Eigentlich galt die Biografie von Mötley Crüe als unverfilmbar. Jetzt hat sich Netflix getraut und das 2001 erschienene Buch »The Dirt« auf die Laptopbildschirme gebracht. Leider.
Eine politische Eröffnungsrede wider Nationalismus und pro Humanität, Egalität und Solidarität stand in einer Linie mit aktuellen Herausforderungen der Hauptfiguren und ihrer konträren Identitäten. Der Opener des Festivals des österreichischen Films: »Der Boden unter den Füßen« von Marie Kreutzer.
Ernst, locker, ungewöhnlich: Rupert Hennings Film »Wie ich lernte, bei mir selbst Kind zu sein« lässt alle drei Betrachtungsweisen auf ambivalente Art zu und bleibt dabei dennoch im Takt. Die Geschichte zeigt ein groteskes Österreich der 1950er-Jahre aus den Augen eines Kindes. Ein Film mit Humor und Tiefe.
Mit sehr intimen und doch artikulierten Bildern erzählt »Beautiful Boy« die Geschichte der Auseinandersetzung eines Vaters mit der Drogensucht seines Sohnes und schafft es dabei, sich dennoch nicht der bekannten Sujets von »Drogenfilmen« zu bedienen. Eine berührend dynamische Erzählung.
Der skug-Oscar-Report darf jährlich vermelden, wie schlecht es um die blockbustertaugliche Kunstproduktion steht. Weil der Oscar nicht mehr so »weiß« sein sollte, musste Diversität her. Wie hohl diese ist, belegt der große Gewinnerfilm »Green Book«, aber vor allem der kleine Sieger »Black Panther«.
Auf einen der schönsten Songs der Beatles spielt »Kimi no tori wa utaeru« des Filmemachers Sho Miyake an, der die Komplexe des Erwachsenwerdens, der Liebe, der Sprachlosigkeit und der Selbstbeobachtung zwischen drei Freunden zeigt.
Einer der Filme, die während der Berlinale nicht am Wettbewerb teilnahmen und auch sonst nicht genug Aufmerksamkeit bekamen, ist »Ye« (»The Night«), der Erstling des damals 21-jährigen chinesischen Filmemachers Zhou Hao aus dem Jahr 2014, der heuer im Panorama ein zweites Mal gezeigt wurde.
Der Sachse Florian Kunert debütiert mit einer schalkhaften Dokumentation »Fortschritt im Tal der Ahnungslosen« über Erinnerung, Integration und Lebensbewältigung von Syrern und Ex-DDRlern. Mit Hilfe des Theaterspiels bringt er die Zuschauer*innen zum Lachen und geistige Grenzen zum Einsturz.
Der britische Photograph Seamus Murphy hat PJ Harvey auf ihrer Reise zur Inspirationssuche nach Afghanistan, Kosovo und Washington, D.C. begleitet und daraus den Dokumentarfilm »A Dog Called Money« gedreht, der auf der Berlinale Weltpremiere feierte.
Sara Summa verarbeitet einen fiktiven Kriminalfall in »Gli ultimi a vederli vivere«, einem crowdgefundeten, kleinen Meisterwerk, das auch von Katharina Schellings superber Kameraarbeit zehrt, die die italienische Idylle traumhaft schön einfängt.
Kelly Copper und Pavol Liska verfilmen den Roman-Wahnsinn »Die Kinder der Toten« von Elfriede Jelinek und das Ergebnis ist wie zu erwarten der Horror: Heimatlich, österreichisch, menschlich.
Die diesjährige Berlinale zeigt den taiwanesischen Klassiker »Rebels Of The Neon God« von Tsai Ming-liang. Der Film ist von 1992, aber nichtdestotrotz äußerst aktuell und sehenswert, nicht nur wegen seiner fantastischen Bilder.
»Joy« lautet der Titel und vielsagende Vorname der illegal in Österreich lebenden, nigerianischen Hauptfigur dieses Films der Wiener Regisseurin Sudabeh Mortezai. Fragestellend und nahezu zynisch nämlich ist die Bedeutung von »Joy/Freude« in Bezug auf den Inhalt dieses Films über Frauenhandel von Nigeria nach Österreich.
Mit »The House That Jack Built«, dem Selbstporträt eines Serienmörders, drehte Lars von Trier einen der besseren Filme des Jahres und sorgt für Gesprächsstoff. skug hat sich den zweieinhalb Stunden ausgesetzt.
Eine Tanz-Company zieht sich im Film »Climax« für eine Nacht in ein abgelegenes Gebäude zurück. Jemand mischt LSD in die Bowle und die Ereignisse überschlagen sich von da an. Eine Gratwanderung zwischen Ausgelassenheit und Horror.
