Sofort fräst sich Track Numero 1 ins Gedächtnis: Ein Akkordeon schnauft in »Playa Vertical«, dazu erklingt immerzu ein seltsam-bizarrer Electronic-Loop und drüber gelegt werden nahezu schnatternde Bassklarinettenkaskaden. Pelayo Arrizabalaga (neben seiner Berufung als Improv-Musiker ein begnadeter Maler und Grafiker) und Eli Gras (Universalkünstlerin, gründete das Label, auf dem veröffentlicht wird, und das NoNoLogic Festival) setzen auf ihrem zweiten Longplayer »Áridos« auf Kontemplation, ohne dass es je langweilig werden würde. Dazu sind die beiden spanischen Artists zu schlaue alte Füchs*innen, denn ihre Sound Art erfüllt den Hörraum mit ganz besonderer Beschallung. Dass Arrizabalaga gern Plattenspieler verwendet und Gras selbst gebaute Sound Engines mit nur wenig E-Gitarre und etwas mehr Stimmextravaganza, dringt ziemlich gut durch. Auf »Agua Negra« erinnert repetitives Kreiseln an die Minimal Music von Steve Reich, auf »Limo« regiert ein nerviges Flattern und Rühren. Dann folgen auf »Mapa de Aires« teils ausschweifende Sinuswellen, die von perkussiven Elementen konterkariert werden. Mitunter verlieren sich die beiden zu weit in elektroakustischen Gefilden, doch stets wird das Ohr des Rezipienten gefordert. Summa summarum: Hörenswert, doch bleibt die Repeat-Taste einzig beim eingangs erwähnten »vertikalen Strand« hängen. Wäre die Welt aufmerksamer, hätten Arrizabalaga & Eli Gras zumindest einen Avantgarde-Hit gelandet.
Pelayo Arrizabalaga & Eli Gras
»Áridos«
La Olla Expréss
Text
Alfred Pranzl
Veröffentlichung
07.03.2024
Schlagwörter
Eli Gras
La Olla Expréss
Pelayo Arrizabalaga
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