Out Of Nowhere – Jimi Tenor

Es gibt Platten die will das Erstohr wütend zerbröseln. Das Zweitohr entflammt wieder süchtig heiß. Und der steroide Zwischencheck läßt die Wertung aus Balancegründen ebendort. Wenn Experimentalfunker Jimi das Städtelchenorchester von Lodz zur pseudoklassischen Ego-erweiterung ergreift, kann das viel heißen, aber nicht notwendig Gutes. Scorpions, Metallica, Deep Purple oder Grönemeyer gingen kürzlich diesen Deppenweg der…

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Paul Poet
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30.09.2000

Heaven Or Hell – Walkner/Möstl

You better don?t believe. Kaum von einem anderen Act hab ich mehr Zukunft spuckende Mundpropaganda seitens Wiener Barfliegen vernommen als von DJ Riot Uwe Walkner und DJ Chemical Karl Möstl. Die österreichische Groovezukunft! Und wenn die überfressener Dub und selbstgefälliges Soundspacewabbern heißt, mit dem hier die Hörverdauung überreich verstopft werden, dann Gute Nacht, Lounge Bar…

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30.09.2000

Wir – Various Artists

Hamburg tanzt in Schmuddelclubs. Ganz Hamburg? Nein, vorwiegend die spexuelle In-Crowd, wo Ökopullover im Housewind wiegen, die DJ-Überdosis mal aus Bier statt Koks besteht und alles nur eine überbewußte Phase jugendlichen Hedonismus ist. Die linkisch studentische Attitude meets alternatives Deutschtum gone PopRocky brachte vor allem L?Age d?Or als Wegbereiterlabel ins Volk. Das war erfolgreich weil?s…

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30.09.2000

Xen Cuts-3-CD – Various Artists

Itzza celebration! Hot on the heels von Warp als innovatistem Electronica-Label, feiert jetzt auch Ninja Tune, die Londoner Werkstatt des ausgewählt tasty, eklektischen Grooves seinen Zehnergeburtstag. September 90 gründeten Coldcut (Jonathan More, Matt Black) angewidert von den eigenen Majorerfahrungen das Artists für Artists-Indielabel, das lange vor Mo?Wax und weniger aufgeblasen als Talkin Loud, Jazz ein…

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30.09.2000

A Spectrum Of Infinite Scale – Man Or Astro-Man‘

Das schwarze Loch des Happy Go Lucky-Universums. Versetzte die Space Surf Crew vor kurzem noch die Hawaiigitarre in Astralnebelparties beyond time and human reach, weht plötzlich ein karg irdisches Existentialistenlüfterl durch die Rockerillo-welt according to Moam. Nach dem flauen Tarantino-Dick Dale-Revival hatten sie sich die Könige des NeoGaragenSurf, Crowdpleaser durch die süffigsten Riffwellen und Liveshows…

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30.09.2000

XIV – Home

Unfair zu sagen, Flaming Lips mit jemandem der singen kann. Wayne Coyne?s Stimme ist ja ein honigbröckelndes Glanzstück in sich. Wen aber irgendeine US-Indie Rock-Crew die Goldschärpe innovativen Schrummelpops verdient, dessen samtene Güte Süßholzraspler wie Lou Barlow und Elliot Smith wie Holzhackerdeppen aussehen läßt, dann Home. Als, natürlich, Heim-taperquartett in einem mit Feuchtigkeit, Kiffe und…

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30.09.2000

My Life With Jesus – Geez’n’Gosh

Frömmelndes Technostampfen? Nein. E-Soundbastler Uwe Schmidt entdeckt Jesus ohne Mönchsgong und Räucherstäbchen. Bewußstseinsumkehr des überstressten Deutschen gibt?s auch im neuen Wohnort Santiago de Chile keineswegs. Mit G?n`G, sogenanntem Minimal oder Click-House, entdeckt der als Atom Heart und zuletzt Senor Coconut bekannte Uwe die Erleuchtung des Gospel im karg absurdistischen Beatgewand von Mr. Oizo. Televangelistisches Jauchzen…

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30.09.2000

Betrieb – Ekkehard Ehlers

Ehlers, Halbduoteil des Frankfurter Soundprojekts AUTOPOIESIS, zerreißt, versperrt und repetiert Klangfetzen klassischer Minimalisten wie Schönberg und Ives. Es geht um Noir, die Klangdüsternis bei Ayler, das Komplettschwarz bei Cage, der bittere Existentialismus der Crime-schinken und das Blackout nach versoffenen Abenden. So zumindest das Autopoiesis-Konzept, das ihrem digitalen Loop-Diskurs schicksalshafte Schwere zu verleihen sucht. (Nachzulesen unter…

