Andreas R. Peternell war dem Autor dieser Zeilen als stets entgegenkommender Mitarbeiter der Presseabteilung des steirischen herbst bekannt. Und nun hat er mit seiner Plattform Trafo – developing arts & audiences bereits den zweiten Sampler mit Kinderliedern herausgebracht. Das erinnert mich an die wunderbare Edition, die Attwenger-Akkordeonist und Gstanzl-Sammler Hans Peter Falkners seiner Mutter, die…
Das seit über 60 Jahren unverwüstliche Sun Ra Arkestra meldet sich unter der Leitung des ebenso unverwüstlichen Marshall Allen (Alter: 96!) mit der ersten Studioplatte seit 20 Jahren zurück. Sun Ra selbst reist schon seit 1993 in anderen Sphären und auch John Gilmore weilt schon seit vielen Jahren nicht mehr unter uns. Besagter Marshall Allen…
»In dem Moment, als wir in New Orleans ankamen, war es, als wenn wir zu Hause wären. Die Temperatur, das Essen, die Musik … die Musik! Unsere Historien sind miteinander verbunden, und wir wussten, dass wir das feiern wollten. Einige Musikwissenschaftler verfolgen die Wurzeln von ›Iko Iko‹ zurück nach Haiti, also schien das der perfekte…
Mit Jazz konnte man immer Geld verdienen, zumindest so viel, dass man davon leben konnte. Was man brauchte, abgesehen von guter Musik: Auftritte, Studios, Labels, Vertriebe, Marketing … Aber Tribe sollte mehr sein als all das. Tribe wollte wie andere »Independents« zu Anfang der Siebziger alles zugleich sein: ein Kollektiv, eine Jazz-Schule, Kommunikation, ein eigenes…
Highlife, das musikalische Genre, kommt aus Ghana und entstammt einer Vermengung traditioneller Rhythmen der Region mit Jazz, Calypso und anderen Stilen der Neuen Welt. Der Ghanese Pat Thomas ist heute einer der Hauptvertreter dieses Stils. Er begann seine Karriere in der Band von Ebo Taylor, Jahrgang 1936, der bis vor Kurzem noch auf Tour ging…
Das Label Strut setzt die mit »Soul Sok Séga« (2016) und »Oté Maloya« (2017) begonnene Dokumentation der populären Musik der ostafrikanischen bzw. ozeanischen Inseln Mauritius, Reunion und Madagaskar nun mit einer weiteren essentiellen Compilation fort. »Alefa Madagascar!« eröffnet – etwas unvermittelt und unerwartet – mit Jean Kelys ruppigem Salegy-Rock »Andosy Mora«, was von dem, was…
Das Cover dieser zweiten Compilation zur Produktion des Labels Disques Debs aus Guadeloupe zeigt einen Mann in bunt geblümtem, halb geöffnetem Hemd und Glockenhose, auf einem Moped sitzend, vor der Szenerie eines subtropischen Parks, der sich sozusagen im Hemd spiegelt. Das wichtigste Detail aber ist das, was er in seinen Händen hält, der Herzschlag der…
Das bereits fünfte Album der gebürtigen Salzburgerin Sibylle Kefer heißt schlicht wie die Sängerin/Autorin/Komponistin selbst. »Sibylle Kefer« ist schon vor einigen Monaten erschienen und soll an dieser Stelle mit Verspätung gewürdigt werden. Die seit 25 Jahren in Wien lebende Mutter dreier Kinder ist schon lange eine bunte Hündin in der im weitesten Sinn Neues-Wienerlied-Szene. Kefer…
»Chaos Theories« ist das neunte Album des Souljazz Orchestra seit seiner Gründung im Jahr 2002 – und obwohl sich die Band mit jedem Album insofern treu geblieben ist, als sie »politically outspoken« und »straight in your face« blieb, hat sie doch auch jedes Mal den stilistischen Fokus mehr oder weniger stark verschoben, von Afrobeat zu…
Der Song »Pata Pata« und das gleichnamige Album Miriam Makebas brachten im Jahr 1967 ihren internationalen Durchbruch. Den Song selbst hatte Makeba schon Jahre zuvor, noch in ihrer Heimat Südafrika, geschrieben und mit ihrer Gruppe, den Skylarks, aufgenommen – ein einfaches, aber extrem eingängiges Lied, in Rhythmik und Stil typisch für den Pop der südafrikanischen…
Das bereits 20 Jahre lang verdienstvolle britische Reissue-Label Strut entdeckt die in Los Angeles lebende R’n’B-Sängerin, Pianistin und u. a. Soundtrack-Komponistin Patrice Rushen mit »Remind Me – The Classic Elektra Recordings 1978–1984« wieder.
