Komfort.Labor presents Native Lab – Various Artists

Bekommt man nicht gerade die neuen Götterspeisen von Mille Plateaux, ~scape oder Caipirinha serviert, ist das Thema IDM-Sampler meist von prätentiösen Pseudoideen getragene Buchstabensuppe. Deutschlands Elektronikerszene scheint aber derzeit dermaßen vital zu sein, dass zwar nicht Ebenbürtiges, aber Beeindruckendes auf den Tisch geknallt wird. Revitalisierte vor kurzem die sehr hübsche und gelungene »Live Sets at…

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Paul Poet
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12.03.2002

Psychopharmacology – Firewater

So Bring Out The Gin And The Small Violins. I?m A Raging Success As A Failure. Kraft durch die Schönheit des Gebrochenen. Tod Ashley hat Cop Shoot Cop aufgelöst, weil er nach den sturen Industrialtiraden etwas Luftiges, Literarisches, herzzerreißend Menschelndes machen wollte. Das 96er Debüt als Firewater war noch die Supergroup der Kumpel von Jesus…

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10.03.2002

Altered & Proud: The Short-Staffed Remixes – Ruby

Remixalben sind by now aufregungsloser Appendix des Mainstreams oder etablierter Soundverkehr zwischen Künstlern der Elektronik- und Jazz-Avantgarde. Selten knallte bei einem konzentrierten Pop-Act dadurch was intensiveres nach. Die konstante Grenzaufweichung des E-Listenings und Indie-Gitarrentums allerdings ändert es in zarten Schritten. Das 98 erschienene RMX-Album von Mogwai setzte deren eigenen, beachtlichen Output Schachmatt. Ruby sind die…

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11.02.2002

Nice – Rollins Band

Ding Dong, da kommt der Eiermann also wieder. Samen, Blut und Schweiß heißt das bewährte Rezept. Big Balls?n?Cojones im Übermaß knallt Herr R da auf den Tisch. Das Übermann-Image darf diesmal sogar die Homoerotik verlieren, bestreckt das Cover doch ein nur von Dollarnoten bedeckter Frauenleib und stopft Hombre himself sein Gemächt hinten ein ein erschreckend…

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24.01.2002

Together is the New Alone – Donnacha Costello

Somnambules DownTech Irland. Dass der Dubliner gleich zwei U2-Produzenten als Inspiration nennt (Brian Eno, Daniel Lanois) hält schon das Verkehrsschild hoch, dass man gemache polierte Sounds zu durchforschen bekommt. Homöopathische Gebrauchsmusik zur Chill-Lektüre. Schöngeistige Wabberwelten, zuckrig flächige Drones, die man eher vom Kranky-Label, speziell Stars of the Lid so erwartet hätte. Die hallend synthetischen Hochhauswände…

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17.01.2002

Komfort.Labor presents Native Lab – Various Artists

Bekommt man nicht gerade die neuen Götterspeisen von Mille Plateaux, ~scape oder Caipirinha serviert, ist das Thema IDM-Sampler meist von prätentiösen Pseudoideen getragene Buchstabensuppe. Deutschlands Elektronikerszene scheint aber derzeit dermaßen vital zu sein, dass zwar nicht Ebenbürtiges, aber Beeindruckendes auf den Tisch geknallt wird. Revitalisierte vor kurzem die sehr hübsche und gelungene »Live Sets at…

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13.01.2002

Les Chansons des Perverts – Various Artists

Wenn einer einen schlechten Ruf ehrt, dann Crippled Honcho Toner von Bach, der den politisch korrekten Attacken auf seine Rereleases von Sexploitation-Soundtracks und die noch schlimmere Feuilleton-Verachtung , nur aufgesetzt-witzigen Schmuddelkram zu veröffentlichen, eine volle Breitseite Retour setzt. Ein erotomaner Konzeptsampler. 16 sagenhaft groovende Tracks vollgesaugt mit Geschlechtssud, Niederträchtigkeit, Sex, Crime, Speed und Partydekadenz als…

