Thirty-Minute-Raven – David Grubbs

Das mittlerweile dritte und wie David Grubbs hofft letzte Auftauchen des Raven-Themas. Diesmal aber gehörig erweitert. Nur der Beginn des Stücks erinnert noch an den Songvorgänger »A Pair Of Ravens«, da er vom ursprünglichen Gitarrenmotiv drei Minuten lang in relativ konventionellem Arrangement getragen wird. Dann ist Orientierungsverlust angesagt. Vorerst herrscht dann elektronisches, leises Wabern vor,…

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David Krispel
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18.03.2002

How I Long To Feel That Summer In My Heart – Gorky’s Zygotic Monkey

Es ist ein weiter Weg, den diese Band von ihren Anfängen als pilzschluckende Teenager zu ihren jüngst immer leiser werdenden Elaboraten zurückgelegt hat. Die Mini-LP »The Blue Trees« kündigte die Verlangsamung mit rein akustischen Mitteln schon an, dies ist jetzt die geschmackssicher vollorchestrierte Langversion. Euros Childs steht als Hauptsongwriter und Sänger im Zentrum der Band,…

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David Krispel
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18.03.2002

or – Golden Boy/Miss Kittin

Golden Boy – der Name ist Programm. Wenn dann auch noch die Platte »or« (französisch: Gold) heißt, dann weiß man, wie viel es geschlagen hat. Da wird – recht unkitschig allerdings – nach Edelmetall geschürft und die Ausbeute zu Fäden versponnen. Teilweise allein, teilweise mit gesanglicher Unterstützung von Miss Kittin macht Golden Boy (a.k.a. Klettermax)…

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Tanja Domej
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18.03.2002

Invisible Seed Beneath – Genius Blakk

Ein Album wie ein Schlag ins Gesicht mit einer Eisenfaust. Der Wiener Genius Blakk verdichtet auf seinem Debüt harte Electronica, Distortion und Cut-Up-Loops zu einer Noise-Kammer in bester Heavy-Electronics- und Industrialmanier. Eine »psychological warfare« auf jedem Level, die dem medial geschönten Terror der banalen Alltäglichkeit rastlos eine radikale Abfuhr erteilt. Während man sich heutzutage ob…

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Heinrich Deisl
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18.03.2002

Fat Is Action – Generation Aldi

Schweinöser Electro-Trash aus dem Zombie-Nation-Umfeld. Schwer analfixiert (»Arschloch Piercing«) und auch Vokuhila-Raves (»Dancefloor ACDC«) nicht abgeneigt. Also eigentlich Punk, der im »Raki Rausch« auf der »Kosovo Ranch« als »Bratislover« Tracks wie »Zitronenmuschi« intoniert. Herrlicher Bad Taste also bei dem sich fast alles auf Sexpraktiken aus der Stromdose reimt.

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Didi Neidhart
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18.03.2002

Comeback, Baby – Gautsch

»Und alles ist ganz, ganz super, und alles ist ganz, ganz cool. Ey!« singt Christoph Göttsch, vulgo Gautsch, auf seiner zweiten CD »Comeback, Baby«. Vielleicht ist dies das sarkastische Bild der Spaßgesellschaft deutscher Privatfernsehsender – oder die Portraitierten sind auf irgendeine andere Weise zugedröhnt, wer weiß. Sie alle müssen ihre Witze erst umständlich erklären. »Ich…

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Jürgen Plank
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18.03.2002

Relisten – Gal

Wenn ihn Umweltgeräusche besonders faszinieren, dann kehrt der Wiener Bernhard Gál an den Ausgangsort zurück, um diese einzufangen. Manchmal genügt es, in real time aufgenommene Sounds zu belassen. Wie etwa in »tonghua yie-shi«, das einen Spaziergang durch einen nächtlichen Kirtag schildert. Neben Sprache hat Gál nun obsessiv Klänge aus dem Mobilitätszeitalter gesogen. »bee bee« ist…

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Alfred Pranzl
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18.03.2002

Lull Some Piano – Howe

Oh, Howe! Nicht ganz zu unrecht wird bei Howe Gelb manchmal der Verdacht laut, dass er zu viele Aufnahmegeräte zuhause herumstehen hat. Kaum verwunderlich also, dass sich im Laufe der Zeit auch die Tapes mit eingefangenen Fingerübungen am Klavier zu stapeln begannen. Vermischt mit Studioschnipseln, die gelegentliche Cameos von Joey und John inkludieren, ist so…