Dies ist die vierte »Nigeria 70«-Compilation des britischen Strut-Labels seit dem Jahr 2001. Die Untertitel gaben die stilistische Breite wahlweise mit Highlife, Afrobeat, Afro-Funk bzw. funky Lagos und Juju an, also den populärsten nigerianischen Musikstilen, wenn man von Fuji einmal absieht. Das aktuelle Album »No Wahala« (was soviel wie »No Problem« bedeutet) geht mit einigen…
Ethno-Crossover hat es selten leicht, nicht irgendwie lächerlich zu klingen. Meist schlagen die Versuche, klassische Musikrichtungen mit Popmusik zu verbinden, völlig fehl. Ein positives Beispiel ist Kula Shaker, Londoner Psychedelic-Pop- Band, die sich zu ihrer klassischen Rock-Instrumentierung noch klassische Instrumente aus Süd-Ost-Asien hinzuholt. Das heißt dann Raga-Rock. Eine ähnliche Richtung schlägt Altin Gün (deutsch so…
Die Sahara bietet nicht nur viel Sand, sondern auch reichhaltig richtig gute Musik, vom Süd-Westen in Mali bis in den Nord-Osten nach Tunesien. Gianna Greco und François R. Cambuzat hat es nach inspirativen Ausflügen in die Uiguren-Region in China und nach Kurdistan in die Wüste Tunesiens verschlagen, um sich dort mit dem Banga-Ritualtanz zu befassen….
Das Trio Dowdelin sind die Sängerin Olivya und die Produzenten und Multiinstrumentalisten David Kiledjian aka Dawatile und Raphael Philibert, allesamt aus Frankreich, wobei – was musikalisch eine gewisse Rolle spielt – Olivya und Philibert aus der Karibik stammen, genauer gesagt aus Martinique und Guadeloupe, also von den französischen Antillen, die eine ähnliche Bevölkerungsgenese und damit…
Das Londoner Label BBE – Barely Breaking Even Records – dived stets deep in die Auf- und Abgründe der Musiklandschaft und fördert dabei allerhand wertvollste Obskuritäten zutage, die auf Samplern versammelt selbst nerdigste Nerds zu überraschen vermögen und ihnen – uns also – spannende Neuentdeckungen bescheren, die im WWW einfach durchs Radar gingen. Es seien…
Stella Chiweshe ist eine Musikerin aus Zimbabwe; ihr Instrument ist die Mbira (auch Mbila), die zu den Lamellophonen, also einer Art tragbarer Xylophone, gehört, die im südlichen Afrika von den Shona gespielt werden. Ihr traditionelles Spiel wird vor allem von ihrem Gesang und »Shakers« begleitet. Mbira ist aber mehr als Musik, es steht für eine…
What the?! Schwer zu fassen, was einem da entgegendröhnt. Refree/Raül Refree/Raül Fernández, Fotograf, Produzent, Multiinstrumentalist und Sänger, ist dafür verantwortlich. Dem neuen Flamenco bescherte er bereits durch die Kollab mit Silvia Pérez Cruz (Refree: alle vorstellbaren Saiteninstrumente und mehr) sowie die Produktion von Rosalías 2017er-Album »Los ángeles« wichtige Veröffentlichungen des (wieder) neu aufblühenden Genres. Ach…
Der Maghreb, also das nordafrikanische Gebiet, das in erster Linie die Staaten Marokko, Algerien und Tunesien umfasst, gibt diesem Album seinen Namen. Ein Gebiet, das kulturell – und musikalisch – durch die Ethnie der Berber eine Verschränkung erfährt. Auch die Musiker dieses Albums, allen voran Bandleader Sofyann Ben Youssef, stammen aus Marokko, Algerien und Tunesien,…
Wieder ein Debütalbum. Und nicht irgendeines, das ist sofort hör- und merkbar. Die österreichische Band Blinded By Stardust bewies unlängst erst live, dass sie charmant in ihren Bann ziehen kann. Am 19. Oktober stieg die »What life’s all about«-Release-Party im B72 in Wien. Ein feiner Abend voller Spielfreude. Und auch auf CD packt gleich der…
skug hat die Wiener Band Phal:Angst in ihrem Proberaum in der Arena besucht, um über ihren neuen Release »Phase IV« zu plaudern. Um den Ausdruck eher negativer Stimmungslagen soll es bei dem Wiener Projekt gehen. Die Band erklärt sich selbst und gibt Einblick ins Bandgefüge.
