Ted Milton/Loopspool, 10 Jahre skug, Miles Davis & John Coltrane, Radiohead, The Go-Betweens, Magnetic Fields, Ryoji Ikeda, Zend Avesta, Ostrava, Plunderphonics, Feridun Zaimoglu, Artfile, Schneider TM, Wien Modern, Konfrontationen Nickeldsorf, Jimi Hendrix, ESG, 2 Step, Planet Reggae, Luaka Bop, Base Records
Die zweite CD-Zusammenstellung gleichermaßen behaglicher wie spannungsgeladener Tracks aus der Kölner Qualitätsfabrikation Kompakt fühlt sich erneut zu gleichen Teilen den Faktoren Hedonismus, Tiefe und Eleganz verpflichtet. Dies hat eine im positiven Sinne schicke Angelegenheit zur Folge, die sich in jedem Ausgehtäschchen gut macht – als Wohnzimmerinterieur natürlich sowieso. Jedenfalls bewegen sich die 13 hier versammelten…
Acht Stunden Musik auf einer CD: Wenn sich da den Majors mal nicht die Nackenhaare aufstellen. Oder wäre das was, dem Konsumenten eine CD um den achtfachen Preis andrehen zu wollen? Könnte schwierig werden. Für all das und einiges mehr gibt es »Nine>Five«.
Columbia/Legacy legt gerade essentielles Material von Miles Davis in Form von Schwermetall CD-Boxen wieder auf und bringt einige seiner 70er Alben erstmals ins CD-Format. Impulse! geht zeitgleich mit der Wiederveröffentlichung von fünf CDs in die vorläufige Endrunde in Sachen John Coltrane.
Mährisch-Schlesisch-Ostrau, eine Offenbarung. Nur vier Stunden von Wien entfernt, reihen sich entlang des Schienenstrangs nach Warszawa Juwelen einer verrottenden Industriearchitektur. Stadtführer: Jirí Suruvka, Ostravas ideensprühendster und lebensfrohster Künstler und Galerist.
Dass sich das Modell »Gitarrenband« auf spannende Weise auflösen und erneuern kann, ist nichts Neues mehr. Wohl aber, dass gerade Superstars wie Radiohead diese Entwicklung radikal auf die Spitze treiben. Ist der Monolith »Kid A« nun der endgültige Grabgesang auf den Rock?
Die Aufnahmen dieser Ende 1982 als Tape erschienenen Mitschnitte diverser Europa-Konzerte entstanden kurz nach der Veröffentlichung von Nicos 81er-Album »Drama of Exile«; ins Live-Set fanden davon aber scheinbar nur die beiden Coverversionen dieser nicht wirklich überzeugenden Platte Eingang. David Bowies sehr eigenwillig interpretieres »Heroes« und Lou Reeds »I’m Waiting For The Man«. Abwechselnd von The…
Dem 1999 verstorbenen Augustus Pablo verdankt bekanntlich das »Kinderinstrument« Melodica seine Existenz in allem möglichen, irgendwie von Dub/Reggae beeinflussten Musiken. Wobei eines der großen Verdienste von Augustus Pablo wohl auch darin zu suchen ist, dass er die Melodica in seiner Musik nie im Sinne eines »Kinderinstruments« eingesetzt hat. Was aber noch wichtiger ist, seine Variationen/Improvisationen…
Vorzeige-Schnuckelboy Patrice konnte mit der äußerst bekömmlichen Single »Everyday Good« einen der FM4-Hits dieses Sommers für sich verbuchen, und das zugehörige, von Mathias Arfmann perfekt produzierte Album (seiner zweiten Veröffentlichung nach der EP »Lions«) wird derzeit allerorts abgefeiert. Kein Wunder, entspricht dieser wohlklingende, spirituell durchtränkte Sommersound doch ganz den Zeichen der Zeit eines breiter angelegten…
NATO-Aggression auf Belgrad. Beklemmung und Hilflosigkeit. Fernsehbilder konnten diese Gefühle nicht so zwingend wiedergeben wie diese 100-minütige Kunstradiosendung auf Österreich 1. Gordan Paunovic, ehemaliger Musikchef von Radio B92, war am 29. April 1999 via Internet mit Belgrad verbunden. Urheber des Audiostreams: der Künstler Robert Klajn, der mit Livemikrofon bzw. voraufgezeichneten Loops die bedrückenden Sounds von…
Die vor kurzem in Berlin gelandete Kanadierin Merrill Nisker aka Peaches besitzt eine Roland MC505 Groovebox. Sie nennt sie liebevoll »MC 5« und hat ihr beigebracht, härter und gnadenloser zu rocken als ein gesamter Jahrgang pickelgesichtiger US-College-Punks. Außerdem hatte Frau Nisker eine Idee. Diese Idee ist nicht ganz neu, aber kaum ist sie je so…
»Platte dieses Sommers« ist hier eher noch untertrieben – »United« klingt in seinen besten Momenten – zumindest für mich – etwa so, wie es sich anfühlt, frisch verliebt zu sein. Keine Ahnung, wie die Franzosen das neuerdings immer wieder hinbekommen, in (scheinbar) völliger Leichtigkeit und Unbeschwertheit musikalische Meisterwerke innerhalb und außerhalb des elektronischen Produktionsformats anzufertigen….
