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Pat Metheny

»What's It All About«

Nonesuch

Pat Metheny ist ein typischer Provokateur von Hassliebe, was wohl nicht nur bei mir an seinem unverwechselbaren, im Grunde schon überkultivierten Gitarrensound liegt, den er wiederum von und in Abgrenzung zu Wes Montgomery über lange Jahre hin entwickelt hat. Vor allem auf den CDs mit seinem Stammkollektiv, der Pat Metheny Group, gerinnt diese Signifikanz sehr schnell zur Penetranz. Umso dankbarer muss man über jedes Album sein, auf dem weniger der Sound, mehr die Virtuosität im Vordergrund steht. »What?s It All About« ist ein Fest für die Akustikgitarre, vor allem für die nach »Nashville-Tuning« gestimmte Solo Bariton Gitarre, was aber nur für absolute Jazznerds ein erwähnenswertes Faktum ist. Anyway, wir hören einen verhaltenen Meister seines Instruments, dessen Improvisationen sich auf jedem Stück dem gro&szligen Ganzen unterordnen, der praktisch nie der Versuchung erliegt, durch Phrasierungen im Höllentempo zu zeigen, was er kann. Vielmehr klingen manche Stücke wie ein Sinnieren während des Spielens, als würde er jedem angeschlagenen Ton noch einen Gedanken hinterher schicken. Wahre Meisterschaft ist das natürlich, aber die hat auch zur Folge, dass jedes Stück, trotz Akustikgitarre, eben ganz und gar nach Pat Metheny klingt. Selbst Melodieberserker wie »Sounds Of Silence« oder »And I Love Her« werden zu Methenysphären, aus denen die ursprüngliche Melodie nur noch wie die Spitze eines Eisberges herausragt. Auch in diesem Fall also genügend Gründe, die alte Hassliebe weiter zu pflegen. Ergo: für die Liebenden ein Meisterwerk, für die Hassenden eine weitere Metheny-CD.

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