Das kanadische Portal Cocosolidciti hat mit »Bush Doctrine« eine Scheibe veröffentlicht, die ihrem auf den ersten Blick hin zynischen Titel – mit eigenen Waffen geschlagen – total gerecht wird. Was Wunder, ist doch BCD ein weiteres Projekt des extrem umtriebigen Richard H. Kirk (ex-Cabaret Voltaire, Sweet Exorcist), der sich hier sämtliche Möglichkeiten offen hält, Information,…
Das Label Vivo versorgt die Musikwelt vom polnischen Zambrów aus mit experimenteller, postindustrieller und diversen anderen Spielarten von Electronica. Der polnische Musiker Zenial hat für »Reworked« in 14 kollaborativen Tracks eine Werkschau zusammengestellt, die von heimischen Vertretern wie Zbigniew Karkowski und Maciek Szymczuk bis zu Lagowski, Vidna Obmana und Tetsuo Furudate reicht. Das Cover von…
Es ist müßig Robert Crumbs Darstellungskunst loben zu wollen, auch der nun erstmals vollständig in Harry Rowohlts Übersetzung vorliegende (Familien)Comic »Schmutzige Wäsche« spricht für sich selbst. Weil er eben aber darüber hinaus auch noch auf (zumindest) einer weiteren Ebene aussagekräftig ist, soll nun anstelle der – aufgrund der unterschiedlichsten Qualitäten von Crumbs Arbeit unvermeidbaren – Lobeshymne, eine Marginalie über das Detail einer zweifachen Vertauschung stehen.
Allait-on oublier le »King« Benny Carter qui vient de partir à l’âge de 95 ans, laissant derrière lui une carrière record de près de 80 années?
Als einziger weiblicher Warp-Act entzieht sich Mira Calix mit ihrer aktuellen Scheibe »Skimskitta« den von ihren männlichen Kollegen so gern produzierten Abstraktions-klängen und setzt stattdessen auf emotional-komplexe Sound- und Trackfragmente, zu denen sich immer wieder ihre Stimme hinzugesellt. Musik für die Seele(n).
Wimme Saari stammt aus Nordfinnland und ist dem Sami-Volk zugehörig, dessen traditioneller schamanischer Gesang heißt Joik.
Bekommt Kylie Prozente von ihrer Schwester? Das können wir hier nicht klären. Jedenfalls klebt schon auf »Neon Nights« ein großer Sticker, der darauf hinweist, dass das Album drei Hits enthält, und drei Hits sind verdammt viel für eine Künstlerin, die weniger einen Namen als einen Familiennamen hat. Jetzt sollte ich aber nicht mehr länger um…
Leise und langsam schleicht sich der Sound an. Stellt sich vor und beginnt durch kathedrales Orgelspiel und Celloklänge systematisch sein Netz zu spannen, indem man sich spätestens ab »Kids Will Be Skeletons« verfangen hat – dafür sorgen schon mantraartige Gitarrenakkorde. Sanftes Schweben löst anmutiges Schreiten bei diesen Wanderungen durch nicht unbekannte Landschaften ab und weit…
Monolake ist ein Phänomen. Kaum jemandem gelingt es so wie Robert Henke, sich exakt entlang der schmalen Grenze zwischen Homelistening und Clubmusik, zwischen Körperlichkeit und intellektuellem Anspruch, zwischen Funktionalität und einer sich selbst genügenden Formensprache zu bewegen und dabei eine so gute Figur zu machen. Zwei Jahre lang ließ Henke die MAX-Patches heiß laufen, um…
Bleierne Industrial-Schwere, die sich flugs in einen vibrierenden Dancehall-Vocal-Track mit doppeltem Rumpf verwandelt, eröffnet das Comeback-Album von Little Annie – Eyecatcherin in der Studio 52-Society der frühen 80er und spätere Dub-Chanteuse auf On-U-Sound. Zu ihrer Stimme wurden nicht selten Parallelen zu Grace Jones gezogen, welche auch auf diesem Album ihre Berechtigung hätten. Eigenständigkeit gegenüber diesem…
Auch ohne die Schriftzeichen auf dem Cover dieser 3″-CD zu sehen, hätte ich auf das Land der aufgehenden Sonne getippt. Synthetischer infantil-debiler Irrsinn zum Quadrat – cheesy LoFi-Trash goes Kindergeburtstag und die Plastikroboter trinken Sake. Unweigerlich muss ich an Nobukazu Takemura denken. In der Schulklasse war der bestimmt der blöde Streber aus der ersten Reihe,…