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13.01.2002

Sincerely Yours – Various Artists

Birthday unmittelbar ums Eck feiert man am liebsten. Fünf Jahre am Groovebuckel. Da zahlt sich eine Geschenktüte mit 15 größtenteils unveröffentlichten und überarbeiteten Tracks aus. (Die parallel erscheinende Serie von fünf limitierten 12″ wird zu diesem Zeitpunkt bereits am freien Markt gegangen sein). Klein formierte sich am Aufbruchshöhepunkt der Wiener Downbeat-Szene. Hauptsächlich Ex-Gitarrenschwinger, die sich…

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11.01.2002

Popshopping 2 – Various Artists

Genieß dein Shoppingtrauma! Nachdem es tatsächlich zunehmend Menschen gibt, die die knuddligen, entarteten, untergriffigen Exzesse der Werbung long gone by nochmal durchzelebrieren, folgen unzählige Neuauflagen: Lutscheis. Magic-Würfel. Playstation-Frogger. Crippled bliebt aber verlässlichste Adresse für den Griff ins Volle. Brachte Teil 1 vor allem die Lustigkeiten von deutschen Werbejingles und lang verschollenen Promo-Flexiplatten, bietet Teil 2…

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03.01.2002

Faust – O.S.T – Various Artists

Careful: Brash sex and excessive violence ahead! 80s Exploitation Starproducer (Reanimator) und Regisseur (Return of the Living Dead 3, Society) Brian Yuznas »Faust: Love of the Damned« ist dummer wie brutalst spassiger Stoff nach David Quinns (Story) und Tim Vigils (Art) dummer wie brutalst spaßiger Comic-Serie: Ein durch Freundinnenmord dem Weltschmerz verfallener Künstler bekommt vom…

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31.12.2001

God Hates Us All – Slayer

Dresch sells! Auch wenn einem manchmal wie hier das Herz blutet. Es mag als ReVu anachronistisch sein, angesichts einer weltweit erstarkenden und sich kleinweis neu erfindenden Metallszene das tragische Desaster auszuwählen. Vor allem Skandinavien explodiert mit begnadet grölenden Bikerflegeln und kirchenfackelnden Fantasten. Dimmu Borgir und Annihilator stürmten ohne gröberen Mediensupport die deutschen LP-Charts. Deicide releasten…

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23.12.2001

Asian Takeaways – Various Artists

Wie ein volltrunkenes Spiel Pachinko Berserque in einem neon-bunten Stripperladen. Für Incredibly Strange Music voll tweakender Moogs und gurgelnder Lyserggestalten ist es zu brav. Für Shibuya-Kei, die Vegas und Franzmannspop brüllenden Japsensüßlichkeit, zu wenig mondän. »Takeaways« spendet einen raren Look in das Trällergeschehen von HongKong, Malaysien, Singapur und Korea ca. 60s/70s. Das bedeutet Sonnenschein und…

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28.11.2001

Ultramarine – Jetone

Neben dem famosen Frisco Homey Twerk die momentane Meisterklasse des neueren Intelligent Techno. Während andere Bigtimer sich gelegentlich wie Kid 606 und Kit Clayton in zu versponnenen Soundskulpturen verlieren, spielen diese beiden die Beats relativ straight als abstrahierten Vierer aus. Im fixen Klopfgerüst entfalten sich weitläufige Kratzbauten und Glitchsymphonien. Experimental goes Boom. Da steht das…

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22.11.2001

The Braille Night – Ida

Eierkartonpop. Die »neue Sensitivität« kann ja bisweilen ganz mächtig nerven, mit ihrem Big Brother-Voyeurismus auslösendem Seelenschauen, dem demonstrativen Kuschelwahn, dem zelebrierten Menscheln. Gesten, für die die konservativeren Hippiehorden jede Menge Hass, gerade von der Generation Punk, geerntet haben. All Love? My Ass! IDA reiten genau die Ätherwellen penetrant sanft gurrender College-Sender. Spartanisch instrumentierter New Folk…

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21.11.2001

A Camp – A Camp

»You took me away. Made Sunday a Saturday. You stained me with Love and left me in dirty Laundry.« Um eins klar zu stellen, wenn es eine wahrhaftige, ehrliche Depressionsband gibt, dann ist es ABBA. Der herzzerreißende Schmerz hinter »The Winner takes it all«, das sanft gehauchte »Fick sie nur weiter. Ich will dich nicht…

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02.10.2001

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Saul Williams – »I say nigga more than I say meta!!!«

Preacher. Poet. Kanonenfresse und Karma-Quatscher. Das straßengeerdete US-Reinheitsgebot vom Ghettokünstler, Rap und Nietzsche im Schulterhalfter: Saul Stacey Williams entzückt als Slam Poetry-Landesmeister, Independent Schauspieler, Buchautor und MC mehr als nur schwarzweiss liberale Mittelschichten.

