Nach Tomahawk die zweite Platte dieser Ausgabe, die mit Vogelgezwitscher beginnt. Bei Yoshimi and Yuka steht es aber im musikalischen Zentrum, zu dem zurückhaltend auf einer Vielzahl an Instrumenten dazuimprovisiert wird. Neben Vögeln besteht der Field-Recording-Anteil aus Insekten und Hunden, die alle als Vokalisten angeführt sind. Kindliche Esoterik-Putzigkeit ist das aber nicht. Den beiden Musikerinnen…
Eine Enklave der musikalischen Einarbeitung osteuropäischer Einflüsse hat sich in Südnorwegen gefestigt. Auf gute Nachbarschaft! Die Wurzeln der Formation rund um den Regisseur Pål Jackman (»Detektor«) breiten sich wie jene von Kaizers Orchestra bei Stavanger aus. Beide Gruppen beteuern, sich trotz der räumlichen Nähe vom anderen unwissend selbständig in diese Richtung verwickelt zu haben und…
Wisdom mag für einen MC auf den ersten Blick etwas prahlerisch klingen, wer sich die Platte anhört bekommt aber die Erklärung dafür geliefert, und dann passt es! Und etwas Prahlen würde man Wisdom & Slime sogar einräumen, denn wer so eine Platte abliefert, darf mit Fug und Recht stolz sein. Beats die keine internationalen Vergleiche…
»World Without Tears« gehört in die Kategorie der großen Alben rund um das Thema Trennung. Und Trennungen bedeuten nun einmal, dass der Verlassene eine Vielzahl von Gefühlen durchleben muss. Hilflosigkeit, Wut, Verzweiflung, Selbstmitleid, Neid, Leere, Hoffnung usw. lösen einen Gefühlsorkan aus, den Lucinda Williams hier in Songs, die live im Studio aufgenommen wurden, bündelt. Auch…
Barney-Wilen-Fans kann man auf der ganzen Welt finden, und es gibt mehr als zehn Gründe, warum sie es sind. Der vor einigen Jahren verstorbene Saxophonist war nämlich nicht nur eine legendäre Gestalt des Jazz und des Kinos, er entsprach auch den Vorstellungen von einem »Film-noir-Engelsgesicht«. Geboren an der französischen Riviera, wurde er erstmals mit 16…
Begrüßen Sie bitte die großartigen und furchtlosen V/Vms! Steht Ihnen der Sinn nach »somethang stoopeed dude«? Eisgekühlt serviert, garniert mit Chili-Chorizo-Salamischeiben und einem ordentlichen Gupf »Mont Blanc«-Vanillecreme? Bitte sehr, für Sie (und auch für mich) »A compilation in 46 parts on two compacted discs«, so steht’s zumindest auf dem Sticker. Das ist vermutlich, und damit…
Schon Jahrhunderte bevor sich Moby den Kopf rasierte, waren die schwarze Sänger viel glaubwürdiger. Eddie Vinson zählt zu den wichtigsten Blues-Jazz-Stimme der 50er Jahre. Seine Stimme ist wirklich außergewöhnlich, er scheint die Töne in der Tiefe seiner Kehle zu suchen, um sie sogleich zu den Sternen hinaufzuschleudern. Diese Aufnahme aus dem Jahr 1957 mit einem…
Diese Doppel-CD enthält Releases der letzten drei Jahre auf Ladomat und L’Age D’Or. Der etwas emphatisch geratene Titel der Compilation verweist nicht nur das gemeinsame Auftreten der beiden Fraktionen Indie und Electronica, die gar nicht so weit von einander entfernt den Markt bedienen, wie diese Veröffentlichung beweist, sondern soll wohl auch entgegen kapitalistischen Regelungen und…
Nach der Soul-Jazz-Compilation »In The Beginning There Was Rhythm« geht es hier also weiter mit Dub meets Punk. Wobei diesmal eher die gedubbten Punk-Rocker (allen voran The Ruts, The Clash, Stiff Little Fingers, aber auch zufällige Witzigkeiten wie die heute nach extremsten Prä-Sigue-Sigue-Sputnik klingenden Generation X) im Vordergrund zu stehen scheinen. Denn erst allmählich eröffnen…
»18 punky, glitchy & angry hits by today’s finest female artists. A nightmare for (13) unlucky boystars!«, heißt es im Untertitel. Das kleine französische Label Tsunami Addiction präsentiert hier 18 Tracks von bisher weitgehend unbekannten Musikerinnen und Bands (Merken Sie sich Namen wie Milkymee, Rhythm King & Her Friends, Ceweecee, The Very Ape, Sawako, Semiautomatic,…
