1976 war diese Kollektion an denkwürdigen Liedern, hauptsächlich abgespeckt auf Klampfe und Stimme, dem Reprise-Label zu wenig kommerziell. Zu roh und ausgereift, dachte wohl auch David Briggs, der dieses Album im Indigo Studio, in Kaliforniens Malibu Hills, mit wunderbarem Ausblick auf den pazifischen Ozean, produzierte. Mit 41 Jahren Verspätung erfolgte im September 2017 die Veröffentlichung…
»Peace Trail«, der Auftakt-Song zum gleichnamigen neuen Album von Neil Young, hat noch all die Essenzen, die den Young-Sound ausmachen. Königin darin: Die ausladende Feedback-Gitarre, konterkariert von bemerkenswerten Zeilen wie »I have to take good care when something new is growinʼ«. Neil Young macht sich Notizen zum Weltgeschehen mit Fokus auf den USA und setzt…
Ja, es gibt sie noch. Sie könnte bis in alle Ewigkeit ihre klassischen Hits aufwärmen, immerhin hat sie ja auch einige davon wie »Time After Time« geschrieben. Stattdessen erkundet Cindy Lauper ein Genre nach dem anderen. Nach einem mehr als kompetenten Ausflug in Richtung Blues wühlt sie nun im Fundus der Country-Geschichte und als Partner…
Die richtig wahren Großtaten sind von Neil Young nicht mehr zu erwarten. Crazy Horse sind zwar Geschichte, aber das kann einen produktiven Geist nicht davon abhalten seiner Berufung mit so viel Spaß wie möglich nachzugehen. Da lag es nahe, die Kraft der Jugend anzuzapfen und Willie Nelsons Söhne und deren Band einzuladen mit dem Onkel…
Ein homöopathischer LSD-Trip vom Captain: Nach der Wiederveröffentlichung seines Meisterwerks »Trout Mask Replica« (1970) im Vorjahr bringt Rhino nun mit der Edition »Sun Zoom Spark: 1970 to 1972« auch das andere epochale Album von Captain Beefheart & His Magic Band. Anlass für ein Portrait.
»I can be an engine buzzing like a bee, I’m a real independent. Doing the laundry and planning for the future.« Es ist ein gut gehütetes öffentliches Geheimnis, dass die Nationalsozialisten zu den ersten großen Stützern und Verwirklichern der weiblichen Emanzipation zählten. War ja auch praktisch: Mehr gesellschaftlicher, wirtschaftlicher wie sexueller Einsatz, Generalverzweckung, im Tausch…
Nach seinen Jahren als Perfektionist sowie Förderer und Entdecker von Stars aus Kuba und Afrika, verlegte sich Cooder zuletzt immer mehr auf sein Songwriting und mit seiner zuletzt erschienenen Trilogie gelang ihm eine Historie des verschollenen Los Angeles seiner Jugend. Die hier dokumentierten Konzerte in San Francisco sind eine Versöhnung mit seinem Frühwerk in den…
2007 war es, als die Foals mit ihrem eckigen Spast-o-Funk auftauchten und von Trendscouts und Insidern schnell als heißester Scheiß gehandelt wurden. Und tatsächlich war dieser groovelastige und ein wenig streberhaft verquere Tanzpop ein wahres Vergnügen, ein echtesRütteln an der Tür. Fast hätte man davon träumen wollen, was alles gehen könnte, wenn der Poprock endlich…
Pico Be fuhr für uns nach Berlin. Anlässlich seines Gastspiels im SO36, (10. 1. 2013) gewährte der gehörlose finnische Rapper Signmark skug ein spannendes Interview. Unbedingt bis zum Abspann weiterlesen. The Who? können auf diese Frage nicht mehr antworten
Nach einigen durchwachsenen Jahren kehrt Neil Young wieder in den Schoß jener Band zurück, die ihn immer wieder zu Höhenflügen inspiriert hat. Vergessen ist die Schreibblockade, die durch den gesünderen Lebensstil auftrat und auch das Fehlen des langjährigen Produzenten David Biggs wird weggesteckt. Young und Crazy Horse sind auf magische Weise füreinander bestimmt und auch…
Länger nicht mehr betont Ry Cooder gehört. Ihn und sein umfangreiches Schaffen irgendwann einfach außen vor gelassen, nur nebenbei wahrgenommen und gewusst: »We need to get smarter, fast«, wie er jetzt 2012 in der Info zur CD schreibt. Heimatgefühl stellt sich nun beim Hören der neuen Cooder-CD unvorhergesehen ein. Seine Songs haben bei mir mal…
1997 schrieb der britische Singer-Songwriter Billy Bragg neue Musik zu Songs von Woody Guthrie, die dieser nie aufgenommen hatte und wo so die Musik verlorenging. Bragg spielte sie mit der US-amerikanischen Alternative-Country- Band Wilco in Chicago, Dublin und Boston ein. 1998 erschien erstmals ein Album unter dem Titel »Mermaid Avenue«, der Wohnadresse von Guthrie in Coney Island in den späten 1940ern, als die meisten entstanden. skug hat Billy Bragg diesbezüglich befragt.
