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Blaze Foley

»Sittin' By The Road«

Elite Records

Eine amerikanische Geschichte: Bart, Cowboyhut, Schnaps und eine Gitarre. Blaze Foley, der Libertäre aus Texas. Klebbandmessias, 1949 einem trinkenden Trucker geboren in Arkansas, sang früh mit seinen Geschwistern den Gospel, wurde Hobo, lebte mit seiner Freundin in einem Baumhaus in Georgia, trennte sich, nahm seinen neuen Namen an, wurde Musiker in Austin, ging nicht arbeiten, weil Musiker nicht arbeiten. Er lebte in keiner festen Wohnung, trank und trank und trank, lebte durch und mit seinen Freund*innen, zu denen etwa, prominent, Townes Van Zandt zählte. Er beklebte seine Kleidung, seine Schuhe mit Klebeband, wurde gecovert von Willie Nelson, Merle Haggard und Lucinda Williams, wurde erschossen vom heroinabhängigen Sohn eines Freundes, 1989, in defense dieses Freundes – aber: Take the rag away from your face, now ain’t the time for your tears. Denn nicht nur sorgten seine Weggefährt*innen dafür, dass seine Songs unbekannte Klassiker eines anarchischen Countrys wurden und seine Aufnahmen postum veröffentlicht wurden, insbesondere der Film »Duct Tape Messiah« (2011) trug dazu bei, dass Blaze Foley als großer, schattengenialer Weirdo einige Bekanntheit erlangte. Nicht in Sugar-Man-Dimensionen, nicht in Arthur-Russell-Dimensionen, aber in einer Dimension, die einem rough pickenden, schonungslos dichtenden Country-Mann gerecht wird. Auf diesen – vier Jahre nach der CD-Erstveröffentlichung – erstmals als »Sittin‘ By The Road« auf Vinyl vorliegenden Aufnahmen aus den 1970ern lässt sich ein ungeschliffener Diamant von Folk-Songwriter erahnen. Roh und unvermittelt mit einer Tonbandmaschine aufgezeichnet, erklingen Foleys Stimme und Gitarre hier sehr pur. Die Songs handeln vom Sprachlosen eines Lebens zwischen Orten, vom Armsein, dem Glück eines Cheeseburgers mit fetten Pommes und der Liebe. »If I could only fly / I’d bid this place goodbye / To come and be with you / But I can hardly stand / Got nowhere to run / Another sinkin‘ sun / One more lonely night«, verabschiedet »If I Could Only Fly« aus der Platte. Es mag eine voller Klischees sein, aber eine, für die sich eine mit mehreren Vorhängeschlössern gesicherte Schublade für ein paar vom skug und dem besserem Wissen unbeobachtete Sekunden öffnen mag: eine nahegehend ehrliche.

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Text
Steffen Greiner

Veröffentlichung
28.01.2015

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