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Vultures Quartet

»Sui Generis«

Zoharum Records

Das 2008 gegründete Vultures Quartet entstammt der Londoner Improv-Szene, spielt an sich als Trio, erweitert sich für Aufnahmen allerdings zum Quartett. Es ist das Debüt mit Schuyler Tsuda (The Sonic Alchemists). Man könnte diesem Album Unrecht tun und es ins Irgendwie-Post-Industrial-Fach stecken: Gleich zu Beginn dröhnen entrische Kaskaden aus den Boxen. Doch schon bald gewinnen Drums-Launen die Oberhand, die dunklen Nebel reißen auseinander, ein Patchwork aus Ambient-Drones, Glissandi und zeitverzögerten Feedbacks macht sich breit. Also doch viel eher zeitgenössischer und – weil mir keine bessere Schublade einfällt – Free Jazz. Die drei haben als bisherige Kollaborationspartner Damo Suzuki, Philippe Petit oder Steve Beresford, Releases für Tzadik und Sub Rosa und Live-Sets mit John Zorn, Nurse With Wound oder John Butcher im Portfolio. Offensichtlich wird Vulture Quartets eigenartig-eigenständiger Zugang ab dem zweiten Track: Tonbandmanipulationen, weißes Rauschen, Metallgeklöppel, Electronica-Glitches und verquer gehaltene Schlagzeug-Rhythmen evozieren Stimmungen direkt aus den Kellern. Ein ähnliches Schwarz kommt mir bei Caspar Brötzmann unter. Oder vielleicht so: Einstürzende Neubauten aus ihrer mittleren Phase ins Heute transferiert, Improv-Jazz-mutiert. Keine wohlige Scheibe sondern ein präzise getimter Anschlag. Das Cover lässt an Atmosphären eines Jan Švankmajer denken, was schon auch eingelöst wird; mir fehlen indes surreale, transzendierte oder kontrastierende Momente. Die ganze CD lang habe ich darauf gewartet, dass die vier ihr quasi sicheres Terrain entschleunigter Psycho-Dekonstruktionen verlassen und einen Ausbruch provozieren, der allerdings nicht kommt. Ich stelle mir als nächste Kooperationspartner Z’EV oder Mats Gustafsson vor. Bis dahin: gut, aber hatten wir so schon des Öfteren. Trotzdem und gerade deswegen sollten Sie definitiv dranbleiben!

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