Kluster, Cluster, Qluster, Harmonia, Aquarello, Zodiak Free Arts Lab, Hans-Joachim Roedelius solo und ob Proto-Trance, zeitgenössische Sinfonien oder ambiente Jazz-Drones: Diese ebenso sympathische wie produktive Musiker-Legende bereichert seit mehr als vier Jahrzehnten Denk- und Hörwelten. Hans-Joachim Roedelius erzählt davon im skug-Interview.
In sich ruhend, feingliedrig und von geheimnisvoller Schönheit – mit der Veröffentlichung seines Albums »Feel Free« im letzten Jahr erntete Duane Pitre euphorische Kritiken. Nun ist mit »Bridges« sein zweites Album für Important Rec. erschienen, und wieder ist die Musik durch jene Sanftheit und Klarheit geprägt, die auch schon den Vorgänger kennzeichnete.
Fotos: Dorka Hegedus
Mit Projekten wie Pure, Heart Chamber Orchestra, PRSZR oder Bolder erweitert Peter Votava aka Pure seit 1991 seine komplexe Klangwelt, die die brachiale Sprache der industriellen Pioniere ins digitale Zeitalter transferiert. skug im Gespräch mit dem in Berlin lebenden Wiener Musiker.
Foto: Laura Beloff
Die Angst vor dem weißen Blatt versuche ich im Fall von »Slow Focus« durch ein kleines Gedankenspiel zu überwinden: Ich stelle mir vor, dass statt Fuck Buttons die Band Emerson, Lake & Palmer für das Album verantwortlich zeichnet. Ja, »Slow Focus« erinnert mich tatsächlich an ELP, auch wenn das wie an den Haaren herbeigezogen klingt….
»Ruthless Sperm« ist wieder mal ein knalliger Albumtitel. Ich hatte schon befürchtet, es mit dem klebrigen Abhub alter Grindcore-Masttröge zu tun zu haben und mich auf Fäkalspaß der Marke Rectal Smegma gefasst gemacht. Gottseidank haben die Italiener His Electro Blue Voice dann doch ein Herz für Audiophile, auch wenn Songtitel wie »Spit Dirt« oder »Tumor«…
Die 1980er sind ein wesentlicher Bezugspunkt dieses Albums der als DJane und Dubstep-Artist bekannten Ikonika. Alte Maschinen werden verwendet, damit also wie so oft Old School und moderne Techniken verbunden. Das Album öffnet mit einem Post-Drone, der sich dann eher in Richtung Freestyle-House und Synthpop manövriert. Die aufstrebende Sängerin Jessy Lanza ist auf »Beach Mode«,…
Last Exit Extraplatte. Das letzte im Wiener Verlag mit dem Kreissägeblatt-Logo erschienene Album fungiert als Vermächtnis wofür das Wiener Label stand: Nichteinmischung in künstlerische Belange. Selbst im Rahmen der Konkursabwicklung gibt Harald Quendler den Musikern noch die Chance, ihre Tonträger abzuholen, damit nicht alles den Bach runtergeht. Lieber schiebe ich die Gründe für die Bitternis…
John Wizards sind eine Band aus Kapstadt und haben hier eine der interessantesten und angenehmsten Platten des Jahres gemacht. Maputo, Kapstadt und Dar es Salaam sind Städte, in denen Sänger Emmanuel Nzaramba und Bandleader John Withers ihren musikalischen Einfluss aufgesogen haben. »John Wizards« ist eine brilliante Kombination afrikanischer Musik, RnB und Kammer-Pop gefiltert durch elektronische…
KPM-Alben sind immer in Farben gehalten, die an Bundeswehrjacken erinnern, sie kommen ohne gestalterischen Schnickschnak daher und enthalten nur Musik und die Tracklist. In gewisser Hinsicht ist das hilfreich, da ich mehr zu hören scheine, wenn der Verpackung nicht gegenüber dem Inhalt Vorrang gegeben wird. Sollten Sie eines Abends einmal die Ursprünge und Wurzeln, die…
Das 2012 live eingespielte Album klingt wie die Wiederaufnahme des Konsonanten in die experimentelle New Yorker Downtown-Szene. Neue Kammermusik von Partnern, sowohl im Leben als auch in der Musik, und da mit Piano und Violine. Courvoisiers teils präpariertes Pianospiel ist eine neoklassische und eigenwillig zeitgenössische Verbindung von europäischem und amerikanischem Interagieren und Musikdenken. Feldman ist…
Was versteckt sich hinter dem Glam, den Ebony Thomas 2009 bereits auf ihrem Debüt-Album »Bone Of My Bones« überzeugend darbrachte? Exzentrik wirft tolle Bilder ab, doch 2013 verglüht der euphorische Eindruck von damals zunächst etwas. Großartig hebt der Zweitling mit einem bulgarischen Frauenchor-Sample an und schon wird die Grundrichtung des Albums zementiert. Sinister dräuende Streicherwolken,…
Auch zwei Jahrzehnte nach dem »Zerfall« Jugoslawiens, gute zehn Jahre nach dem letzten größeren Gewaltausbruch in dessen Folge, steht man noch vor dieser Geschichte und weiß nicht, wo in diesem Gewirr aus Parallelitäten und Gleichzeitigkeiten, Stereotypen, Illusionen, Krisen, Träumereien und Blindheiten der eine roten Faden verläuft, der das vielleicht verstehen helfen könnte. »Stand Up, People….