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30.09.2000

The One And Only High And Low – EC8OR

Revolution as Trash Solution! Die urbane Sonic Warfare, die zerstörerische Aggressionsauslotung durch Punk,- Teen,- Trash,- und Gabberkultur, in Folge der obligate Ruf Deutschland (+ die konservative Restwelt) muß brennen, sterben, vergehen, all das hat Atari Teenage Riot schon wieder vor einem halben Jahrzehnt ausgerufen. Schnelllebigkeit. Schrille Wutparolen. Hyperspeed-Breakbeats. DIY-Verzweckung von Sound als Message. Alec Empire…

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30.09.2000

000 – Delta 72

Eingedenk der Übersehenen. Da sie anders als Indie-Posterboy Jon Spencer und vor allem anders als Make-Up (James Brown Klones als posierfreudige Britney Spears der Geschmacksminderheiten), ungekünsteltes Songhandwerk im guten Sinn bevorzugen, sind Delta 72 auch im Indiezirkel schlechte Schlagzeile und werden vorschnell vergessen. Wie Make-Up im Nation of Ulysses/Olympia-Umfeld entstanden und später durch Mule-Mann Jason…

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30.09.2000

Since Then – Ian Pooley

Die tanzte wohl hoffentlich nur einen Sommer, die Hype-schlampe. Sind in England etwa karibisch-südamerikanische Musiktraditionalismen seit eh und je integriertes Standardangebot und war die elektronische Erweiterung der natural vibes durch Elektronik im Reggae der 70er schon Ausgangsmaterial, feiert der urlaubsträchtige deutschsprachige Konsumentenraum plötzlich via Buena Vista und Cubanismo den Electrolatino-Boom. Geschmacksfronten zwischen Ricky Martin, Santana…

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30.09.2000

Selma Songs – Björk

Regenschweres Europa. Das Projektionsgerät rattert im Hintergrund. Kritiker waren sich unter der Schreiberhand einig. Die Kinos waren öd beim Festivalspurt von Cannes. Öde Einheitssauce aus endlosem Genrehaschée und mit Anspruch wie lästigem Kaugummi als verunziertem Buch zum Film. Dass die einzigen Sensationen aus dem asiatischem Raum kamen war schon vorher keine Neuigkeit. Ebenso dass der…

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30.09.2000

Smart Dust – Rei$$dorf Force

Bonanza to the Beat! Clinton war schon immer der meistrecyclte Arschwackelahnherr. Dass der Trend zum puristischen Clinton-Revival genauso wie zur »echten« live Big Band in Köln, Eiland der phlegmatischen Kastenknarzer called Electronica, zuschlägt, war nicht zu erwarten. Air Liquide-Hälfte Dr. Walker trunk Detroit Beatster Freddy Fresh mit Kölnisch Bier (soll Alk-kennern hier kein schlechtes Omen…

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30.09.2000

Add Insult To Injury – ADD N TO (X)

Elektromorphe Orgiastik, here we go! Phat abgewatscht hatte sie die ver-wire-te Brit-Szene aus Delay-tuckeranten und selbsternannten Labtopgenies im Anfangsstadium: Pressegeile Poserhipster. Rich Kids, die ihre Taschenpennies in gleichermassen sündteure Antiquariat- wie State of the Art-Soundmaschinerien steckten, um dann nur mit halbinspiriert gespielten Megaequipment abzuprotzen. Jetzt watschen Add N to (X) zurück. Erlangte der 99er Zweitling…

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30.09.2000

The Rise And Fall Of Silvercity Bob – Seelenluft

Dining Sounds for the advanced Lounge Cannibal. Klein, Ösi-Startuplabel, das durch die überschätzten Sofa Surfers, dem trotz dem Gähnen nach Kruder + Dorfmeister wichtigsten Export-Impact heimischer Tanzflur, durch die wirklich grandiosen MUM, durch diverseste andere kleinfeine Acts, über das fähigste Grundkapital verfügt, expandiert nun jenseits der Grenzen. Beat Solér, Schweizmeister spinnerter Drum?n?Bass-Gerüste, hatte bereits einige…

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30.09.2000

You ride the Pony – Black Kali Ma

Punkhausen Central ist ein wirrer Ort geworden. Fronten der Helden und Bastarde waren früher schnell geklärt. Hauptsache gegen die Regierung und ab damit. Heute reichen neongefärbte Dreads und altbackene Protestparolen um ganze Stadien zu füllen. Tentacles war das Friscoer Wegbereiterlabel. Anfang der Neunziger versuchte man mit einigen epochalen Bands (Neurosis, Alice Donut, Zeni Geva) über…

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30.06.2000

For your ears only – Bentley Rhythm Ace

Drunken dunkin? donuttin groove-boyees! Zwei Brittrends der Letztzeit sind übersättigt wie immer in Saison. Lad matin? Saufkultur goes Tanzflur wie auch exzessives Sampling von 60s/70s-Mainstreamklängen. Fußball und Ficken. Hacklerpragmatismus und Wochenendfreakout. Der Proll als Ikone und Ideal. Brightons Hang zum Downbeat und TripHop verhüllte diese Hauptschlagrichtung der Rave und Acid-Pillenpopper nur mit dem Zuckerguß der…

