So geht es nicht weiter. Die aktuelle Krise ist auch eine ästhetische. Nach der radikalen Konzeption Paulo Freires, die eine Befreiung des Menschen nicht aufgeben will, nun im zweiten Teil der nigerianische Musiker, Yoruba-Priester und Revolutionär Fela Kuti.
»Man hört doch nicht auf zu denken«, so die Ober-Zitrone Schorsch Kamerun zur Beharrlichkeit der eigenen Band im skug-Interview.
Clara Luzia segelt wieder. In den ersten Jahren schuf Sie das eigene Subgenre des Clara Luzia Songs, dessen Hauptmerkmal eine luftige Schmissigkeit war, die schnell geschriebenen Songs innewohnt. In den 10 Jahren ihrer Solokarriere ist »Here’s To Nemesis« das fünfte Album und wer geglaubt hat, dass sie ihre Komfortzone nicht verlassen will oder kann, hat…
Hazmat Modine sind die Stars jedes World Music Festivals. Sie verbinden klassisch nordamerikanische Rootsmusik mit allen angrenzenden Einflüssen wie Klezmer, Rocksteady oder Calypso, und sind dank der großartigen Bläsersätze dafür bekannt jede Meute zum Tanzen zu bringen. Wahrscheinlich würden sie sogar jede noch so steife Betriebsfeier in einen Hexenkessel verwandeln. Auf »Extra-Deluxe- Supreme« ist der…
Stuart Hall gilt als einer der wichtigsten Vertreter der Cultural Studies. Der von Dagmar Brunow herausgegebene Reader »Stuart Hall. Aktivismus, Pop und Politik« würdigt die Arbeit des 2014 verstorbenen Intellektuellen und politischen Aktivisten in erneuerter Perspektive. Mit Beiträgen u. a. zu Migration, Feminismus und Pop.
skug thematisierte im Oktober 2014 mit dem Festival Polska skug A radikal Vol. 1 zum ersten Mal in Österreich die Musik der zweiten und dritten Generation nach der Shoah (abgesehen von Klezmer). Nun wird bei einem zweiten Festival der Shoah-Schwerpunkt in Richtung afrikanischer Diaspora erweitert.
Live am 3. und 4. November, jeweils ab 20 Uhr
fluc, Praterstern 5, 1020 Wien
Auch diese Band entstand Mitte der Neunziger Jahre, Art-Rock mit Experimentalismus und Humor wie keine andere. Nach dem erfolgreichen Debüt »Mirrored« und Tyondai Braxtons Abgang erschien »Gloss Drop«. Darauf schmückte das verbleibende Trio sich mit Gästen wie Gary Numan und Kazu Makino. Auf dem dritten Album wirken alle Tracks wie unfertige Experimentalstücke. Der Opener »The…
Es gibt selten Bands, die in einer jahrzehntelangen Karriere nicht mindestens einmal richtig ins künstlerische Abseits geraten. Yo La Tango ist eine von ihnen, als Erklärung kann hier wohl nur das eigene Fantum der Mitglieder und das Wissen um die eigenen Fähigkeiten angeboten werden. Auf »Stuff Like That There« greifen sie Ideen ihrer vor Urzeiten…
Metabolismus, das Stuttgarter Freie-Musik-Kollektiv, zusammen mit dem ebenfalls dort beheimateten Jazz-Duo Fifty-Fifty, das gab es in einer streng limitierten Vergangenheit bereits ein- oder zweimal auf Musikkassette, die ja bekanntlich wieder in Mode ist. Jetzt liegt mit »A Circle Inside A Square Inside…« eine LP vor, und an Aufmerksamkeitsdefizit leidenden Seelen werfe ich sogleich ein vom…
Sie treffen aktuell einen Nerv: die Mittzwanzigerinnen Daniela Reis und Fritzi Ernst von Schnipo Schranke reüssieren mit deftigen Texten an der Geschmacksschranke und schlank instrumentierten Singalongs. Schon etwas beschwipst sollen sich die Girls erst getraut haben Rocko Schamoni ihr Demo in die Hand zu drücken, der dann den Deal mit Staatsakt einfädelte. Der Song »Pisse«,…
