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Ry Cooder

»Election Special«

Nonesuch

Länger nicht mehr betont Ry Cooder gehört. Ihn und sein umfangreiches Schaffen irgendwann einfach au&szligen vor gelassen, nur nebenbei wahrgenommen und gewusst: »We need to get smarter, fast«, wie er jetzt 2012 in der Info zur CD schreibt. Heimatgefühl stellt sich nun beim Hören der neuen Cooder-CD unvorhergesehen ein. Seine Songs haben bei mir mal wie selbstverständlich zum Alltag gehört. Wie ein Soundtrack oft, fällt mir ein, was ich beinahe vergessen hätte. Der 65-jährige Könner an der Gitarre, dabei exzellenter Bottleneck-Spieler, ist versiert, au&szliger an der Gitarre auch an Bass und Mandoline und zudem ein routinierter Sänger, sein Sohn Joachim Cooder überzeugt am Schlagzeug. In seinen Lyrics gibt der Kalifornier ein sozialkritisches, politisches Statement zur Situation in Amerika ab und zum Wahlkampf als Verfechter der Demokratie. Für Barack Obama, gegen Mitt Romney. Und lebt dabei musikalisch gewohnt bewusst tief in Roots, Blues, Folk und Rock, wohltuend weit ab von glattem und plapperndem Pop. Anspieltipps: Das countryesk-folkige »The 90 And The 9« ist eine Paraphrase auf »a possible political discussion between a father and child«, so Cooder. Und das sehr gefühlvolle und nahegehende »Brother Is Gone« opponiert gegen ein Gro&szligindustriellen-Brüderpaar der politischen Rechten. Cooder vermerkt dazu: »… they made their deal at the crossroads with Satan. Satan will need to get paid, but in the meantime, they are doing everything in their power to hurt you and me …«. Die straighte Rocknummer »Guantanamo«, wie das völkerrechtswidrige Gefangenenlager Kubas hei&szligt, soll warnen. »Prisons are the new growth industry«, versucht Cooder zu erklären. Markanter Abschlusssong des Albums ist das stompende »Take Your Hands Off It«,mit Gesang auch von dem als expressivem Solo- und Back-up-Sänger bekannten Arnold McCuller und den Sätzen »… Get your dirty hands off my Constitution … Get your greasy hands off my Bill of Rights …«. Im ergänzenden Text dazu gibt es eine explizite Erinnerung an Woody Guthries Song »This Land Is Your Land«. Ja, Songwriting hat auch immer wieder eine sozialkritische, politische Aussage zu sein. Pete Seeger soll dazu vor Jahren gesagt haben: »There’s no hope, but I may be wrong«. Fazit: »Election Special« bereitet warmes und kaltes, sehr kaltes Feeling und ist explizit politisch.

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