Dieb 13, Tarwater, Calexico, Kammerflimmer Kollektiv, St. Germain, Babybird, Sónar, Generation Boul Falé, Olga Neuwirth Selbstportrait, Die Komponistin Olga Neuwirth, Sussan Deyhim, Diedrich Diederichsen, Film, Artfile, Musik Kultur St. Johann, Flaming Lips, Belle & Sebastian, Tocotronic, Unheard Music Series, Bloodshot Records
Kammerflimmern bezeichnet eine unkoordinierte Herzmuskeltätigkeit, bei der das Herz wühlende Bewegungen als Folge kreisender Erregung macht und mit dem völligen Ausfall der Pumpleistung des Herzens einhergeht. Tritt unter anderem bei Herzklappenfehlern, Herzinfarkt und Starkstromunfällen auf.
Sarah Dougher, deren Debüt letztes Jahr von K Records veröffentlicht wurde, hat nun »The Walls Ablaze« mit einer Band eingespielt. Intendiert wird vielleicht ähnliches wie bei Tami Hart, wenn auch um eine Spur fröhlicher und optimistischer: Kleine persönliche Geschichten werden da geschildert, alltägliche Beobachtungen von Emotionalität, Krisen. Dennoch habe ich bisweilen das Gefühl, daß Dougher?s…
Die Historie will es so, dass Tami Hart ein Tape zu den Girls von Mr. Lady geschickt hat und daraufhin sprichwörtlich „erhört“ wurde. Mit der Veröffentlichung des Debut-Albums »No Light in August« haben die Labelgründerinnen Kaia und Tammy Rae Carland jedenfalls die Essenz von dieser Sache namens »Songwriterinnentum« getroffen: Von geradezu magischer Zentralität ist den…
Es wird gewesen sein. Berichte aus der Zukunft, die X-te. Terrence Dixon führt wieder einmal vor, warum Techno aus Detroit eine Sonderstellung hat, die sich nur alleinig aus historischen Pionier/Eckdaten ableiten lässt. Auch Dixon?s Tracks schrauben sich durch unterschiedliche Realitätstunnel, sind ready für multiple Use-Möglichkeiten und sind dabei genau von jener Beschaffenheit, die eine Destination…
Haiku ist ein japanisches Versmaß, das sich durch die formale Strenge auszeichnet, exakt 17 Silben für das Verfassen eines dreizeiligen Gedichts vorzuschreiben. Für das französische Quintett Dionysos ist diese Assoziation allerdings mehr als unpassend, scheint ihr formale Strenge doch ebenso einerlei zu sein wie die Einlösung der Bedeutungsschwere, die sie mit Bandnamen und Plattentitel suggerieren….
Das Label ist in Toronto beheimatet, der von Taoisten großgezogene malaysische Elektronikmusiker Ken Lee alias Dither kommt aus Kalifornien. Oval und Microstoria werden zwar als Verwandte im Geiste benannt, doch kreiert Dither statische, atmosphärische Ambientsounds. Langsam wuchern die Texturen in benachbarte Dämmerzustände hinüber. »Köln-style digital deconstructionism with a pacific perspective« kommt den somnambulen Klängen als…
Brian Jones machte Marokkos Master Musicians of Jajouka (MmoJ) weltweit bekannt. Rolling-Stone-Autor Palmer spielte Ornette Coleman weitere Tapes der wild Ghaita-Flöten blasenden Marokkaner vor, sodass dieser beschloss, vor Ort mit den MmoJ zu spielen. »Midnight Sunrise« ist das einzige auf Platte veröffentlichte Dokument von dieser Kollaboration, an der Palmer auf seiner Klarinette mitwirkte. Coleman, endlich…
Man könnte wahrscheinlich ein ganzes Heft mit Verweisen füllen, wo diese jungen Männer aus Liverpool überall herklauen. Vielleicht erklärt die Angst, bei ihren vielen Raubzügen ertappt zu werden, diesen ständigen Eindruck von Hektik, Atemlosigkeit in den kurzen, von Percussion, Keyboards und manchmal auch Bläsern interessant eingefärbten Power-Pop-Stücken. Charme hat dieses frech-fröhliche anything-goes-Ungestüm natürlich weiß Gott…
Auf »Synesthesia« habe ich – nach den vergleichsweise lahmen Vorgängern – schon lange gewartet. Bisher schien es so, als ob Rob Mazurek und Chad Taylor eher als Gastmusiker in zahlreichen Bands/Projekten (Flying Luttenbachers, Hoffman Estates, Gastr Del Sol, Sam Prekop, etc.) ihre Qualitäten zum Ausdruck bringen konnten, nicht aber in der eigenen Formation. Jetzt ist…
Chicago und kein Ende. Seit mehreren Jahren versorgt nun Amerikas Musikhauptstadt im Mittleren Westen den Rest der Welt mit einer Melange aus Americana-Beständigkeit, Experimentierfreudigkeit und seiner Verwurzelung im Jazz. Die billigen Wohnungsmieten Anfang der Neunziger ließen unweit der Universität im Wicker Park-Viertel eine Szene entstehen, die unter dem ständigen Austausch der Rollen als Produzenten, Konsumenten…