Texas und Funk ist ja auch so ein Kapitel. Denn da verhält es sich ähnlich wie bei Texas und psychedelische Drogen (13th Floor Elevators) bzw. Texas und Garagen-Punk – je repressiver das Klima um einen herum, desto mehr »Fuck You!« Im vorliegenden Fall also »Funk You!« Dabei muss man sich den auf »Texas Funk. Hard…
Brasilien ist wohl das einzige Land, das poppigen Drum & Bass im regulären Radio spielt, weil die Leute das Tempo vom Samba gewohnt sind. Es lag nahe, deshalb die High-Speed Stile zu fusionieren. Mittlerweile hat sich in der Grauzone zwischen Latin Jazz Breaks und massiver Elektronik eine ganz ansehnliche Szene entwickelt, deren stärkstes Lebenszeichen »Sambassim«…
Wenn es um französische Popmusik geht, wird mittlerweile ja nicht mehr nur von den »Frogs« und ihrem angeblichem Unvermögen etwas anderes als »Röck’e’Röll« zu fabrizieren geredet. Denn trotz real existierendem, grauenhaftem »Röck’e’Röll«, ist so eine Sicht der Dinge eigentlich nichts anderes als ein dumpf anglo-amerikanisch fixierter Rockisten-Blödsinn. Was spätestens seit der Veröffentlichung des Gesamtwerks von…
Vielen Dank, Soul Jazz! Wieder eine Schatzkiste, diesmal mit »rare Funk & Soul from Miami, Florida 1967-1974«. Wir Normalsterblichen müssen uns einfach freuen, dass diese Musik nicht mehr nur den Spezialistenkreisen vorbehalten ist. Dass Miami mit einer vergleichbaren Struktur als Soul- und Funk-Schauplatz nicht mit Memphis und Detroit mithalten konnte, ist klar; schade ist nur,…
Laut Lexikon wird quer referenziert von schräg, und schräg im positiven Sinn ist der Quer-Sampler, der Musik und Literatur miteinander verbindet, auch geworden. Ausgangspunkt waren Texte von AutorInnen wie Franzobel, Lilian Faschinger, Bodo Hell, Martin Amanshauser, Günther Freitag und Andrea Sailer. Nach dem Intro des Projektinitiators Wolfgang Pollanz wird ein breiter Bogen quer durch unterschiedlichste…
Oder: Achtzehn Ideen und Möglichkeiten, ein Gerät zu bedienen. Dagegen ist nichts einzuwenden, denn Gameboys sind zum Spielen da und gehören mittlerweile zu den Klassikern der elektronischen Deviationen. Abgesehen davon, dass die einzelnen Tracks dieser CD verschiedenen Spielgemeinschaften zugeschrieben werden, fallen sie unter zwei Kategorien: komponiert oder improvisiert. Und interessanterweise macht das alles kaum einen…
»Eskaliert und hyperventiliert.« Die Wege einer Szene sind uferlos, seltsam, kaum fassbar. Die üblich blöden Majorbeutel hatten deutschen Dancehall schon nach wenigen Monaten Post-Seeed wieder als Eintagsfliege abgeschrieben und verdammten die gesund rappelnde, ratternde, swingende Posse from Baden bis Potsdam wieder zum Soundsystem-Zierrat in immer fahler werdenden Deutsch-Hop-Videos, zu popelnden Ragga-Clowns als ewige Gaststars bei…
Kleinere Umbesetzungen bringen eine überfällige Variation in den Sound dieses langsam in die Jahre kommenden Quintetts. Die Entscheidung für einen Produzenten mit Rock-Background (Bob Weston, Shellac) ist auch eine willkommene Abwechslung, selbst, wenn es hier ja »nur« ums richtige Aufstellen der Mikrophone geht. Dann wird erst mal drauflos saxophoniert, bis das Gleichgewicht verloren geht und…
Wolfgang Pollanz ist ein vielseitiger Mensch. Der südsteirische Lehrer ist ebenso Verlags- und Labelchef wie Autor und Musiker. Unter dem Pseudonym T.M. Download hat er schon einige CDs veröffentlicht, nun legt er mit »Goodbye World« das zweite Album seines musikalischen Heimstudioprojekts Ultrascope vor. Und der Nachfolger von »From Home« kann sich durchaus sehen bzw. hören…
Zwei Ex-Kaputtniks auf Instrumentalpfaden. Beide Künstler haben eine Vinylseite mit ihren Beats gestaltet und damit ein perfektes DJ-Tool geschaffen, das vor allem im Set zur Geltung kommt, aber durchaus auch mal zu Hause durchgehört werden kann. Ideenreiche Beats, die mit tief aus der Kiste geholten Samples aufgefrischt so manche Party rocken (tun sie bereits!!) und…