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12.09.2001

The Braindance Coincidence2 – Various Artists

Und noch ein Familienfrühstück. Englands Elektronikerfront scheint seine Labels recht einheitlich initiiert zu haben. Herrn Aphex Twin Rich D. James ehrenhaftes Rephlex-Imprint gibt sich mit Lebensalter 10 und Release No. 100 die Ehre: eines mächtig popdonnernden Party-Best Ofs. Die Stile sind erwartbar wie bewährt: 303-Kindlichkeiten im Hormonoverdrive. Enoesk sphärischer New Wave-Dada. Acidöse Breakfunktiraden. Alle liebgewonnen…

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30.08.2001

Flow – Foetus

Den alten Teufel aus dem Sack geholt. Was macht der Star des misogynen 80s-Stomp, des überdramatisierten Glamdustrial, des Breitwand-Hatepop, des »Alles muss schnell sterben! Wir machen freudig mit!« heute? Wenn die großen US-Feindbilder wie Russland und China Kartellbrüder sind. Wenn Heroin und Waffensex als Schulstandards keine Straßenexotik mehr versprühen. Wenn Satanspapas Kinderchen, die seinen Stil…

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29.08.2001

Jump Start – Dynamoe

Shantel in Big Beats und technoidem Stampffunk. Dass das von TripHop geschaffene Popgebäude nur in zart ziselierten Rhythmen aufgegossen werden darf, ist Grundklischee des Grooveschnösels, für den Fatboy und die Chemical Bros. miese Proletenmucke darstellen. Beim dänischen Duo Dynamoe aber haben Armani-Träger schon mehr intus als den Mittags-Perignon und die Nachmittagsline, lehnen mit heraushängenden Geschlechtsteilen…

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29.08.2001

Survivor – Destinys Child

DIE Glückskindchen des R’n’B. Und trotzdem: Calculation kills creativity. Fein, dass all das Riot Grrrlen, die zornigen Grunge-Zicken, der Popkultur-Feminismus nicht nur Punkfrauen in die Frühpension brachte, sondern so was Ähnliches wie Emanzipation im Mainstream. Die Spice Girls wurden schon als verblödungsfreudige Teletubbies-Version identifiziert. Was aber heute die Wegscheide R’n’B, die Hochkommerzinstanz des Massenbilds von…

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28.08.2001

Master of Brutality – Church of Misery

Der in Scheiße gebadete Kretin atmet tief durch. Aus dem Bündel in seiner Hand rutschen geschabtes feuchtes Fleisch und ein angequetschter Augenball. Splitter von Rasierklingen im Haar. Mund auf. Augen zu. »We Hate Trend! We Hate Corporate Attitude! We Hate The Word (Röchelndes Durchatmen) ! Death to False Stoners! L-E-T-T-H-E-R-E-B-E-D-O-O-M!« Ich mein, was erwartet man…

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25.08.2001

Beat – Brückner Beat + The Lone World Trio

His Masters Voice war ja wärmende Begleitung durch ausnahmsweise unpeinliche Tage der Filmsynchronisation. Der »Taxi Driver« inmitten der Regenstrassen New Yorks. Der kreuz wie quer junkende und hurende Oberbulle Harvey Keitel. Christian Brückners Stimme untermalte irgendwie immer diese verlausten Amis in der nach dreckigem Jazz schreienden Nachtstadt. Sie hatte was von ebenbürtiger cineastischer Energie, brach…

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21.08.2001

Creative Cookery – Balduin

Fett und sämig. Maitre Balduin zwirbelt ein breites Areal jazzblubbernden Allerleis zu einem zünftigen Sößchen, das man eher bei K7!, Ninja Tune oder Pork oder von Ian Simmonds oder Funki Porcini vermutet hätte. Den Plattenflohmarkt plündern und in gleichgroße Stücke wechselhaft pulsenden Downbeats zu schneiden mag heute nicht das originellste Handwerk sein. Aber Schweizer erfreuen…

