Dass Desert-Rock natürlich durch ist, durch sein MUSS, schließlich gibt es ja schon Tamikrest und Tinariwen und das seit … ungefähr zehn Jahren, darüber müssen wir nicht ernsthaft diskutieren. Sowas zu behaupten, ist aber genauso plump, wie zu sagen, »Afrika« sei mal so ein Trend gewesen, weil Fela Kuti. Dass auch »westliche« Ohren mehr als…
Schön an der Relevanz vorbei, gleich hinein in die Wunderlichkeit veröffentlichte vor zwei Jahren das belgische Projekt Aksak Maboul in Komplizenschaft mit der Sängerin Véronique Vincent (von den »belgischen Talking Heads« The Honeymoon Killers) sein drittes Album. Mit 30 Jahren Verzögerung – seit 1983 lagen die Bänder, die aus damaliger Perspektive zu harmonisch für die…
Am 24. und 25. September 2016 feiern das Andromeda Mega Express Orchestra, das Solistenensemble Kaleidoskop und der Dadaismus gemeinsam eine große Jubiläumsparty in der deutschen Hauptstadt.
Seit Wolfgang Voigt einmal auf dem etwa ungeilsten Floor der Welt, dem Café des Berliner Hauses der Kulturen der Welt, eines der spaßigsten Sets ever lieferte – darauf ausgerichtet, Minimal Techno, Polka und Kylie Minogue mit maximalem Effekt zu verbinden – kann der Mann von mir aus alles machen, was er will. Und wenn ich…
Es ist also noch immer Männerfußballeuropameisterschaft, dieses kleine Stiefkind der WM mit dem Glamour eines Staubsaugervertreters. Vielleicht gerade darum (und natürlich trotzdem auch der Fahnenschwenkerei wegen, die dieser Tage noch einmal unangenehmeren Beigeschmack hat als eh schon) ein guter Anlass für die Nationen-ja-auch-nicht-so-gut-Finder von Staatsakt, ihren schicken Polit-Indie-Diskurs mit linker Fußballkritik zu paaren und den…
Das Mini-Festival »Krieg singen« im Berliner HKW widmet sich im Januar den komplexen Zusammenhängen von Musik und Krieg (bzw., wie man so zu sagen gelernt hat in den letzten Jahren, ›militärischen Auseinandersetzungen‹, ›bewaffneten Konflikten‹ etc.) und erkundet mit Mitteln der Wissenschaft und der Kunst, wie der Erste Weltkrieg die Grundlagen unserer Gegenwart legte.
Der Sommer war ja durchaus gut verschnuffelt: Ja, Paniks Herr Spechtl veröffentlichte als Sleep eine Soloplatte über das antikapitalistische Gehalt des Schlafes, Max Richter ließ mit seinem achtstündigen Wiegenlied, ebenfalls »Sleep« betitelt, die ganze Welt träumen – (»hochkulturelle Warmluft«, befand Kollege Cuisine). Gut Aufwachen, so als kleines Addendum zu diesen beiden Schwergewichten, lässt sich ausgerechnet…
Disney und Drones bilden die Eckpfeiler der musikalischen Welt des Matt Mondanile. Hört man den Pop-Entwürfen seines neuen Albums unter dem Moniker Ducktails gar nicht an! skug traf den Gitarristen in Berlin zum Gespräch über Katholizismus, Eskapismus, Experimente und Julia Holter.
Wann fing das eigentlich an, mit Kamasi Washington? Ich glaube, ich bin zuerst bei Andreas Borcholtes »Spiegel-Online-Abgehört« darauf gestoßen. Höchstwertung für »The Epic«, drei CDs, fast drei Stunden Jazz, der Rest der Musikpresse verstand es nur so halb beziehungsweise nur als halb so revolutionär, im politischen Sinne, feierte trotzdem, Feuilleton und das Jazzfachmagazin »Focus« eh….
Einen solchen Sound habe ich, ernsthaft, noch nie gehört. Dabei ist die Künstlerin schon Jahre dabei – skug berichtete bereits 2003 über den damaligen, nun ja, »Shootingstar«. Auf ihrem fünften Album singt die französische Multiinstrumentalistin Cécile Schott aka Colleen in betörenden Klangzirkeln von Selbstverlust und macht klassischen jamaikanischen Dub mit barockem Instrumentarium. Hauptsächlich ist es…
Aus Anlass von Ivan Antunovics Residency im Wiener quartier21/MQ würdigte Michael Gieblin skug #99 den Künstler als »halbes Gesamtkunstwerk«, der in einer Welt des Unvollkommenen und mit großer Schlagseite zum Pop das Fragment zum Hauptmotiv erklärt. Ende 2014 erschien nun mit »Earthquakes Usually Come Around At Night« ein Mini-Album eines seiner zahlreichen Musikpro- jekte, in…
Am kommenden Wochenende, dem 17. und 18. Juli, wird Berlin zum Zentrum für ›Universelle Musik‹: Das Andromeda Mega Express Orchestra (AMEO) lädt zur zweiten Ausgabe der »Kosmostage«, mit dabei u. a. Hermeto Pascoal, Els Vandeweyer, Lanaya und Musik von Guillaume de Machaut (1300-1377). skug traf AMEOs Andi Haberl zum Interview.
Soso, Stuttgart ist also das »neue Seattle«, verkündet der »Musikexpress« – ein massiver Abstieg für die Schwabenmetropole, die vor hundert Jahren einmal mit einer herausragenden Irrer-Prophet-Dichte als das neue, sehr deutsche Jerusalem gehandelt wurde, aber immerhin lässt sich Stuttgart nun wieder auf der Pop-Landkarte verorten. Was auch in diesem Magazin bereits Spuren hinterließ, siehe etwa…
Auf seinem neuen Album trifft Noah Lennox aka Panda Bear auf Gevatter Tod – ein Grund mehr, noch einmal auf die Spurensuche zu gehen nach den letzten Dingen im Werk seiner Hauptband, dem Animal Collective, und den aktuellen Soloaktivitäten.