Der hat bisher ja auch immer eher den direkten Weg zum Witz gesucht. Diesmal jedoch eher wie Jerry Cotton vor einer fotografisch reproduzierten New Yorker Skyline in einem bundesdeutschen Filmstudio, wo Hippiegitarren aus Nicht-Hippie-Filmen und Psychedelic-Samples aus Anti-Drogen-Schulfilmen zu einer Art »Krautsploitation« zusammengemixt werden. Warum Chekov diesmal nicht alle Längen mal in die Trip Hop-Falle…
Sturheit und Schwerfälligkeit – essentielle österreichische Güter. Kunstfertiges Mean-Ass-Brauchtum ist auch das was das Universum according to BulBul rockt. Zwar hüllt sich das musikalisch in US-Indietraditionen, vornehmlich Chicago und das Touch and Go-Label, das stoische Gitarre-Bass-Brett von Tar, der Teufelsboogie von Jesus Lizard, das Klanglandwirtschaft von Slint, zerstört und ironisiert aber in Minutenschnelle wieder die…
Wir kennen das häufig bemühte Bild von Built To Spill als bärtige Hüttenzauberer, die ungerne das Haus verlassen. Welch eine Schande das ist, beweist vorliegende Platte. Trotz aller bekannten Limitationen, des für Rockbands eher verfänglichen Mediums »Livealbum« kratzen Built To Spill mit unerhörter Spielfreude und intakter musikalischer Vision die Kurve. Schade nur, daß die meisten…
Das unleugenbare Talent zu einprägsamen Melodien haben Blonde Redhead auf ihrer fünften LP Album werden lassen. Auch das bereits exerzierte Soundtüfteln erfährt weitere Verfeinerung und rückt so die Stimmung eindeutig Richtung Pop. Die Beschäftigung mit dem eigenen Sound hat bei diesem Trio beinahe etwas zwanghaftes, was sich in der Bandgeschichte auch durch wiederholt aufgenommen Songs…
Im Zentrum steht hier wieder der größte amerikanische Songwriter, den Amerika nie haben wollte: Woody Guthrie. 2000 unveröffentlichte Songtexte beherbergt das Guthrie-Archiv und Billy Bragg und Wilco haben sich nach dem gelungenen ersten Teil von Mermaid Avenue (wer »Ingrid Bergmann« gehört hat, weiß wovon ich rede) wieder 15 Guthrie Vorlagen vorgenommen und verwandeln sie zu…
Die Überlegung, imperialistisches Jugendkultur-Liedgut unterschiedlicher Epochen (von »My Generation« über »Ruby Tuesday« und Laibachs »Leitbild« bis hin zu »Smells Like Teen Spirit«) im Format einer hochgradig partytauglichen Blasmusikkapelle mehr oder weniger – eher weniger, eh klar – originalgetreu zu covern, erweist sich nicht nur in der Papierform als großer Wurf. Das Zweitlingswerk der aufrechten DDR-Nostalgiker…
Punkhausen Central ist ein wirrer Ort geworden. Fronten der Helden und Bastarde waren früher schnell geklärt. Hauptsache gegen die Regierung und ab damit. Heute reichen neongefärbte Dreads und altbackene Protestparolen um ganze Stadien zu füllen. Tentacles war das Friscoer Wegbereiterlabel. Anfang der Neunziger versuchte man mit einigen epochalen Bands (Neurosis, Alice Donut, Zeni Geva) über…
Drunken dunkin? donuttin groove-boyees! Zwei Brittrends der Letztzeit sind übersättigt wie immer in Saison. Lad matin? Saufkultur goes Tanzflur wie auch exzessives Sampling von 60s/70s-Mainstreamklängen. Fußball und Ficken. Hacklerpragmatismus und Wochenendfreakout. Der Proll als Ikone und Ideal. Brightons Hang zum Downbeat und TripHop verhüllte diese Hauptschlagrichtung der Rave und Acid-Pillenpopper nur mit dem Zuckerguß der…
Und wieder so ein 60jähriger Newcomer auf Fat Possum, dem das »Bad Luck« reichlich eingeschenkt hat. Sprödester Country-Blues, der nur zweimal durch ein auch eher rudimentär in Erscheinung tretendes Schlagwerk so was wie eine formale Gesetzmäßigkeit bekommt. Mit feiner und scharfer Klinge grob geschnitzter Wellblechholzverschlag-Hardcore-Blues, der bei der Austreibung böser Geister jedoch alle Zeit der…
Die programmatisch »Fast Easy Love« betitelte Eröffnungsnummer dieser Platte dauert 47 atemberaubende Sekunden, die in ihrer verdichteten und auf den Punk(t) gebrachten Form aber genügen, um Anliegen, Wesen und Qualität des dynamischen US-Trios zu verdeutlichen. Schnell, laut, knallig und catchy muss es sein; der Nachvollziehbarkeit wegen simpel gehalten, dabei aber immer druckvoll und gewitzt gespielt….
