In Jessica Hausners neuem Film »Little Joe«, der im Rahmen der Viennale 2019 Österreich-Premiere feierte, soll eine Topfpflanze zur Glücksspenderin werden. Das klingt harmlos, bis die feuerrote Blume offenbar ein Eigenleben entwickelt.
In »Jojo Rabbit« konfrontiert uns Taika Waititi mit der Absurdität des Zweiten Weltkrieges in satirischer Überzeichnung und gewährt damit einen kindlichen, aber nicht kindischen Blick auf ein dunkles Kapitel der Menschheitsgeschichte.
»Marianne & Leonard: Words of Love« ist Nick Broomfields Hommage an die Verbindung zweier Menschen, die sich in besonderer Weise ergänzten. Eine poetische und doch problematische Reise durch die Ups and Downs einer knapp 50-jährigen Liebesgeschichte.
Regisseur Noah Baumbach erzählt in seinem neuen Film »Marriage Story« – mit Scarlett Johansson und Adam Driver in den Hauptrollen – die Geschichte einer Ehe und ihres Scheiterns auf realistische und zutiefst persönliche Weise. Ein emotionaler Tiefpunkt und cineastisches Highlight bei der Viennale 2019.
Nachdem Frauen gemeinsam mit Männern die sozialdemokratischen USA erkämpft hatten, durften sie sich zurück in die Küche begeben. Lizzie Borden veröffentlichte 1977 mit »Born in Flames« einen Film, der zeigt, wie dringend Feminismus in einer als fortschrittlich geltenden Gesellschaft noch immer ist.
Bernd Schoch erzählt anhand eines der scheinbar unspektakulärsten Bewohner der Erde – einem Pilz – eine Geschichte von Geld, Kapitalismus, Ausbeutung und einer irritierend schönen Landschaft in Rumänien.
Seit ihrem vierzehnten Lebensjahr sind Mara und Jo beste Freundinnen. Obwohl sie sich so nah sind, verlaufen ihre Leben äußerst unterschiedlich. Dan Sallitt beschreibt in »Fourteen« sensibel die Spannungen und Muster zwischen den zwei Polen.
»Portrait de la jeune fille en feu«, der Eröffnungsfilm der diesjährigen Viennale von Céline Sciamma, spielt mit dem Konstrukt des »männlichen Blicks« in einer Welt, in der Männer – vor wie hinter der Kamera – nur Nebenrollen einnehmen.
Eine junge Frau hat eine Nacht Zeit, um Geld einzutreiben, damit sie am nächsten Morgen ihre Schulden begleichen kann. »La Deuda« zeigt das Aufeinandertreffen mit Freunden und Bekannten, jede einzelne Szene eine Qual für die von Scham und Selbstzweifeln gequälte Protagonistin.
Joel Karekezi erzählt in »The Mercy of the Jungle« die Geschichte zweier ruandischer Soldaten zu Beginn des zweiten Kongokrieges, die sich, von ihrer Einheit getrennt, durch den Dschungel und den kaum übersichtlichen Konflikt kämpfen.
Der ungarische Filmemacher György Pálfi präsentierte seinen beeindruckenden, schwer kategorisierbaren Film »His Master’s Voice« (»Az úr hangja«) beim slash Filmfestival. Lose auf einer Story von Stanislav Lem beruhend, beschreibt der Film im Groben die (irre) Suche eines Mannes nach einem Mann.
»Mit meiner verbrannten Hand schreibe ich über die Natur des Feuers.« Der zweite Film von Sara Fattahi, »Chaos«, zeichnet ein Bild vom Krieg in seiner Abwesenheit. In einer feinfühlig komponierten Collage aus Gesprächen und Eindrücken erzählt Fattahi die Geschichte dreier Frauen im Exil.
Das Schlusslicht beim slash Filmfestival ist zugleich sein Highlight in jeglicher Hinsicht. Mit »Boyz in the Wood« legt Regisseur Ninian Doff ein temporeiches, verrücktes und zum Schreien komisches Spielfilmdebüt vor. Ein slash-Review.
Das slash überrascht sein Publikum mit der Österreich-Premiere von Richard Stanleys »Color Out of Space«. Entgegen den hohen Erwartungen bleibt die Lovecraft-Verfilmung jedoch eine farblose Angelegenheit. Ein slash-Review.
In »Tone-Deaf« von Richard Bates Jr. geht es um den Konflikt zwischen den Generationen und um den Kampf mit der eigenen Vergangenheit. Scheinbare Gegner*innen werden dabei zu unfreiwilligen Verbündeten. Ein slash-Review.
Mit »Something Else« legt Jeremy Gardner einmal mehr einen ungewöhnlichen Genre-Mix vor: Romance meets Monster Movie und lässt einem gleichzeitig das Herz aufgehen und das Blut in den Adern gefrieren. Ein slash-Review.