Ihren bis heute unbeschadet anhaltenden Legendenstatus verdanken die drei wagemutig-verqueren Düsseldorfer NDW-Visionäre ja vor allem ihren ersten beiden Alben »Geri Reig« und »Normalette Surprise«, die – als Vinyl quasi verschollen – der interessierten und hinsichtlich forcierten ästhetischen Spinnertums aufgeschlossenen Öffentlichkeit seit einiger Zeit in Form einer störrischen CD zugänglich sind. Vor dem Hintergrund des kreativen…
Die tanzte wohl hoffentlich nur einen Sommer, die Hype-schlampe. Sind in England etwa karibisch-südamerikanische Musiktraditionalismen seit eh und je integriertes Standardangebot und war die elektronische Erweiterung der natural vibes durch Elektronik im Reggae der 70er schon Ausgangsmaterial, feiert der urlaubsträchtige deutschsprachige Konsumentenraum plötzlich via Buena Vista und Cubanismo den Electrolatino-Boom. Geschmacksfronten zwischen Ricky Martin, Santana…
Nach der letztjährigen Compilation »Telemetric Melodies« kredenzen die sieben BirminghamerInnen mit dem opulenten, aber stets dezent eingesetzten Instrumentarium (unter anderem sind Theremin, Trompete, Klarinette und Akkordeon Fixbestandteile Pram’scher Klangerzeugung) wieder ein neues Epos. Unaufgeregt und stilsicher wie eh und je bewegt man sich angenehm selbstvergessen an den schattigen Rändern eines Feldes, das die Geistesverwandten von…
Die Frage, was eigentlich aus Daisy Chainsaw – einer der rückblickend eher überbewerteten Konsens-Indiebands der frühen 90er – wurde, wäre hiermit geklärt. Katie Jane Garside hat sich nach mehrjähriger Zurückgezogenheit zwecks Rockbiz-Verarbeitung und Selbstfindung nun unter neuem Namen wieder mit dem DC-Gitarristen Crispin Gray zusammengetan, um sich der Erforschung dicht gewobener und stets schwarz gewandeter…
Weitere Mutation einer Indiegitarrencombo zur Synthie/Keyboard-driven Band. Die stupide Geschichte um einen Mr. Svoboda wird von ein bisschen Gerappe überlappt und lebt hauptsächlich von einer eingängigen Hookline, die klarerweise eine stringente Melodie aufweist und zum Hit mutieren hätte können. Irgendwie hätte der in vier Variationen, darunter einem etwas daneben liegendem Loop-Doctors-Dub-Remix, dargebrachte Song »Svoboda« das…
Nahezu drei Jahre nach dem zuletzt erschienen Album »Making Bones« haben David Ayers, Richard Thair und Ali Friend nun ihr aktuelles Album veröffentlicht. Sich selbst wollen sie mit diesem Album vor allem zufrieden stellen, so ihr im Titel ausgewiesenes Ziel. Ob sie es wirklich geschafft haben? Der eigenartige Sound, der auf den Vorgängeralben »Prince Blimey«…
Bonanza to the Beat! Clinton war schon immer der meistrecyclte Arschwackelahnherr. Dass der Trend zum puristischen Clinton-Revival genauso wie zur »echten« live Big Band in Köln, Eiland der phlegmatischen Kastenknarzer called Electronica, zuschlägt, war nicht zu erwarten. Air Liquide-Hälfte Dr. Walker trunk Detroit Beatster Freddy Fresh mit Kölnisch Bier (soll Alk-kennern hier kein schlechtes Omen…
Dining Sounds for the advanced Lounge Cannibal. Klein, Ösi-Startuplabel, das durch die überschätzten Sofa Surfers, dem trotz dem Gähnen nach Kruder + Dorfmeister wichtigsten Export-Impact heimischer Tanzflur, durch die wirklich grandiosen MUM, durch diverseste andere kleinfeine Acts, über das fähigste Grundkapital verfügt, expandiert nun jenseits der Grenzen. Beat Solér, Schweizmeister spinnerter Drum?n?Bass-Gerüste, hatte bereits einige…
Mondo Dopa get trashed sexy, you like? Scherenschnittcartoons von Mäusen am Mars. Wasserbettensex mit abfärbendem Space Age Vierfarbdruck. Polyestersakkos in the Swing. Crippled Dick, seit jeher wichtige Rettungsmission weggeworfenen muzak classiques, ist vom Schwarzwald gen Berlin gezogen, wird Agentur namens Monitorpop und Verlag dazu. Den ausgesuchten Bad Taste ändert es nicht, kommt der Back with…