Atombombpocketknife: was für ein Name. Dass hier mit alles anderen als lieblichen Geschützen aufgefahren wird, merkt man schon an der Cover-Illustration, einem Helikopter der US-Airforce. Wie nun auch immer dieses Teil zu interpretieren ist, mit irgendeiner freundlich-optimistischen Grundstimmung oder großen Melodien kann und soll hier nicht geworben werden, da gibt es andere Vorlieben: Die monotone…
DMST, das Quintett aus Toronto, aufgefallen durch intensive aber unspektakuläre Avant-Punk-Instromonster, geben sich am Zweitling passend abgeklärter. Mit folkloristischen Jazzpassagen bedachter Kraut und Progrock, der Neu, King Crimson und vor allem Soft Machine in Slint?scher Neuformulierung stolz as fuck gemacht hätte. Die gesamte neue Instrumentenklasse darf eine Reihe hinten aussetzen. Die Spielfertigkeit, die intellektuelle Wucht,…
Epic Ambient steht irgendwo am Beitext. Das Constellation-Label aus Montreal bleibt hart am Kurs Epoche machende Werke der nouveau-Soundtrack-Generation für den Post-Rock-Zirkel auszuwuchten. Obwohl das Grundkapital, die theatralische Ensembletristessa von Godspeed you black Emperor! als Lizenz zu Kranky und angeblich demnächst auch Warp wandert, das Cover naturbelassene Edelkartonage a la Rachel?s zeigt, Garanten also für…
»Blairful of Thatcher / Stuck on 45 / The Suits Have Changed / But the old ties survive / New Britannia cool / Who Are You trying to fool? / Behind your fashion-tashion I see nothing at all«. Der Text aus der Singleauskopplung »Real Great Britain« ist beste politische Agitation, die sich gegen den unsolidarischen…
Visionäres aus 1972/73. Voran das Titelstück, ein 20-minütiges Werk für ein elektronisches Orchester von 42 Sound erzeugenden Modulen, wovon jedes für sich aus einem Programminput entsteht. Jeder Streicher erkratzt auf den Saiten einen Strom intendierter aber auch zufälliger, kurz repetierter Obertonsounds. Auch auf den beiden Versionen von »How Can I Tell The Difference?« rumort es…
Cruel as Zuckerguss. Laidback EZ-ness haben in der Electronica ganze WARPscharen von Plaid bis Aphex Twin vorgebaut. Rattelnde, gurrende, fiepsende Duracell-Flauschebausche, sprich das ganz verstromte Kinderzimmer in Sound, kennen wir von Mouse on Mars ausgiebig. Somit macht uns sweet’n’gentle Andrew Coleman kaum den original Hengst mit seinen sanft computerten Possierlichkeiten. Frei von der Querverstrebung seines…
Im Unterschied zu Ian McCulloch, an dessen (aktuelle) Echo & The Bunnymen dieses ansonsten überraschend stark Country-beeinflusste Solo-Debüt oft erinnert, ist der Ex-Verve-Boss ja tatsächlich ein ziemlicher Unsympathler. Andererseits kann man dem Mann eine gewisse Kompetenz in seinem Tun & Handeln einfach nicht absprechen. »You On My Mind (In My Sleep)« etwa oder »On The…
Fura del Bauhaus! Autistique Krümelmonster läuft in Stockhausen Amok! Die arty Schweizer Entgrenzungs-rocker sind back. Wie die angespielten Spanier, die heimischen Fuckhead, die englischen God, bodyworken sie an der concreten Schnittstelle zu Labtop-Avantgarde, postindustriellem Orgasmenriff, Environments des Klang-kriegs, No-Wave-Fitzelei und Extremperformance. Und sie werken und werken. Doch was einmal Provokation war wird notwendig Institution und…
Fred Adretts Stimme nervt. Das ist sehr unangenehm, gefällt er sich doch als Dauer-Quengler eher nicht so toller, im unheiligen Zeichen jugendlichen Piefke-Humors stehender Texte. Die auf Glätte und Sauberkeit bedachte, ohne erkennbare Ambitionen zusammengesampelte Musik plätschert dazu in ergebener Belanglosigkeit vor sich hin, womit wir hier die Geschichte eines jungen Mannes erleben, der auszog…