Aus dem Konvolut der Mega-Pop-Models ragen viele mit geilen Videos, leider aber nur wenige mit attraktiven musikalischen Outputs heraus. Wen wundert es da, dass die kids vorrangig Musikmagazine/pics sammeln oder Videos sehen. Santigold ist eine löbliche Ausnahme. Sie belässt es nicht dabei, mit ihren Kolleginnen erst zu kollaborieren und sie danach zu dissen, sondern sie…
Leider ist selbst eine Tasten-Koryphäe wie Dr. John nicht davor gefeit, lauwarme Alben zu veröffentlichen, man erinnere sich an den Großteil seiner zuletzt erschienenen CDs. Auf seine alten Tage überlegte es sich der Voodoo-Meister nun aber und holte jemanden ins Boot, der mit ihm, ehe das Schiff versinkt, noch alles zu einem versöhnlichen Ende bringt….
Folkpop! Das ist ja für manche Leute an sich schon eine Beschimpfung, ein geschmäcklerisches Ghetto, das sich als Mainstream versteht, und in welchem überwiegend »weiße« Jugendliche aus privilegierten Regionen fein temperierte Befindlichkeitsmusik produzieren. Das darf man natürlich so nicht stehen lassen. Es gilt der Geschmacksparagraph, der ins Reich der Subjektivität verweist, was sich sonst kaum…
Retromania und kein Ende! Nach Hauntologic-Pop geistert mit Hypnagogic-Pop heuer schon die nächste Transmutation einer Musik durch die Blogs, Magazine und Köpfe, die es am liebsten hat, wenn sie mit Begriffen nicht zu fassen ist und dabei dennoch alles in den Sampler lädt, was am Ende des Tages auf Flohmärkten an Tonträgern noch übrig geblieben ist.
Das völlige Unverständnis über die handelnden Personen in der Wall Street ist so massiv, dass Ry Cooder diese Songs anscheinend schreiben musste. Seine Trilogie über Los Angeles war abgeschlossen, die Arbeit an Soundtracks langweilte ihn (der die Angebote sind nicht verlockend genug) und so traf er sich mit Weggefährten wie Flaco Jimenez, dem Tex-Mex Akkordeonspieler…
Wie Brian Wilson den Beatles doch noch ihre Englischhörner verbiegt
Zur Veröffentlichung der Komplettneueinspielung von »Smile«, dem bisherigen »most famous pop-music album never released«.