Von Marco Michael Wanda ist bekannt, dass er ein großer Bewunderer von Literaturnobelpreisträger Ernest Hemingway ist. Von dem wiederum weiß man, dass er seinem Schaffen das sogenannte Eisbergmodell zugrundelegte. Laut jenem brauche der Literat nur das Allernotwendigste tatsächlich artikulieren, während der bedeutungsschwangere Subtext, also die unter der Wasseroberfläche gelegenen sieben Achtel des Eisbergs, vom Publikum…
Die richtig wahren Großtaten sind von Neil Young nicht mehr zu erwarten. Crazy Horse sind zwar Geschichte, aber das kann einen produktiven Geist nicht davon abhalten seiner Berufung mit so viel Spaß wie möglich nachzugehen. Da lag es nahe, die Kraft der Jugend anzuzapfen und Willie Nelsons Söhne und deren Band einzuladen mit dem Onkel…
pres. by MALMOE & skug in Kooperation mit Club Courage
Diskussion & Party – Live: MÖSTRÖM
Mi 21. 10., 19 Uhr (pktl.) , Praterstern 5, 1020, Fluc
Gerade eben haben die Zeitschriften skug und »Malmoe« gemeinsam einen Schwerpunkt zu »Musik, Politik und Geld« erarbeitet, gleichzeitig feiern beide Zeitschriften heuer ein Jubiläum. Das wird unter dem Motto »25+15=40 years of precarious writing« bei einer Heftpräsentationsfete mit Diskussion und Konzert begangen.
20 Jahre nach der Gründung durch C. Reid, Damian Harris und Tim Jeffrey wird endlich ein Jubiläum gefeiert. Die Sammlung erscheint als 3-CD-Box mit stimmungsvollen Hits und allen Klassikern, samt Remixes und neuen Tracks. Skint ist in der Boomphase der englischen Elektronikszene zu einem führenden Label geworden, mit Big Beat und Vermischungen mit House, Techno…
Etwas länger im Geschäft ist die geheimnisvolle Kalifornierin Julia Holter. Mit ihren bisherigen drei Alben war sie für ein großes Publikum zu sperrig, das könnte sich mit »Have You In My Wilderness« aber ändern. Bezugnahmen auf AutorInnen wie Frank O’Hara, Colette oder Virginia Woolf gibt es keine mehr, man rückt ihr also auch textlich näher….
Auch der dritte Release des vor kurzem gegründeten und in jeder Hinsicht vielversprechenden Labels Ventil lenkt den Fokus wieder auf Musik, die zwischen Club und Experiment vermitteln will. Flüchtige Abstraktion, immersive Ambientscapes, aus denen sich dunkel schimmernde Rhythmen herausätzen, sind der ästhetische Knotenpunkt der Soloprojekte Asfast/Kutin. Damit finden wir uns in der seit einigen Jahren…
Erstmal das Finanzielle: Dass diese Platte wieder veröffentlicht wird war nicht nur überfällig – nein, es spart auch einiges an Kleingeld im Vergleich zum Original-Exemplar dieser 1977 im Eigenverlag (Alter Pfarrhof Produktion) von Paul und Limpe Fuchs veröffentlichten Aufnahme. »Monte Alto« war die vierte LP des Duos, das bis in die 1980er Jahre hinein aktiv…
revs sind unter dem reiter text.
bitte nicht vergessen jene zu löschen die wer gerade online gestellt hat.
Funky Sensations: Disco widerspricht der landläufigen Vorstellung von einer Band als kreativem Kollektiv. Viele Tonträger waren eher das Werk von Produzenten und Toningenieuren als das der Bandmitglieder. Ich denke, dass sich darauf viele Vorurteile gegen Disco gründen.
Unlängst tauchte beim heurigen Geburtstagsfest der Wiener Garage Rock Institution Wild Evel unversehens eine Platte im Geschenkkorb auf, deren Erscheinen das anwesende und eigentlich gut informierte Publikum dann doch etwas überraschte.