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David Krispel
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18.03.2002

Bassooka – Peter Herbert

Die Entfaltung eines einzigartigen musikalischen Kosmos voll Luzidität und Tiefe; waghalsig will man sich hinein stürzen, vernimmt man einmal diese Klänge. Das ist »music for one to sixteen basses« – Peter Herbert Solo. Mich erfüllt eine vage Ahnung der Komplexität seiner Klangvorstellung und seines inneren Gehörs. Die Umsetzung davon wirkt plastisch, unbeschwert und gelungen, der…

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Veronika Mayer
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18.03.2002

Shelter – Craig Harris & Tailgaters Tales

Der Wiederveröffentlichungswahnsinn des JMT-Backkataloges geht in die nächste Runde. Allzu viel Essentielles scheint mir nicht dabei zu sein, aber mit »Shelter« ist doch eine Perle darunter, die es absolut verdient, wiederentdeckt zu werden. AACM heißt die Schule, durch die der Posaunist Craig Harris ging, und sie hat ihre Spuren hinterlassen, musikalisch wie inhaltlich. 1986 wurde…

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Stefan Parnreiter
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18.03.2002

April Remixes – Yoshihiro Hanno

Herr Hanno war bislang als Japan-Größe in Sachen Fusion Progtronica bekannt, Kind langjähriger Avantgarde-Jazz-Tätigkeit, die sich später mit Hip Hop-Beats und Labtop-Knuspern auffrischen sollte. Wer jetzt einen komplex rhythmischen Flauscheteppich a la DJ Krush erwartet, sitzt am falschen Dampfer. Hanno hatte zwar bereits (als Multiphonic Ensemble und unter dem Normalnamen) Verehrer von Sakamoto bis O?Rourke…

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Paul Poet
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18.03.2002

Twilight – Handsome Family

»Twilight« ist das fünfte Album der Handsome Family, deren Mitglieder Brett und Rennie Sparks wirklich miteinander verheiratet und daher eine Familie sind. Rennie schreibt die Texte, Brett die Musik. Die Schönheit der beiden sei dahingestellt, ihre Songs sind jedenfalls lieblich: Ungekünstelte Countrymusic, die ganz ohne industriell gefertigte Nashville-Stereotype auskommt und lieber eine singende Säge einsetzt….

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Jürgen Plank
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18.03.2002

Roots Vol.1

Aus dem Triumvirat Johnny Cash, Waylon Jennings und Merle Haggard ist Mr. Haggard momentan der einzige, den seine Gesundheit nicht im Stich lässt. Und seit seinem Wechsel zum Epitaph Sublabel für alte Sturschädel Anti veröffentlicht der Mittsechziger auch wieder relevante Platten. Hier nahm er in seinem Wohnzimmer mit Weggefährten aus längst versunkenen Zeiten auf und…

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G. Bus Schweiger
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18.03.2002

At Last – Megashira

Jazziger Drum and Bass aus Deutschland dem man anzuhören glaubt, dass das Album live eingespielt und nicht am Sampler produziert wurde. Was so nicht ganz stimmt. Zwar ließen Megashira eine Reihe Musiker nach London ins Studio kommen, um die Einzelteile einzuspielen, zusammengesetzt und strukturiert wurde dann aber am Rechner. Durchkomponiert und durchproduziert bis ins letzte…

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Oliver Stummer
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15.03.2002

Geh – Walter Malli

»Willkommen im Narrenturm« wird man geheißen, nimmt man die CD aus dem Cover und enthüllt damit den dahinter liegenden Text. In Anbetracht dessen, was hier zum Besten gegeben wird, ist diese Begrüßung passend: Gemeinsam mit Peter Kowald, Sunny Murray und dem exzentrischen Eugene Chadbourne interpretiert Walter Malli Wienerlieder. Prost, denn »Beim Wein derfst net fad…

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Stefan Parnreiter
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15.03.2002

