exemplaren, den skurrilen Sounds, den obskuren Songs und auch dem profanen Lärm des Alltags. Klatschen, Pfeifen, Stampfen; Nina Simone, James Brown, Lyn Collins. Alles, was klingt, kann von ihm aufgenommen, musikalisch verstoffwechselt und anschließend zu neuer Musik…
Versuch einer feministischen Sichtweise auf ein queeres Phänomen anlässlich des 60. Eurovision Song Conests in Wien.
Original in skug #102, 4-6/2015