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Fuck Buttons

»Slow Focus«

ATP Recordings

Die Angst vor dem weißen Blatt versuche ich im Fall von »Slow Focus« durch ein kleines Gedankenspiel zu überwinden: Ich stelle mir vor, dass statt Fuck Buttons die Band Emerson, Lake & Palmer für das Album verantwortlich zeichnet. Ja, »Slow Focus« erinnert mich tatsächlich an ELP, auch wenn das wie an den Haaren herbeigezogen klingt. Aber stellen Sie sich doch mal den hyperaktiven Keith Emerson oder den Snob Carl Palmer vor, jedoch nicht in ihrer Rolle bei ELP in den Siebzigern, sondern als DJs bei Fuck Buttons im Jahr 2013. Die Musik mag anders klingen, aber die Megalomanie, die aggressive Aufdringlichkeit, das große Ego sind da wie dort gleich. »Slow Focus«, das »Welcome Back My Friends To The Show That Never Ends« des 21. Jahrhunderts? Ganz ehrlich, wenn ich »Brainfreeze« höre, den Opener des neuen Albums von Fuck Buttons, dann steht da ein im Schwarzlicht leuchtender Proleten-DJ mit Red Bull-Käppi vor meinem geistigen Auge. Ich sehe das Publikum, wie es diese Musik für die allergenialste seit Menschengedenken und sich selbst für so richtig leiwand hält. Das »Höher-Schneller-Weiter« wird auch auf den folgenden Songs nicht seinem notwendigen Ende zugeführt. Im Gegenteil, »Year Of The Dog« ist Barock fürs Melt-Publikum. »Mach« würden Spinal Tap dazu sagen. Es folgt ein 90ies-Exkurs (»The Red Wing«) und Spielereien mit Vocaloid as brought to you by Game Boy Advance (»Sentients«). Erst nach langer Zeit bringen mit »Prince’s Prize« und »Stalker« die einzig wirklich guten Songs des Albums ein wenig Spannung ins Geschehen. Da geht’s nämlich zur Abwechslung mal nicht um Showmanship, sondern um echte Atmosphäre. Doch es hilft nichts, zum Abschluss stuprieren Fuck Buttons mit dem rund zehnminütigen »Hidden XS« noch einmal die Ohren der HörerInnenschaft mit quälender Linkin-Park-Elektronik. Wetten, dass sich in dem dazugehörigen Video junge Frauen die Pulsadern in der Badewanne aufschneiden und schwarzes Blut dabei fließt?

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Text
Gabriel Mayr

Veröffentlichung
19.12.2013

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