Wrong – Locust

Nach »The Last Flowers From Darkness« ist »Wrong« die zweite Scheibe, die der aus London stammende Mark Van Hoen aka Locust (www.locustsound.com) herausbringt. Für diese Doppel-CD hat er sich einige VokalistInnen geholt – u.a. Holli Ashton und Sarah Peacock (Scala, Seefeel) – und setzt völlig auf analogen Synthesizer-Sound. CD 1 könnte man Popplatte nennen: Da…

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Heinrich Deisl
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15.03.2002

dto. – Lamè Gold

Auf seiner 1999er Solo-CD »Testarchiv« (Disko B) ließ Albrecht Kunze den Tonarm seines Plattenspielers auf Forschungsreisen gehen. Was diesen entweder in gute Stimmungen versetzte oder Schaden anrichten ließ. Beides zusammen ergab dann u.a. herrlichste Tracks über den im Drogenrausch ertrunkenen Beach Boy Dennis Wilson. Mit Lamé Gold unternimmt Kunze Ähnliches, nur mit anderen Ausgangsmaterial. Und…

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Didi Neidhart
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15.03.2002

Kids With Sticks – Kuchen

Frau Meriel Barham kommt aus Leeds und macht Musik unter dem Namen Kuchen – wäre ja interessant zu hören, wie die das auf der Insel aussprechen. Irgendwie könnte man das hier als Kuschel-Electronica bezeichnen, tun wir aber dann doch nicht. Ist halt bei aller harmoniesüchtigen Fragilität schon komplex und hinterhältig, obwohl sehr entspannt. Vielleicht ist…

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Patrick Sabbagh
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15.03.2002

The Last Balkan Tango – Boris Kovac & Ladaaba Orchest

Das La Danza Apocalypsa Balcanica Orchest (clarinet, acc, double b, dr, acoustic g) führt schon im Namen, dass es am Rande des Abgrundes, der immer noch Jugoslawien heißt, musiziert. Die Katastrophe (am Innencover: die von NATO-Bombern zerstörte Donaubrücke in Novi Sad) ist zwar vorbei, doch klingt glaubhaft nach, dass die Bewohner der Vojvodina lieber noch…

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Alfred Pranzl
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15.03.2002

War Out – Konk Pack

Britisch-abstrakte Klangexploration, expressiv aufgeladen und interaktiv beseelt: Tom Hodgkinson, Thomas Lehn und Roger Turner alias »Konk Pack« stehen für elektrisierende Filigranität, für nervöse, scharfkantige Klang-Granulate, die der bedrohlich brodelnden Sound-Textur von einer Sekunde auf die andere orgiastische Noise-Löcher reißen können. »War Out« ist nach »Big Deep« das zweite CD- und das erste Studio-Opus von »Konk…

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Andreas Felber
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15.03.2002

Europa gegen Amerika – Mutter

Die Berliner Band Mutter ist unglaublich stur. Nicht nur, was ihre Musik, sondern auch was das Beharren auf bestimmten Inhalten betrifft: Üppige, karge Lieder mit weitsichtigen, autistischen Texten. Das ist vor allem die Schuld von Max Müller. Der ist Experimentalfilmer, Autor verstörender Kurzgeschichten und Sänger und Texter von Mutter. Auch in letzterer Funktion lehnt er…

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Patrick Sabbagh
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15.03.2002

Beyond Repair – Christian Kleine

»Beyond Repair« ist das Debütalbum des aus Berlin stammenden Soundtüftlers Christian Kleine, der zuvor schon für Awkward Silence und für City Centre Offices aktiv war. Für die bis zu zwei Jahre zurückreichenden Tracks hatte er sich in einen Weddinger Hinterhof zurückgezogen. Herausgekommen ist eine Ambient-Downtempo-Produktion, die sich in melancholisch-zäh dahinfließender Leichtigkeit immer wieder kleinen Knarz-Partikeln…

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Heinrich Deisl
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15.03.2002

Kashmiri Queens – Muslimgauze

Muslimgauze hat, zumindest für mich, plötzlich eine ungeahnte politische Relevanz erhalten. Wenn alle Welt eine kollektive Vorverurteilung der Attentäter auf das World Trade Center im Nahen Osten vornimmt, wäre doch ein wenig Solidarität mit der anderen Seite angesagt. Muslimgauze zeigt sich auch nach mehr als zwei Jahren mit ewigem Blick nach Palästina gewandt, in keinster…