Dass man nicht schon längst auf die Idee gekommen ist, bei einem Streichquartett die Viola durch eine Gitarre zu ersetzen! Aber zu diesem ob seiner Stärke und Klarheit bestechenden Album gibt es weit mehr zu sagen als ihm zu wünschen, dass es bald in die Classical-Jazz-Charts kommt. Zwischen den Mitwirkenden passiert etwas, das selbst das…
Blutjung sind Tomte nicht mehr. Und das ist gut so. Sie wissen um die Bedeutungslosigkeit und Flüchtigkeit der eigenen Existenz Bescheid, was aber nicht in Frustration münden muss: »Es liegt alles offen vor dir«, singt Thees Uhlmann in »Schreit den Namen meiner Mutter«: obwohl wir 30 aufwärts sind, haben wir noch alle Möglichkeiten. Dass Uhlmann…
Denison, Patton, Rutmanis, Stainer, die zweite. Dass sich die Herren im neuen Bandformat nicht als Treffpunkt von Jesus Lizard, Faith No More, Cows und Helmet, ihrer vormaligen Rockergesellschaften verstehen, ehrt sie. Denn sie packen eher die alte Musikerkiste aus, und zeigen ganz eindrucksvoll, was noch an frischen Ideen in ihnen steckt. Diese Ideen sind natürlich…
Jeb Bishop bildet mit seinen elegischen Posaunenklängen das Zentrum dieses ruhigen Quartetts, dessen Musik teilweise unter meiner Wahrnehmungsschwelle liegt. Wer kein Opium zur Verfügung hat, kann mit diesen sanften Tönen die Nerven auf Eis legen und sich in Totenstarre aufregungslosen Genüssen hingeben. Fred Lonberg-Holm ist am Cello zugange, Jason Roebke spielt Bass und Ben Vida…
Florian Bogner, Thomas Grill und Gilbert Handler, drei junge und höchst interessante wie umtriebige Elektroniker/Elektroakustiker zeichnen verantwortlich für diesen Soundtrack zu einer Tanzchoreographie von Bert Gstettner im Wiener Tanzhotel. Etwa 22 editierte Minuten der gesamten »Tanz«-Musik finden sich auf der Mini-CD. Wie von den dreien gewohnt höchst subtile Klangkonstrukte zwischen Ambient, Musique Concrète, akustischen Instrumenten…
Proud and clean like a Beam. Pardauz – eine echte Schönwelle hat Herr Jim O’Rourke da ausgelöst. Seit der sonst verkopft, angekrampft, kunstbehaucht in die Klampfe prackende Avantmacker Sonic Youth mit flauschiger Folk-Psychedelia errettet hat, seitdem ausgerechnet ER, der ein Jahrzehnt jedes Riff dekonstruierte als wär’s ein Taschenradio im HTL-Kurs, die US-Songwriterschule für gepflegte PostPunk-Melodei…
Teil 328 in der Rubrik »Wie geht’s weiter im Bereich Indietronics?«: Zwei Musiker, zwei gar nicht so unterschiedliche Ansätze. Arne van Petegem alias Styrofoam lehnt sich auf seinem dritten Longplayer für Morr nicht allzu weit aus dem Fenster und bleibt sich und seinem Label sound-technisch treu: Ordentliches Rumpeln, amtliches Knistern, dazu ein paar holprige Beats…
Was passiert, wenn sich Klang gewordener Film Noir, Chanson, musikalischer Weichzeichner und aufwändige Programmierarbeit auf einer EP treffen? Im Fall von Stoloff & Hopkinson aka Essenhaitch aka S&H etwas Wunderbares: man fragt sich nämlich, warum diese Elemente nicht schon längst in genau dieser Weise gemischt wurden. Die beiden überaus stylingbewussten Herren manövrieren mit schwindelerregender Leichtigkeit…
Wie einem Handbuch für »So bastle ich den perfekten Synthie-Punk-Hit fürs neue Jahrtausend« entnommen, startet diese Platte mit einem analogen Oktav-Bass, der nach wenigen Sekunden von in Sachen Einfachheit und Tightness an die guten alten DAF erinnernden Beats vorangepeitscht wird. Dann monoton sägende Gitarren und Einsatz von Sängerin Zoe Meißner. Ich will nicht Mia. sagen,…
Wordsound ist ein Konglomerat, das dem HipHop neue Qualitäten in Sachen sonischer Grundlagenforschung abringen konnte. Allerdings hat es WS nicht geschafft, sich zu öffnen, sogar irgendwie hermetisch wurden andere Strömungen wie etwa (Detroit-)Techno (als naheliegendste Andockstelle Drexciya) ausgeblendet. Als Resultat bleibt: Das Koordinatensystem bleibt kohärent, dafür erkennt man sofort, worum es sich handelt. Der Stempel…