Original in skug #101, 1-3/2015
Ende April entschied irgendjemand bei unserer Internetfirma, dass es mit unbezahlten Rechnungen nun wirklich reichte und schaltete uns den Lebenssaft ab. Saßen wir nun, unserer Identitäten beraubt (das soll gar nicht so antifacebookistisch abgedroschen klingen, so fühlt es sich wirklich an, als müsse man noch einmal ganz neu lernen, zu kommunizieren, das Leben zu organisieren)…
Auffällig zuerst als Sidekick des Garage-Derwischs Ty Segall, ist Mikal Cronin längst selbst zu einem Eckpfeiler der kalifornischen Musikszene geworden. Sein charakteristischer sommerlicher Garage-Power-Pop mit düsterer Poesie für die never ending Adoleszenz funkelt auch auf dem neuen Album »MCIII«. skug traf Cronin in Berlin.
Er hat einfach, den Gag habe ich schon einmal woanders gemacht, den tollsten, zeitgeistigsten Popnamen aller Zeiten: Sam Genders. Ein Name, der im deutschsprachigen Raum wohl soliden zwei Dritteln der sog. ›Mehrheitsgesellschaft‹ die Fußnägel hochrollen lässt. Volks-Rock’n’Roller etwa würden sich lieber ausbürgern lassen, als eine Nationalhymne zu singen, die ein Mensch mit Namen Genders geschrieben…
Eine amerikanische Geschichte: Bart, Cowboyhut, Schnaps und eine Gitarre. Blaze Foley, der Libertäre aus Texas. Klebbandmessias, 1949 einem trinkenden Trucker geboren in Arkansas, sang früh mit seinen Geschwistern den Gospel, wurde Hobo, lebte mit seiner Freundin in einem Baumhaus in Georgia, trennte sich, nahm seinen neuen Namen an, wurde Musiker in Austin, ging nicht arbeiten,…
Das selbstbetitelte Debüt der existentialistischen Invented-Tradition-Groove-Kapelle Kofelgschroa aus dem Oberammergau war ein Manifest, ein steil aufragendes Bergmassiv in den popkulturellen Mittelgebirgen, selbstbewusst aufreizend bis provokant. Rotzig treibende Wahrheiten aus den inneren Provinzen, aus denen niemand entkommen kann, wenn man auch die Sprache zwischen Dada, Trost und Ätzen nicht zwangsläufig verstehen konnte. Ein Album, für das…
Ich weiß oft nicht, mit diesem Pop – oder besser, I know it gets old. Review für Review – und auch in dieser Ausgabe – einen Pop einzufordern, der sich als Ausdruck maximaler Jetztheit versteht. Weil ich einen solchen Pop will; weil ich will, dass Pop mit dem Pop-Außerhalb zwischen gerade bevorzugtem Rausch und just…
Viva Libertatia!
Auf der Pirateninsel mit Captain Misson, Bey, Burroughs und Ja, Panik.
Fenster klingt zwar nach Licht und Weite, die Berliner Band verlagert aber Shoegaze und Dream Pop in dunkle Brunnenschächte und lässt die elegante urbane Abgefucktheit ihrer Wahlheimat auf ihrem Zweitwerk »The Pink Caves« weit hinter sich.
Im Rahmen des steirischen Herbsts sind Fenster am 04.10.2014 live in Graz zu bewundern.
Ach, würden sich diese zwei doch finden! Der slackige Lausbub mit der Zahnlücke und der manisch-depressive Lausbub aus Notwehr und aus Wien. Rauchen könnten die zwei, eine nach der andern, aufm Spielplatz hinten am Bach oder wo. Viceroy heißt die Zigarettenmarke – die Billig-Zigarettenmarke natürlich – die Mac DeMarco in einem der schönsten Songs des…
Allright, Leute, this gonna be short: Weil »Deep Fantasy« ja auch kurz ist: 22:05 Minuten, um genau zu sein. Und sowohl Platte als auch Kritik sind kurz, weil Offenbarungseide gar nicht länger sein dürfen, sonst werden sie pathetisch. Das 3. Album der Punk-Combo um Sängerin Mish Way ist hochmelodisches wie -energetisches Geballer close to perfection,…
»Character Design« klingt als Aufeinanderprallen von Authentizität und Synthetik nicht allzu einladend, aber at least schön post-digital. Was sich dahinter verbirgt, zeigt seit zehn Jahren das Berliner Festival Pictoplasma.
In der letzten Ausgabe dieses Journals schrieb Pico Be über den Sampler »Songs Of Gastarbeiter, Vol. 1«, und das angemessen wütend – wütend über die richtigen Leute, zu denen wahrscheinlich du, Leserin, und ich auch gehören. Ich verweise nur noch einmal darauf, weil dort schon alles gesagt war, was auch zu dem parallel stattfindenen Projekt…
Wo fröhlich lächelnd Menschenmassen / Happy sich an Händen fassen / Rhythmisch glücklich Arme schwenken / Sich vom Scheiß der Welt ablenken: da sah das Berliner Festival Doofe Musik einmal genauer hin.
Die Menschen in Owls waren in der ersten Hälfte der 1990ern als Cap’n Jazz eine der Keimzellen des Midwest-Emo-Core und stilprägend insofern, als dass sie ihren Sound nicht an Hardcore, sondern an Indie-Rock anschlossen – was die Nachfolgeband ihres Gitarristen Davey von Bohlen später unter dem Namen The Promise Ring in Perfektion vollzog. Die Mehrheit…