»One Down, One Up«, so heißt eine bekannte Nummer von 1965, die das wuchtige Spiel des klassischen John Coltrane-Quartetts eindrucksvoll demonstriert. Der Titel könnte auch gut als Motto herhalten zur schier unendlichen und äußerst ambivalenten Veröffentlichungsgeschichte der Musik Coltranes. Das kürzlich erschienene 2-CD-Set »Sun Ship. The Complete Session« bringt die wiederentdeckte komplette Studioaufnahme von August…
Wake me up in the disco and see if you love me again. Ûber zwei Dekaden FM4, des etablierten Alternative Mainstream-Radio, haben einen gewissen Kahlschlag im österreichischen Musikschaffen erzeugt. Kopf-Gentrifizierung it is called! Jeder will den perfekten Popsong und den schnellen Globalstart. Und hockt in weiterer Folge klassisch angefressen im Eck, wenn der Rubel und…
Es war längst an der Zeit, das epochale OEuvre von Yoko Ono zu durchmessen. Als Künstlerin ließ sie sich die Kleider vom Leib schneiden. Im Dialog mit John Cage definierte sie Sound neu. Kunst konzipierte sie als Partitur, während sie auf der Rockbühne Pop revolutionierte. Lange im Schatten von John Lennon, wird sie allmählich als eine der einflussreichsten Persönlichkeiten der Avantgarde des 20. Jahrhunderts wahrgenommen. Nun macht ihre breit rezipierte Retrospektive »Half A Wind-Show« in der Kunsthalle Krems Station.
In der Eigenbezeichnung »musical travel agent« kollidiert sein Å’uvre: Philippe Petit unternimmt mit cinematischen und schwerst mit popkulturellen Zeichen aufgeladenen Soundscapes Expeditionen in die Kehrseiten der Musik. skug hat ihn interviewt.
Live-Fotos: Marlies Wirth
Seit mehr als einem Jahr sorgen homo-, bi- oder transsexuelle RapperInnen für eine neue Offenheit in der US-HipHop-Welt. Vom YouTube-Hit und kostenlosen Mixtape haben es viele zum Debütalbum geschafft. Die Veränderung scheint permanent.
Musik ist uns heute geläufig als eine Zeitkunst, aber sie ist dies nicht ausschließlich oder zwangsläufig. Au contraire: Musik ist auch Raumkunst. Und das war lange vielleicht sogar primär. Julianna Barwicks letztes Album trug seinen Titel darum – Zufall oder Reflexion – ganz zu Recht: »The Magic Place«. Denn Musik als Raumkunst schafft solche Räume,…
Die anglofranzösische Gruppe rund um den relativ jungen Allround-Keyboarder Kit Downes legt gleich mit dem ersten Song dar, was unter dem Rubrum Barbacana alles einzuordnen ist. »Animation« beginnt als Beefheart’scher Katzenjammer und gemahnt zum Ende hin an die ruhigen Momente des Post Rock, alles von der großen Klammer Jazz zusammengehalten. Wer da schon mit seinem…
Die Hügel, Täler und Berge des »Inland Empire« sind in das gleiche tiefe, minerale rot, gelb, grün und blau getaucht, wie die des bemalten Frauenkörpers vor der Landschaft von »San Fernando«, der letzten Platte von Das Weiße Pferd. Und schaut man genau hin, kann man zwischen all den nackten, geschlechtslosen Männern, den Bandmitgliedern der achtköpfigen…
Das von Guido van der Brink aka Atiq betriebene Rotterdamer Label Mindtrick überrascht immer wieder mit darkem und v. a. »cinematischem« Dubstep, Breakbeat und D’n’B. So auch hier: Mit EnK – Labelbetreiber von Tympatik Audio – haben sich zwei holländische ex-Heavy-Metal-Musiker zusammengefunden, um für ihr Plattendebüt als Label-Kooperation einen Soundtrack einzuspielen, dessen sonnenabgewandte Verdichtungen Fanherzen…
Das 2008 gegründete Vultures Quartet entstammt der Londoner Improv-Szene, spielt an sich als Trio, erweitert sich für Aufnahmen allerdings zum Quartett. Es ist das Debüt mit Schuyler Tsuda (The Sonic Alchemists). Man könnte diesem Album Unrecht tun und es ins Irgendwie-Post-Industrial-Fach stecken: Gleich zu Beginn dröhnen entrische Kaskaden aus den Boxen. Doch schon bald gewinnen…
Das steirische Label Rock Is Hell feiert gebührend, als 50. Release wurde diese Zusammenstellung mit 50 (!) heimischen Bands herausgebracht. Eine logische und höchst löbliche Angelegenheit. Bevor Sie weiterlesen: eine absolute Empfehlung! Zur Platte: Wie zum Teufel soll man ein Vinyl mit 50 Loop-Grooves rezensieren? Mir fällt dazu die Compilation »500« des Labels RRR von…
… in Wien: Teuchtlers Schallplattenhandlung, Extraplatte*, Moses Records, Substance, Rave Up oder EMI … in New York: Downtown Music Gallery (Bruce Galanter), Other Music, Bleecker Street Records … in Paris: Bimbo Tower, Wave, Souffle Continu Lido Musique … und anderswo: Rough Trade, Sister Ray und Reckless … Zürich und sein Rec- Rec-Laden (Veit Stauffer), Köln und A-Musik (Frank Dommert), Tokio und der Traum jedes Sammlers (auf fünf Etagen: Disk- Union).