Dem österreichischen Filmemacher Richard Ladkani (»Elfenbein – Das Weiße Gold«) gelingt mit »Sea of Shadows« eine moderne Dokumentation für »National Geographic«, die zugleich filmisch ansprechend ist und mit ihrem thematischen Fokus eine Rettungsaktion der Sea Shepherd über sich selbst hinausweist.
Mit »Once Upon a Time in Hollywood« erklärt Quentin Tarantino alte Helden zu Heiligen und die Machtepoche der Blondzeit für endlos verlängert. 160 Minuten Geschichtsrevisionismus vergehen hier wie im Fudge. Aber schön fad ist halt schon auch schön – und Kontinuität wäre nichts ohne unser Mittun.
Von 28. Juni bis 19. Juli 2019 findet am Karlsplatz erstmalig das Film- und Freiluft-Sommerkino »Kaleidoskop« statt. Inwiefern dieses das Ergebnis eines Kollektivs ist und was das bewirkt, erfahren wir im Interview mit den vier Kuratorinnen. Ein Gespräch über Diversität, Interventionen und den Karlsplatz.
Bis heute gibt es Spekulationen, wie sehr Judy Garlands Begräbnis vor 50 Jahren am 27. Juni 1969 mit den nur wenige Stunden später ausgebrochenen Stonewall Riots in Verbindung steht. Fest steht jedoch, ohne Stonewall keine Gay Liberation, keine Queer Studies, keine Disco – Grund genug für einen Rückblick.
Mit ihrem Spielfilm »High Life« begibt sich die französische Regisseurin Claire Denis erstmals ins Weltall und erzählt von einer besonderen Vater-Tochter-Beziehung.
»Eine der wichtigsten Strategien zur Aufrechterhaltung einer demokratischen Debatte ist Medienbildung und Medienverständnis.« Mit »Gehört, gesehen« verfassen Jakob Brossmann und David Paede ein Plädoyer für öffentliche Bildung. Ein Gespräch über Ö1, Journalismus und kritische Selbstreflexion.
In »To The Night«, dem dritten Langspielfilm von Peter Brunner, brilliert Star Caleb Landry Jones in einer sonst nur mittelmäßig interessanten Reise durch die verfluchte Seele des Protagonisten.
»They’re saying they’re gonna reclaim (…) but nobody’s gonna reclaim the world.« Nikolaus Geyrhalters neuester Dokumentarfilm »Erde« nimmt sich ebendiese als Protagonistin und erzählt aus ihrer Perspektive verschiedene Geschichten vom Menschen. Eine Erzählung über Macht und Ohnmacht.
Sergey Dvortsevoy führte Regie in dem äußerst bedrückenden Film »Ayka«, mit der grandiosen Samal Yeslyamova in der Hauptrolle. Ein Film, der zeigt, dass ein unmenschliches System zu hässlichen Entscheidungen führt.
Erinnern versus Vergessen: Eine bemerkenswerte Spurensuche familiärer Mittäterschaft an Naziverbrechen in Nils Olgers Dokumentarfilm »Eine eiserne Kassette«. Der Film wird im Rahmen des Jüdischen Filmfestivals Wien gezeigt.
Am 30. April 2019 wurde die 27. Ausgabe des Jüdischen Filmfestivals Wiens im Urania Kino mit einem großen Fest und viel gespannter cineastischer Erwartung eröffnet. Der Eröffnungsfilm »The Day After I’m Gone« des israelischen Regisseurs Nimrod Eldar gibt ein bedeutendes Bild von der Vielschichtigkeit des Festivals.
Wer religiösen Fanatismus, gestrandete Sicherheitsbeamte, wiederbelebte Affen, verlorene Teenager, Messi-Pensionisten und nationalistische Kluften gleichermaßen interessant findet, der wäre beim diesjährigen Crossing Europe Filmfestival von 25. bis 30. April gut aufgehoben gewesen. Ein Rück- und Ausblick.
»I know these projects are totally useless, (…) they exist because we like to have them, if others like them, it’s only a bonus.« Andrey Paounovs Film »Christo – Walking on Water« zeigt ein Porträt des bulgarischen Ausnahmekünstlers Christo und bleibt dessen Ideen treu. Ein Plädoyer für öffentliche Kunst.
Am 3. Juni 2017 gelang Alex Honnold, was noch niemandem zuvor gelungen war: Er bezwang die 914 m hohe Wand des El Capitan im Yosemite National Park in 3 Stunden und 56 Minuten – ohne Seil. Der Kletterfilm »Free Solo« ist atemberaubend und bleibt dennoch problematisch. Die Sicht eines Kletterfans.