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Ist es Potenzierung einer österreichischen Tradition, wenn der Blick in die Vergangenheit größere Verbrechen erzeugt als diese Zeit selbst? »Exorcising the Ghosts« will ja eigentlich leicht feindlich grinsendes Händereichen zweier Generationen Ö-Musik sein, die des oft verfluchten Austropops und die der eklektisch neuen Elektronikerriege. Dass unter Tonnen unsagbaren musikgeschichtlichen Mülls der heimatliche Hauptstrom nun mal doch Essentielles wie den jungen Falco, Ambros oder Danzer, epochale Hits von Supermax und Ganymed erzeugt hat, wird dabei gern weggelächelt und den Wickie-Paiper-Schleimern überschrieben. Dass die Viennatronics dem gerade noch eine Handvoll global griffiger Namen von K+D bis Mego entgegenhalten können, die abseits der Nationalität (immer ein fragwürdiger Kultur-Uhu) vollkommen andere Schuhe sind, macht ein entsprechendes Cover-RMX-Album zu einem bizarr danebenen Crosshype-Produkt. Und spaßlos danebengegangen ist es auch. Mit großer Ausnahme Christopher Justs, der mit »Vienna Calling« einen der mauest plakativsten Falco-Hits mittels Handystörgeräusch tanzbar macht, dilletiert ein ganzer Sack voll Talente in blinder Dekonstruktion wie schleimiger Überarbeitung. Das braucht in einer Zeit gelungener Ö-Sampler (zuletzt Automatiques »Delicious Tunes«, der am Ziel vorbei konzipiert doch teilpassable »Neue Heim.at Lieder« beinhaltete) niemand außer die Schnellentsorgung.

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Text
Paul Poet

Veröffentlichung
12.08.2001

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