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Heinrich Deisl
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15.03.2002

Wanderland – Kelis

1999 gab es im gerne abschätzig behandelten und daher meist auch ignorierten Mainstream zwischen HipHop und R?n?B nicht nur einige rhythmische Revolutionen sondern gleich auch massivste Erdbeben und tektonische Verschiebungen groovetechnischer Natur. Wobei die Produktionen von Timbaland (Missy Elliott, Aaliyah), She’kspere (Destiny?s Child) sowie den Neptunes (Pharell Williams und Chad Hugo aka N.E.R.D.) nicht nur…

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Didi Neidhart
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15.03.2002

Stop Making Friends – Monostars

Hör auf, Freundschaften zu schließen, hier kommt der private Protestsong. Die Münchener Band Monostars macht Befindlichkeitspop im Breitwandformat, getragen von Orgel und Synthesizer. Die Liedtexte sind trotz des englischen Albumtitels (beinahe) durchgehend deutsch und drehen sich um Städte, die nicht ganz das Gelbe sind, um Bankomaten, die einen Jobwechsel nahe legen, um Pop als Supermarkt,…

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Tanja Domej
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15.03.2002

Plurabelle – Jason Kahn

Selfmademan Jason Kahn hält schon bei Solo-CD Nr. 3. Schon die Grafik des wiederum in einfachem Packkarton gehaltenen Covers deutet auf die Musik. Eine Art naives Sinuswellental, an die Künstler von Gugging erinnernd, veranschaulicht seitenverkehrt die Wirkung von Kahns stupend geruhsamer, doch viel Aufmerksamkeit erfordernder Klangerzeugung. So brummen die unbenannten Cuts recht unterschiedlich vor sich…

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Alfred Pranzl
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15.03.2002

Change is Coming – Money Mark

Luxury Lounge Funkiness. Der Original Detroit Boy Money Mark, der Keyboarder, der seit »Check your Head« den griffig kiffigen 70er-Jahre-Light-Sound der Beastie Boys so massiv geprägt hat, säbelt wieder eine schmackhafte Familienschnitte Easy Tuning unters Volk. Mariachi-Arpeggios im Panflötenfeuer. Glücklich trunkener Broadway Minibar Salsa. Korg-Walks durchs Cocktailland. Kaum ein gängiger US-Hipster novelliert so originalgetreu den…

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Paul Poet
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15.03.2002

Folk – Howie B.

Das schottische Producer-Halb-Genie Howie B. (Björk, Goldie, Massive Attack) auf den Spuren entschwundener archaischer Kulturen? Der Opener der neuen Scheibe »Making Love on your Side«, wunderschön gesungen von Marina Heredia, macht das Freilegen von indianischer Kultur-Aneignung deutlich. Mit »Folk« verfolgt Howie B. eine innere, teils mehrfach gebrochene Geschlossenheit, die sich am Referenz-Refugium des TripHop abarbeitet….

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Heinrich Deisl
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15.03.2002

My Father My King – Mogwai

Prätention at Budokan. Das schottische Gitarrenquartett war zuerst Geheimtip und Zuckerl der anbrechenden Post-Rock-Szene, definierte dann 1999 mit dem Desasteralbum »Come on die young« alles was unter der Bezeichnung falsch lief: Ins Nichts geblähte Krautrock-Verschnittriffs. Penetrant originelle Soundeinsprengsel. Eingebungslose Strophe-Refrain-Folgen, die gerade mal aus aufgesetzter Unkonventionalität keinen Sänger haben. Tortoise eröffneten das weltoffene Klangverständnis der…

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Paul Poet
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15.03.2002

The First Album – Miss Kittin and the Hacker

O la la! La Module dit: »Do Me!«, Daddy Deca-Dance! Fickgroove-Extravaganza, die den seligen Les Rita Mitsouko die pornogeschundende Schamesröte hochgetrieben hätte. Die by far beste europäische Elektro-Pumpe, gut abgeschmeckt aus 70s Disco-Groovefragmenten, 80er C64-Synth-Droidismen, 90er Detroit Tech. Da können die Herren i-F und Rother getrost einpacken! Nachdem die Grenobler Mitsing-Assassins »Hacker« Michel Amato und…

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Paul Poet
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15.03.2002

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