Gaye Su Akyol ist Frontfrau der gleichnamigen Band aus Istanbul. Im Wiener WUK reüssierte die türkische Surfrockband mit einem famos krautig-spacigen Konzert im Rahmen von Salam Orient, gibt sich jedoch auf dem gerade erschienen, ausgeklügelt produzierten Album »İstikrarlı Hayal Hakikattir« um einiges facettenreicher.
Am Sonntag, dem 21. Oktober 2018 präsentierten Belle Fin im Wiener Schauspielhaus ihr neues Album »Fremde Soll Man Küssen«, das zwei Tage zuvor veröffentlicht wurde. Über einen Konzertabend, an dem Wienerlied, Weltmusik, Jazz-Flair und eine gehörige Portion Melancholie aufeinandertrafen.
Im Jahr 2013 schrieb Paul Poet in skug über die Wiederauferstehung (zumindest auf Tonträger) einer etwas »schrägen« Band, die in der ersten Hälfte der Siebziger eine sehr schrille, freie, in ihrer Art aber zeittypische Variante von Jazz (»Free«) im Sinne von Sun Ra oder des Art Ensemble of Chicago machte. Das Album, von dem Paul…
Was mit dem recht dramatischen Titelstück »Mambo Cósmico« etwas »improvisiert« beginnt, schlägt schon mit dem zweiten Song in eine flotte, wild hingefegte, aber letztlich geordnete und zuordenbare Tanzbarkeit um – und verbleibt dort im Wesentlichen bis zum Ende der CD, wenn auch nicht ganz … Schon die Songtitel haben den flotten Tanzschritt im Wortlaut: »Mambo…
»Disques Debs International Vol. 1« ist der Musik der Französischen Antillen, das heißt der »frankophonen« Seite der karibischen Creole-Musik gewidmet. Es ist, wie es der Untertitel dieses Longplayers etwas vage formuliert: »An Island Story: Biguine, Afro Latin & Musique Antillaise 1960–1972«. Womit auch gleich ein historischer Stil, die Biguine, benannt und die Richtung, in die…
skug hat sich anlässlich des neuen Albums »Echt gute böse Lieder« mit dem Ausnahmekünstler David Hebenstreit aka Sir Tralala getroffen, um mit ihm ein wenig über seine neue Platte zu sprechen. Herausgekommen ist eine kleine Philosophie der Lebenskunst – inklusive entsprechendem politischem Protest.
Hinter dem Bandnamen Ethiopian Quintet verbirgt sich der äthiopisch-stämmige Musiker Mulatu Astatke, der 1966 zwei Alben unter dem Titel »Afro-Latin Soul« bei Worthy Records einspielte (die dann wegen dessen Star-Status unter Fans äthiopischer Musik als Mulatu Astatke & His Ethiopian Quintet gehandelt wurden). Strut bringt die beiden relativ kurzen Platten nun in Neuauflagen sowohl als…
Zum Vergleich: Mali umfasst flächenmäßig rund sechzigmal das deutsche Bundesland Hessen. Der Zufall ist daher unwahrscheinlich, dass Samba Touré direkter Nachfahre von Ali Farka Touré, dem wohl zumindest namentlich allseits bekannten malischen Gitarrenfürsten, ist. Nein, sie sind offiziell nicht verwandt, doch ist es offensichtlich, dass Samba in eben dessen Tradition des westafrikanischen Blues agiert. Auf…