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30.06.2000

Goodbye Enemy Airship… – Do Make Say Think

DMST, das Quintett aus Toronto, aufgefallen durch intensive aber unspektakuläre Avant-Punk-Instromonster, geben sich am Zweitling passend abgeklärter. Mit folkloristischen Jazzpassagen bedachter Kraut und Progrock, der Neu, King Crimson und vor allem Soft Machine in Slint?scher Neuformulierung stolz as fuck gemacht hätte. Die gesamte neue Instrumentenklasse darf eine Reihe hinten aussetzen. Die Spielfertigkeit, die intellektuelle Wucht,…

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30.06.2000

He has left us alone… – Silver Mt. Zion

Epic Ambient steht irgendwo am Beitext. Das Constellation-Label aus Montreal bleibt hart am Kurs Epoche machende Werke der nouveau-Soundtrack-Generation für den Post-Rock-Zirkel auszuwuchten. Obwohl das Grundkapital, die theatralische Ensembletristessa von Godspeed you black Emperor! als Lizenz zu Kranky und angeblich demnächst auch Warp wandert, das Cover naturbelassene Edelkartonage a la Rachel?s zeigt, Garanten also für…

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30.06.2000

Nuvol i Cadira – Animals On Wheels

Cruel as Zuckerguss. Laidback EZ-ness haben in der Electronica ganze WARPscharen von Plaid bis Aphex Twin vorgebaut. Rattelnde, gurrende, fiepsende Duracell-Flauschebausche, sprich das ganz verstromte Kinderzimmer in Sound, kennen wir von Mouse on Mars ausgiebig. Somit macht uns sweet’n’gentle Andrew Coleman kaum den original Hengst mit seinen sanft computerten Possierlichkeiten. Frei von der Querverstrebung seines…

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30.06.2000

Ecco la Fiera – Alboth!

Fura del Bauhaus! Autistique Krümelmonster läuft in Stockhausen Amok! Die arty Schweizer Entgrenzungs-rocker sind back. Wie die angespielten Spanier, die heimischen Fuckhead, die englischen God, bodyworken sie an der concreten Schnittstelle zu Labtop-Avantgarde, postindustriellem Orgasmenriff, Environments des Klang-kriegs, No-Wave-Fitzelei und Extremperformance. Und sie werken und werken. Doch was einmal Provokation war wird notwendig Institution und…

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30.06.2000

Bul Bul – BulBul

Sturheit und Schwerfälligkeit – essentielle österreichische Güter. Kunstfertiges Mean-Ass-Brauchtum ist auch das was das Universum according to BulBul rockt. Zwar hüllt sich das musikalisch in US-Indietraditionen, vornehmlich Chicago und das Touch and Go-Label, das stoische Gitarre-Bass-Brett von Tar, der Teufelsboogie von Jesus Lizard, das Klanglandwirtschaft von Slint, zerstört und ironisiert aber in Minutenschnelle wieder die…

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30.06.2000

Maps Of Tacit – Shannon Wright

Songs from the emotional underwear. Manchmal können Lieder aus der Intimität etwas wunderbar berührendes, abgründiges sein. Und viele sind an dem Drahtseilakt abgestürzt, zwischen Magie des Individuums und öffentlichem Geschnüffel am inneren Scheißhöschen. Liz Phair etwa. Tori Amos war schon immer down. Und PJ Harvey reift permanent ins Hoch. Da kann die »Echtheit« der herzschwer…

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10.01.2000

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Labradford

Neo-instrumentelle Klangflächen, ob vollvirtuell oder analog gehandwerkt, haben jobbedingt eins gemeinsam: Maulfaule Protagonisten. Mark Nelson, Kopf der Musikprojekte Labradford und Pan American, war zwar in zwei Fleischmeter gegossene Melancholie, schweigsam aber war er nicht.

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29.08.1999

1833 – Head Of Yagan

Und Gottvater sprach: Krambambuli musz stärbän! Voralberger Distorto-Freakout als ambienter Klangterrorismus. Schneidig scharfer Japan Pure Noise heißt die Schule: Kopf in den Staubsauger mit mindestens drei Stufen Overdrive. Natürlich ist das eher home recordetes Gerumpel von Aggressokiffern als die brillante Härte eines Merzbow oder Aube, aber zu einer Ö-Version der großen und hierzulande komplett unbekannten…

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02.04.1999

Reich Remixed – Various Artists

Closed System Remixology: daß eine kanonisierte Gutsprechung zur wertfreien Sampleverwendung der anything goes-Kultur bisher nur zu äußerst wenigen Perlen neben Unmengen akustischen Mülls führte, ignorieren die meisten Kritiker. Von Ausdünnung populärkultureller Grundnahrung durch digitale Schnellverdauung mag selbstredend kein stylee Cyberscratch-Guru wissen. Nur einige wenige pumpen qualitativen Anspruch ohne Blick auf schnelle Euros in ihre Bits…

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02.04.1999

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