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Jlin

»Akoma«

Planet Mu

An den Schnittpunkten von Electronica und Experimental ist seit Jahren Jerrilynn Patton alias Jlin die vielleicht herausragendste Vertreterin der Avantgarde. Ihre stark vom Footwork beeinflusste Musik zeichnet sich aus durch die enorme rhythmische Intensität, ständige Wechsel (von allem eigentlich), tausende Ideen, in ein organisches Ganzes gepresst. Dass ihre Werke nicht bloß im Untergrund herummäandern, bezeugt auch der Fakt, dass sie mit ihrem Stück »Perspective« aus dem Jahr 2023 für den Pulitzer-Musikpreis nominiert wurde. Und doch bleibt ihr Name eher Geheimtipp. Das ist aber auch nicht wirklich überraschend. Wenig radiotauglich sind ihre Songs, wenn auch wahnsinnig euphorisierend und vitalisierend. »Akoma« ist da nochmal ein Level-up. Jeder Song tausend kleine Hits. Hat man etwas entdeckt, springt der Song auch schon wieder zur nächsten Idee, es gibt wenig für die Ohren zum Festhalten, einziger roter Faden ist die immer selbe hohe Energie. Die greift wie die Pranke eines Jaguars das Genick und zieht die Hörenden durch das Werk. Fürs neue Album hat sich Jlin niemand Geringeres als Björk, das Kronos Quartett und auch Philip Glass hinzugeholt. Die Beats sind noch schnittiger, noch packender, noch etwas stärker als auf den Alben zuvor, die Melodien noch eindringlicher, hier und da doch mal mit Wiedererkennungseffekt, insgesamt wie der Soundtrack zu einem düsteren Film, introspektiv, expressiv, zugleich sehr menschlich und animalisch, immer sehr warm, mysteriös, man höre nur »Iris«, oder komplexer Trommel-Rhythmik verschrieben (z. B. »Challenge, To Be Continued II«). Jlin bleibt konstant: Ihre Veröffentlichungen sind immer Jlin, jedoch jedes Mal drei Schritte nach vorne, jeder Track eine andere Welt, eine Wonne. Jlin gastiert am 9. April 2024 gemeinsam mit Sarah Farina im Berliner Silent Green.

Home / Rezensionen

Text
Lutz Vössing

Veröffentlichung
28.03.2024

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