Auch wenn schon Kraut über On-U-Sound gewachsen schien: Dank Reissues und Neuabmischungen ruft sich Adrian Sherwoods Label kräftig in Erinnerung.
»Für das Hören existiert auch, was es nicht versteht. Es hält das Ungeordnet-Sein aus«: Diese scheinbar simple Feststellung führt Jochen Bonz in seinem neuen Buch zu komplexen Ûberlegungen einer sonischen Ethnografie, die anhand klanglicher Phänomene sozial-kulturelle Situationen beschreibbar macht.
Demütigung durch ihre Ûberlegenheit ausspielende westliche Machteliten ist ein Motor für Gegengewalt. Nach der Ausrottung vieler indigener Völker durch europäische ›Entdecker‹ waren die Massaker der deutschen Kolonialherren am Volk der sich wehrenden Hereros in Deutsch- Südwestafrika beispiellos. Traumata der Ûberlebenden wirken in Folgegenerationen nach. skug widmet diesem menschlichen »Seelenunheil« das Afrika Shoah Memory Festival, im November im Fluc – siehe Seite 5!
Generell ist es nicht nur eine Frage der Menschenrechte und der Moral, den aktuellen Exodus aus dem Orient und Afrika human zu bewältigen. Ganz in diesem Sinne setzte der junge Künstler Raoul Haspel ein würdiges Zeichen der Solidarität mit den unzähligen Flüchtlingen und ihren Familien. Sein Stück »Schweigeminute (Traiskirchen)« bildet einen Kontrapunkt zum permanenten medialen Getöse und bietet zugleich eine glaubwürdige Form des Spendens für Menschen in dramatischen Lebenssituationen. War bei John Cage die live aufgeführte Stille letztlich Ausdruck der L’art pour l’art, ist sie bei Haspel zur sozialen auralen Skulptur im Dienst der Menschlichkeit geworden. Und dass sechzig Sekunden Stille an der Spitze diverser Charts stehen würden, war bis vor kurzem unvorstellbar. Damit gelingt es dem Künstler, mit dieser im Grunde simplen Idee nicht nur Geld für die private Initiative »happy.thankyou.moreplease!!« aufzutreiben, sondern im besten Fall Bewusstsein zu schaffen für die katastrophale Lage der vom österreichischen Innenministerium sträflich vernachlässigten AsylwerberInnen.
Dieses Beispiel zeigt sehr gut, wie heutige Popphänomene funktionieren. Doch existieren viele Lücken im Wissen um die konkrete Ökonomie der Popkultur. Diesem Manko widmet skug anlässlich seines 25-jährigen Bestehens (die Nullnummer erschien im Oktober 1990) einen Schwerpunkt, der in Kooperation mit der Zeitschrift »MALMOE« entwickelt wurde. skug hält nicht Rückschau, sondern stellt sich der Gegenwart und blickt in die Zukunft und hält auf den Seiten 24 bis 41 nach neuen Orientierungsmarken in der Poptheorie und Popökonomie Ausschau. Ergänzend dazu findet sich in »MALMOE« #72 ein Schwerpunkt zu Musik, Geld und Politik. Den Diskurs zu forcieren in der immer kleinteiligeren und unübersichtlicheren Popwelt, ist nötiger denn je. Unser Kooperationspartner, bei dem 2015 das 15-Jahr-Jubiläum ansteht, kommt uns dabei als dezidiert politische Zeitschrift gerade recht. Und wir feiern gemeinsam am 21. Oktober im Fluc 25 + 15 = 40 Jahre journalistische Haltung. Näheres auf skug.at. Und am 9. 12. verbindet der Salon skug im rhiz in Zusammenarbeit mit wolkenvorhang elektronische Sphären der heimischen Formation theclosing mit den analogen wie auch digitalen Soundtexturen der in Wien lebenden Ukrainerin Zavoloka.