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19.08.2001

Exorcising The Ghosts – Various Artists

Ist es Potenzierung einer österreichischen Tradition, wenn der Blick in die Vergangenheit größere Verbrechen erzeugt als diese Zeit selbst? »Exorcising the Ghosts« will ja eigentlich leicht feindlich grinsendes Händereichen zweier Generationen Ö-Musik sein, die des oft verfluchten Austropops und die der eklektisch neuen Elektronikerriege. Dass unter Tonnen unsagbaren musikgeschichtlichen Mülls der heimatliche Hauptstrom nun mal…

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12.08.2001

Versus Rather Interesting – Various Artists

Sommerschauer! Looporgiastik! Hurra! Vollauthentische Jazztronica von Weilheim bis London darf als grobes Baukastengeklotze großzügig abdanken. Blue-Note-Remixerschergen wie Saint Germain werden als pompöse Wichte entlarvt. Uwe Schmidt alias LB alias Lisa Carbon Trio alias Atom Heart alias was auch immer unter dem »Rather Interesting«-Imprint erscheint, umarmt im Versus die Welt in Form einiger Künstlerfreunde. Die sind…

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05.08.2001

Detroit History Vol. 1 – K. Hand

Gas durchtretender Meilenstein. First class 4-to-the-Floor-Pumpe von Detroit-Techno-Urgestein Miss Kelli Hand. Mitte bis Ende der Achtziger gut gelehrt im home-bekannt minimalstem Stampfen unter den Fittichen von Mad Mike, Derrick May, Mills und Atkins, aber auch in Sachen House nach vielen Exkursionen zu Larry Levans New Yorker Paradise Garage, machte sich die Lady ’88 mit eigenem…

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04.08.2001

Stream – Dan Abrams

Mit der Mouse den virtuellen Highway runterknattern. Herr Abrams from L. A., studierter Verpackungsdesigner, verlegt seine Glitchcollagen gechillt und horizontsüchtig als wär die Kraftwerk?sche Autobahn seit 1974 eine gerade Linie gefahren. Rein aus Software Synths und Step-Sequencern geboren, baden Enoeskes Zartflirren und, kaum erkennbar, in die Mikroabstraktion verhackstückte House- und Techno-Ansätze im mild abgeschmeckten Störgeräuschsud….

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29.07.2001

Dizzy Spells – The Ex

Nachlassen eines Jahrzehnts voll Heldentum. Keine andere Band hatte AgitPop, AvantgardeRock, experimentellen Punk so authentisch so weit getrieben wie das holländische Kollektiv. 1979 als musikalische Autodidakten und antiautoritäre Squatter gegründet, blieb ihr Grundstil aus perkussionslastigen, schräg tanzbaren Widerstandsmantras bis heute gleich, eine spröd rotzige Variante der damaligen Waver Au Pairs mit den Polit-Spikes von Crass….

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26.07.2001

Clicks and Cuts 2 – Various Artists

Das Manifest erzeugt die Generation. Wenn einen der Triple-CD-Schwall im edelweißen, brillant tech-tonischen Design mit einer Formatbreite wie fürs Bücherregal formvollendet erschlägt, mit Summa-Cum-Laude-Linernotes seitens Urban-Sounds-Spezialist Philip Sherburne, des ollen Didi Diederichsen und Labelzentrum Achim Szepanski zusätzlich einen in die Hirnrinde semmelt, halluziniert der Argwöhnische gern eine synthetisch erzeugte Wichtigkeit herbei. Rowohlt Rocks! Suhrkamp Rocks!…

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07.07.2001

Fixed::Context – Labradford

Western-Twang revamped. Neue Natürlichkeit im Zeitalter des Cyberlagerfeuers. Americana-Heads haben Akustische und Slide als musikalische Wärmedecke nie verlegt. Das x-te Wiederauftreten Giant Sands macht das auch nicht appetitlicher. Anders die, die neue Wege mit alten Mitteln gehen. Labradford, immer unbestreitbarere Könige des Gitarrenambient und Post-Rocks, lassen auf ihrem sechsten Meisteralbum in a row Roots-Saitenschmirgeln und…

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27.05.2001

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