»I’m a gender terrorist … bang, bang, bang«, so die Hauptfigur in dem Gender thematisierenden Dokumentarfilm »Bixa Travesty«. Ebenso überzeugend beim This Human World Festival 2018: Der vorangestellte Kurzfilm »Mathias«.
Die Dokumentation »MATANGI / MAYA / M.I.A«, zeichnet die Karriere der Künstlerin und ihre Bedeutung als Role Model für Feminist*innen und People of Colour fesselnd nach. Mit Informationen zum Bürgerkriegsland Sri Lanka, in dem sie geboren wurde, wird im Film des Briten Steve Loveridge leider gespart.
Wie brutal der globale/soziale Ungleichheiten fortschreibende Postkolonialismus funktioniert, zeigt der Dokumentarfilm »Welcome To Sodom« von Florian Weigensamer und Christian Krönes: Eine respektvolle Darstellung des prekären, die Gesundheit ruinierenden Lebens der vor Ort im Mist Arbeitenden.
Der kanadische Dokumentarfilmer Ron Mann stellt in seinem neuesten Streifen »Carmine Street Guitars« den Gitarrenbauer Rick Kelly vor. Dieser baut in seinem Laden Instrumente aus dem Holz des historischen New York und erhält allerlei netten Besuch.
In »Alles ist gut« porträtiert Eva Trobisch eine selbstbewusste junge Frau, die nach einer Vergewaltigung die Deutungshoheit über das an ihr begangene Verbrechen behält, indem sie allein bestimmt, wie damit umgegangen wird. Männer sind hier vor allem aggressive, unbeholfene Opfer ihrer selbst.
Die Viennale 2018 zeigt den Debütfilm »Girl« des belgischen Regisseurs Lukas Dhont. Warum es sich lohnt, dafür ins Kino zu gehen, erklärt skug in einer kurzen Liebeserklärung an diesen Film und das Kino an sich.
Was beginnt wie ein grandioser Skatefilm, endet als eine der besten und authentischsten Coming-of-Age-Dokumentationen der Welt. »Minding The Gap« von Bing Liu ist Gold wert. Von skug ein paar Zeilen dazu.
Die Viennale 2018 zeigt »Burning«, den neuesten Film von Regisseur Chang-dong Lee, der auf einer Literaturvorlage von Haruki Murakami beruht. Warum er sehenswert ist, erklärt skug.
Am 29. Oktober um 20:15 Uhr wird der Film »Rechtsruck. Zehn Gespräche. Gegen Angst.« von Niko Mayr und Walter Ötsch im Filmhaus gezeigt – mit anschließendem Publikumsgespräch. Wir empfehlen, verlosen 1 x 2 Karten und nutzen den Anlass für eine kurze Lagebeschreibung.
Heute startet der zweite Teil des Jüdischen Filmfestivals Wien. Der dort vorgestellte Dokumentarfilm »Let’s keep it« von Burgl Czeitschner zeigt, wie schwer sich die Republik Österreich mit der Restitution »arisierten« Beuteguts tut. skug verlost 2 mal 2 Karten für dieses sehenswerte Werk.
Wer sich jenseits abgedroschener Klischees des aus europäischer Sicht oft obskur anmutenden Japans für die vielfältige Kultur und Gesellschaft interessiert, dem ist das Japannual vom 1.–7. Oktober 2018 mit seiner schön zusammengestellten Filmreihe zu empfehlen. Ein kurzer Eindruck.
Auf DVD erschien 2018 die Dokumentation »Late Blossom Blues« über den Blues- und Gospelmusiker Leo »Bud« Welch, aus dem zum Ende seines Lebens noch einmal ein Star gemacht werden sollte. Leider war man damit etwas zu spät dran.
Das Geheimnis von João Gilberto wird wohl niemals gelüftet werde. Oder? In dem Buch »Hobalala« von Marc Fischer wird der Mythos des Brasilianers nachgezeichnet und neu konturiert. Im Film »Wo bist du, João Gilberto?« von Georges Gachot geht die Suche weiter.
Die Operette und das klassische Hollywood-Kino gaben schon immer ein nettes Pärchen ab. Nach dem transatlantischen Teil 1 der skug Operetten-Serie geht es in Teil 2 (erschienen in skug #70, 2006) um exotische, Anti- und Gegenwelten.
Kann die Wiener Operette als bisher ungehörte Vorläuferin der Pop-Musik des 20. Jahrhunderts betrachtet werden? Auftakt zur skug Operetten-Sommerserie anlässlich John Coltranes Lehár-Remake »Vilia« auf Tranes »Lost Album«.