Bleibt noch der Verweis aufs Titelblatt mit King Midas Sound/Fennesz – der weltweit gebuchte österreichische Musiker Christian Fennesz spielte vor 25 Jahren in der Avantrockband Maische – und auf das Hintergrundbild dieser Seite. Es zeigt den Cover-Ausschnitt des Albums »Albatros« der Band Raze de Soare, das diesen Herbst auf dem Bukarester Label Future Nuggets erscheint (siehe Bianca Ludewigs Artikel auf Seite 8).
Die Redaktion
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skug #105, 1-3/2016 erscheint Ende Dezember
s o u n d
08 – Future Nuggets – Ausgrabungen aus Bukarest
10 – »Schnitzelbeat Vol. 2« – Österreichische Beat- und Garagenbands 1964-1970
14 – King Midas Sound/Fennesz – Christian Fennesz spricht über Kollaborationen, Dub-Sounds und endlose Sommer
16 – Berlin Atonal – Mit den Traditionen brechen: Industrial in Film und Festival
18 – Die Goldenen Zitronen – Schorsch Kamerun im Interview
21 – John Lydon/PiL – Autobiografie des King of Punk
23 – Clubcharta 2030 – Wiener Clublandschaft im Umbruch
p o p o v e r & o u t ? S c h w e r p u n k t Po p k u l t u r
24 – skug meets Elevate Festival – Roundtable + Buchpräsentation
25 – Musik, Geld und Politik – Transformationsprozesse in Pop und Musikindustrie
27 – Made in Austria – Kreativwirtschaft und Neo-Austropop
30 – Heimatgangbang – Volks-Rock’n’Roll: Heimat als Popzeichen bei Andreas Gabalier
32 – Pop und Populismus – Kritik und Identitätsgehabe
34 – Die Dialektik des Dabeiseins – Stell dir vor, es ist Popmusik und keiner geht hin …
37 – Queer, feminist, punk – Jukebox-Interview mit Katharina Wiedlack
40 – Kritik der Kritik – Reflexion als Verantwortung, Thomas Edlingers »wunde Punkte« des Weltinnenraums des Pop
42 – reviews – Asfast/Kutin, Battles, Julia Holter, »Trevor Jackson presents: Science Fiction Dancehall Classics«, Clara Luzia, Hazmat Modine, »Rastafari – The Dreads Enter Babylon 1955-83«, Shaun & Starr, »Shut Up! We’re The Slaves«, Ms. John Soda, Schnipo Schranke, Wanda, »μ20«, Yo La Tengo
c u l t u r e
06 – live previews Charlemagne Palestine in der Kunsthalle Wien, steirischer herbst + Musikprotokoll mit The Young Fathers und Dolomite Dub, Salam Orient mit Natacha Atlas, Jazz & The City in memoriam Gerhard Eder, Elevate mit Osunlade, Bernhard Lang im Tanzquartier Wien, Jeunesse-Special mit Peter Evans
48 – thinkable Die Revolte des Formlosen, Teil 2: Zur Aufhebung der Zeit mit Fela Kuti, Breaking Convention 2015: Der psychedelische Weltgeist tagt in London
55 – art Klangskulpturen von Ulla Rauter und Andreas Trobollowitsch, Marcel Broodthaers
59 – watchable Bekenntnisse eines Serien-Junkies
61 – film Tauben, die auf Menschen blicken: Roy Andersson
62 – readable Gespräche anzetteln: Stuart Hall und »Aktivismus, Pop und Politik«, sonische Ethnografien von Jochen Bonz, Karriereverweigerungen mit dem Haus Bartleby, Ernst Jandls »Liebesgedichte «, Ulrike Schmitzers »Die gestohlene Erinnerung«, James A. Mitchell über John Lennons revolutionäre US-Jahre
66 – Kolumne Die Welt in Bewegung, alles hinter sich lassen
s t a n d a r d s
03 – Editorial
05 – 25 Jahre skug – Afrika Shoah Memory Festival
58 – Abonnement
66 – Impressum
skug #105, 1-3/2016 erscheint Ende Dezember
Das aktuelle Album der Goldenen Zitronen »Flogging A Dead Frog« für kurze Zeit als österreichischer Exklusiv-Vorab-Stream