Pat Metheny ist ein typischer Provokateur von Hassliebe, was wohl nicht nur bei mir an seinem unverwechselbaren, im Grunde schon überkultivierten Gitarrensound liegt, den er wiederum von und in Abgrenzung zu Wes Montgomery über lange Jahre hin entwickelt hat. Vor allem auf den CDs mit seinem Stammkollektiv, der Pat Metheny Group, gerinnt diese Signifikanz sehr…
That’s me, that’s me, the Boy with the Broken Halo! Der Blues des weißen Mannes zählt nach wie vor zu einem der musikalischen Großverbrechen, das so glaubwürdig wirkt wie ein regentanzender Wall Street Broker in Navajo-Kriegsbemalung. Hier entsprechend ein Baseballschläger von links an Post-Cream- Eric Clapton und von rechts mit ein wenig Nachdruck an Rattle…
Interesting cover and artwork that makes you feel you’re holding in your hands a Carly Simon reissue or some folk west coast 1971 album, though you don’t. But actually are so close to (clone to) a James Taylor, Michael Franks, Steely Dan and so on production (badly missing the lavish sessionners around of those days,…
Wanda Jackson already belongs to the Americana hall of fame, in the early rock ?n‘ roll and country section (along Buddy Holly, Carl Perkins, Elvis or Little Richard). She comes back here in a now common »diggin‘ from ya grave« production of the also pretty known and talked about Jack White III (Heavy Surfer’s Tremolos,…
Mit seinem Alter Ego bleibt Stephen Merrit seinem Ruf und seinem Genie treu und widmet sich auf »Realism« der reflektierten Sanftmut. Der Wall of Sound des Vorgängers »Distortion« ist Vergangenheit und Glockenspiele und Gitarren dominieren das Geschehen, über dem Merrit seine konsumentenfreundlich kurzen Songs ausbreitet. Ein Song wie »Everything Is One Big Christmas Tree« fehlte…
Bibi Tanga – Sohn eines zentralafrikanischen Diplomaten in Paris – ist viel herumgekommen. Mit ihm ist der Acid Jazz endgültig im neuen Jahrtausend angekommen. HipHop, Electro Soul, Worldbeat, Afrofunk – hier kommt alles zusammen. Schon 2007 veröffentlichte der Bassist und Falsett-Sänger Bibi das vielbeachtete Album »Yellow Gauze«. Mit seinen genialen Mitstreitern Le Profeusseur Inlassable an…
Puerto Escondido ist eine Stadt an der Pazifikküste Mexikos, vielleicht machen sich die beiden Gitarristen ja dorthin auf, im Gepäck haben sie bei dieser ersten gemeinsamen Reise in jedem Fall den Blues: Mal den ruhigen »Sporting Life Blues«, oft steigen sie ein wenig aufs Gaspedal. Herausgekommen ist ein gutes Blues-Album, bei dem jeder Mundharmonika-Einsatz, jede…
Freiheit Ouverture. Aus dem Schepperstuhl klingt es: Kill! Fuck! Die! Metal war zuletzt als dementer kränkelnder Opa abgeschrieben, dessen Insignien artfremde Geister wie Gaultier oder Princess Superstar kleiden. Dennoch verkauft sich das musikalische Haupthandwerk maskuliner Sturheit abseits aller Medienkanäle, seien sie Masse oder Independent. Sogar die trüffelgierige Spürhundmaschine des skug hat zwei der bewegendsten Alben…
Da hat sich wer Zeit gelassen. Ganze fünf Jahre sind seit der mauen Stagnation von »Ancient Melodies of The Future« vergangen. BTS haben ihre Rolle als Indierock-Könige der ausgehenden 90er schon lange hinter sich gelassen, Doug Martsch hat eine sehr gute Solo-Platte (»Now You Now«) gemacht und kehrt nun mit BTS zurück, als ob sich…
»Im Osten nichts Neues« – weder auf Leinwand noch als Live-Performance! Harsch und mehrstimmig fiel vor rund einem Jahr die Meinung der Kritikergilde aus. Sowohl Emir Kusturicas zuletzt gedrehter Liebesstreifen »Life Is A Miracle« segelte durch, als auch die beiden ausverkauften Zürcher Konzerte in der Roten Fabrik. Den überdrehten Bühnenklamauk hätte man noch irgendwie durchgehen…
Dafür oder dagegen? Das Expertengeplänkel dauert an und in den schmallippigen Neutönerkreisen wird vehement nach Farbbekennung verlangt. Das Arditti Quartet oder das Kronos Quartet? Wobei man sich über die hohe Interpretationsqualität beider Ensembles oft einig ist. Uneinig indes über deren Repertoireverständnis. Gilt das Arditti Quartet als »seriös«, gerade weil sie sich der Neuen Musik so…