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Hamburg tanzt in Schmuddelclubs. Ganz Hamburg? Nein, vorwiegend die spexuelle In-Crowd, wo Ökopullover im Housewind wiegen, die DJ-Überdosis mal aus Bier statt Koks besteht und alles nur eine überbewußte Phase jugendlichen Hedonismus ist. Die linkisch studentische Attitude meets alternatives Deutschtum gone PopRocky brachte vor allem L?Age d?Or als Wegbereiterlabel ins Volk. Das war erfolgreich weil?s glaubhaft war, nicht immer gut aber passend. Seitenlabel Ladomat spiegelte die Dancefloorerweiterung der elektronikfreudigen Szenerie, die durch ihre Disko und 70er Trashkultur-Verliebtheit durchgehend interessante Sounds aufdeckte und mit nordisch sturen Tanzrhythmen verband. Das war schnell auch global interessant. »Wir« zeigt passend im Enid Blyton Kinderbuchdesign (Junges Paar auf Jeanshosen-Untergrund) einen diesbezüglichen Rückblick, die ebenso passend die gute und böse Seite auf zwei CDs verteilt: Dumb Fuck CD1 featuret die schmockig überhypten All-Stars Whirlpool Productions plus Hans Nieswandt, für die „Alternativer Mainstream“ schon die richtige Beschimpfung ist, stocksteif klotzige Anspruchs-Electronica (Arj Snoek, Workshop), doofe Punk-Agitation (Subtle Tease) und pure 80er-Regression (Sand 11, Turner). Sexy Swinger CD2 dafür läßt die Sonne aufgehen: Straighter ausgespielter, dafür unglaublich wendiger Housefunk und Breakdisco vor allem von den eigentlichen Lado-Stars Egoexpress. Fette Remixe von Thomas P. Heckmann (Force Inc.) und Miss Kittin (Disko B) zieren auch nicht wenig. Zwei Gesichter einer Stadt. Man muß ja nicht mit allen Leuten in einem Lokal was trinken.

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Text
Paul Poet

Veröffentlichung
30.09.2000

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