Le Disque (di-sk‘) – ì Vienne: Teuchtler Schallplattenhandlung, Extraplatte**, Moses Records ou Substance ou EMI. ì New-York, Downtown Music Gallery (Bruce Galanter), Other Music, Bleecker Street Records … Pour Paris, Bimbo Tower, Wave, Souffle Continu ou Lido Musique. Ailleurs Rough Trade, Sister Ray et Reckless – Zürich et son Rec-Rec Laden (Veit Stauffer), Cologne et A-Musik (Frank Dommert). Tokyo, et le rêve de tous collectionneur (sur cinq étages): Disk-Union
In den letzten Jahren hat sich das einst stockkonservative Graz zu einem der kulturell spannendsten Orte Mitteleuropas entwickelt. Wenn es allerdings nach der neuen Stadtregierung geht, dann soll sich das bald wieder ändern.
Foto: Kulturzentrum Niesenbergergasse – Garten
Während Glamrock das Verdienst zugeschrieben wird, die Diskursanalyse in die Popmusik eingeführt zu haben, wurde dieser als »Mädchenmusik« ebenso heftig gedisst. Keine schlechte Zeit also für erste Erfahrungen in Sachen Pop- Antagonismen.
Catherine Christer Hennix ist nicht nur Komponistin, sondern auch Philosophin, Mathematikerin und bildende Künstlerin. Ein E-Mail-Interview anlässlich ihrer Artist in Residence an der Akademie der bildenden Künste und des Kontraste-Gastspiels ihres Ensembles The Choras(s)an Time-Court Mirage.
Der Komponist Morton Subotnick durchpflügt seit den frühen 1960er Jahren die Elektronik. Analog-Synthesizer-Musikpionier, unkonventioneller Vortragender, Entwickler einer Musiksoftware für Kinder: eine interviewgestützte Spurensuche anlässlich seines achtzigsten Geburtstags und des fünfundvierzigsten von »The Wild Bull«, das Opus Magnum des einzig wahren »Godfather of Techno«.
Foto: Bregenzer Festspiele/andereart
/sound Hans-Joachim Roedelius Hör- und Denkerweiterungen per Coverstory, Didi Neidhart über Glamrock, Kontraste Spezial: Catherine Christer Hennix & Morton Subotnick, Duane Pitre, Pure, Gay HipHop, Philippe Petit /reviews Julianna Barwick, Der Blutharsch, Cardiochaos, John Coltrane, Ebony Bones, Fuck Buttons, Ikonika, Mäuse, Oneohtrix Point Never, Das Weiße Pferd, Tamikrest, Janet Lee Davies, ESP Disk‘ … /culture Weltmusik 2.0 Vol. 2: Datenstromkabelnetze aus Jamaika, Südafrika und Libanon /artfile: Yoko Ono – Der Himmel über Fluxusrock /film Spurensuche im zeitgenössischen Science-Fiction-Kino; Previews auf Horrorfilme im Filmmuseum, »Slash« im Filmcasino, Viennale /open spaces Verbotskulturhauptstadt Graz; kaum Altes in den wieder eröffneten Wiener Sofiensälen /performance »Occupy The Museum« – Realitäten hinter der ImpulsTanz-Reihe /besides Thomas Ballhausens neue Erzählung im Remix /readable »Die Insel der 100.000 Toten« (Fabien Vehlmann/Jason), »Beuys. Die Biographie« (HP Riegel), Isabella Straub, Ernst Herbeck, Benjamin Percy, Yoko Ono, S. M. Vidaurri sowie »Kate Bush. Under the Ivy« (Graeme Thomson) /Kolumne Noël Akchoté über das Ende der Tonträger-Epoche