Noise-Maelströme bröseln aus den Verstärkerboxen, Gehirnrinden zerfleddern. Merzbow exponential gesteigert. Zbigniew Karkowski, Herr der Hölle, lenkt das Material von drei infernalischen Elektronik-Noise-Gipfeltreffen mit Edwin Van Der Heide in auch im Wohnzimmer »konsumierbare« Bahnen. Das Duo Karkowski/Heide hat am illuster besetzten neun- bis fünfzehnköpfigen Orchester (Mitwirkende im Stammensemble u. a.: Masami Akita, Reiko A, Tetsuo Furidate,…
Die Geschwister Ina und Max Freudenschuß haben ihr seit Jahren verfolgtes Modell eines Synthie-Pop-Duos mit Anspruch und umfassendem Referenzsystem im Rahmen ihrer Möglichkeiten mit dieser weitgehend im DIY-Verfahren (inkl. der damit einher gehenden Lo-Fi-Mängel) produzierten und veröffentlichten CD de facto ausgereizt. Ihre Ingredienzen wären ja nicht die Schlechtesten: Eine offen zur Schau gestellte Leidenschaft für…
Kölns Sofa Surfers: Auch das Downbeat-Kollektiv Solar Moon System entstammt einer Rockband und hat mit »Outer Canal« einen sich in den Gehirnwindungen festsetzenden Dancefloor-Song geschrieben. Elektronik-Pionier Klaus Schulze startet mit gleich vier Versionen des Songs sein neues Label Rainhorse. Sein eigener Remix verbreitet angenehme Schläfrigkeit im positiven Sinn, da Moog-Melodien implantiert werden. Ähnliche Moods verbreiten…
Da Package is da Message. Primitiv ist er, der naive Malerei-Style des Coverartworks, sub-tribal Amsel aus der Asche. Primitiv war das Schlüsselrezept der grandiosen letzten Sepultura-Platte »Roots«, wo sich zivilisationsmüde Zurück-zur-Natur-Message mit archaischer Befreiungsgewalt gone Metal paarte. Tollwutschnaubende Themrocs und Bravehearts mit Grindgrooves & Schlammdreads against Society. Max Cavalera vertschüsste sich im Privatkrieg und destillierte…
Dass die Mael Brüder nie so schlecht sein können, dass der Sau graust, ist klar. Aber hier bleiben sie deutlich im unteren Bereich ihrer Möglichkeiten. Zwei der elf Songs sind genuin gut: Dramaturgisch geschickt plaziert sind der Opener und Titelsong »Balls« und der Rausschmeißer »Angels«. Was dazwischenliegt, ist braver Elektropop, dem bisweilen sogar ein Hauch…
Krieg und Liebe. Hamburg, die dritte Generation. Das dem verkniffenen Deutschen eröffnete Klanguniversum darf jetzt in allen Facetten geplündert und als feinst zugeschliffene Popperlen ausgespielt werden. Muttersprache ist nicht mehr notwendig. Einheit wozu? Außer es ist die Einheit des Wohlklangs, die Einheit des Grooves, die Einheit des Coolen. Stella spricht in zwangloser Songfixiertheit, in Popkulturpatchwork….
Nach den CD-Veröffentlichungen des klassischen Frühwerks (incl. diverser Bonushappen und der legendären »23 Minutes In Brusseles«-Saalschlacht) liegt mit »Half Alive« nun sozusagen der musikalische Grundkorpus von Suicide allgemein zugänglich vor. Die 1981 erstmals erschienene dritte Veröffentlichung des damals epochemachenden Cassette-Only-Labels R.O.I.R. (mit Liner-Notes des nicht minder legendären »Rock«-Schreibers Lester Bangs) geht dabei zurück bis ins…
Gerade richtig für einen weiteren tödlichen Herbst in dieser Stadt (Wien) kommt die dritte LP der stets im Trauermodus daherkommenden Jungs aus San Diego. File under: Gothic Americana. Kammermusikalisch orchestrierte Düsternis steht ja gerade hoch im Kurs und so sollten die tränendurchweichten Balladen nun auch endlich die potentiellen Fans des Genres erreichen. An ihrer visuellen…
Ich persönlich bedauere den Weg der Luttenbachers in die gnadenlosen Gefielde der Improvisation. Gerade der riffgravitierende Free-Rock mit der Falzone/Pisarri-Achse brachte doch sowohl musikalisch wie dramaturgisch stets nur das Allerschärfste. Man muss es der nie versiegenden Ambition Weasel Walters zuschreiben, dass der Versuch im freien Impro-Terrain jetzt noch nicht halbherzig abgebrochen werden kann, wo noch…