Lange Zeit war Philadelphia eine der Hochburgen des US-HipHop und in jene Zeit fallen die Wurzeln von Baby Blak, war er doch Anfang der 90er mit Partner Mr.Lish als Ill Advised höchst erfolgreich. Nun, beinahe ein Jahrzehnt später, veröffentlicht er sein Solo-Debüt, ein weiteres in einer Serie an starken Lebenszeichen aus Philly. Unter der Schirmherrschaft…
Sei Miguel spielt Trompete und wohnt in Lissabon. Wie Manuel Mota (Gitarrist und Produzent dieser beiden Alben) während seines Interviews erzählte, ist Jazz für Miguel eine »transidiomatische Musik in kosmischer Mission, deren relativ mysteriöse Ursprünge in der Explosion verschiedener traditioneller Musiken liegen, die deportiert und später vom Blues magnetisiert wurden«. Der Begriff Jazz bringt die…
Oha, The Magic Band! Gibt’s das, »The Magic Band«? Ja, so steht es hier auf dem Cover. Nach all den Jahren? Genau, und nur für dieses eine Mal. Wenn ich es richtig verstanden habe, wurde »Back to the Front« während der Proben für die Auftritte bei »All Tomorrow’s Parties« mitgeschnitten (in Großbritannien kuratiert von Autechre,…
Na, aber heyho hallo! Der letzte Langstrecksommer, wo es sich noch auszahlte, drei Monate lang bis zur Hirnlosigkeit headzubangen, der ging vor gut acht Jahren verloren. Musikalische Pathospunkte wie Personality, räudende Wut im Bauch, Chordpfeffer und Urschreigehalt, die waren alle besserdings für das Auskundschaften von Soundflächen und Alternativpop verloren gegangen, schlechtestenfalls für Produktpackaging, Befindlichkeitspoppeleien und…
Die erste vorliegende CD »Dodeka« widmet sich dem Schaffen des norwegischen Komponisten Arne Nordheim aus der Zeit zwischen 1967 und 1972 und macht so einige bisher unveröffentlichte Stücke erstmals zugänglich. Viel spannender als diese Information ist aber vielleicht, dass der Rezensent beim Hören der CD niemals darauf gekommen wäre, es mit gut 30 Jahre alten…
Moody sowohl in der Syntagmatik wie auch der Paradigmatik. Don’t be afraid, baby, was ich meine ist: Nicht nur innerhalb Kenny Dixon Jr.s House-Stücken finden Stimmungs-, Schauplätzewechsel statt und werden Bewusstseinszustände transzendiert – oft verwendet er Trackgrundlagen für Reinterpretationen, die in ihrer Umstrukturierung das Gefühl einer anderen Erzählperspektive vermitteln. Waren z.B. auf der »JAN«-12 Inch…
Reden wir zur Abwechslung mal über die Musik nach Zahlen plus Random-Faktoren von Kraftwerk. Mittlerweile knallen die »Tour De France Soundtracks« ja auch böllernd aus diversen Generation Golf-Fahrzeugen der oberen Mittelklasse. Klarer Fall von Missverständnis oder doch finales Ergebnis der eigentlichen Wertung von »Deutschland sucht den Superstar«? Oder sind Kraftwerk nun ohne wenn und aber…
Robbie hat’s geschafft! Hurra! Mr. Pollard aus Bowling-Stadt Dayton, Ohio, macht den Michael Stipe so wie wir ihn wesentlich lieber haben: Schütterhaarig. Bierversoffen. Fleischbäuchig und grantelnd. Keine Spur Modebewusstsein oder Weltverbesserersnobismus. Seit 1986 knallt der Herr Grundschullehrer seine Paisley poppenden Popminiaturen auf das Garagentischchen. Liebdreiste Hymnen ohne Genierer und Verpackungssinn wie sie herzerwärmender nicht sein…
Piefkelandien ’82, irgendwo im Nirgendwo zwischen Neubauten und Kaltklarwasser, vor plärrenden Brieftauben und pöbelnden Bommerlundern. Art-Dandyismus. Prätension Deluxxxe. Kalte Herzen in heißen Neonnächten. Als Gutseite der hypebedingten Retourwellen hat die NDW-Hysterie mal wirklich den verlaust verlorensten, schönsten aller ewig verschwundenen Schätze (und da plärrt er: Gollum! Gollum! Gollum!) an die Oberfläche gespült. Nena-frei und Mia-fern…
HipHop hat House für sich entdeckt, und so mäandern neuerdings die Rhymes diverser MCs rund um 4/4-Bassdrums, so auch mehrmals auf dem vornehmlich von Fat Jon produzierten neuen Album der Five Deez. Wer style-puristisch HipHop nach wie vor an letztendlich einer Hand voll Variationen der ewig gleichen Drumpatterns festmacht, wird vermutlich vor den Kopf gestoßen,…
Breitseite Kunsthardware. Unser liebstes punktronisches Krümelmonster aus der Vorhölle B schlägt in Stereo-Überambition zu. Zwei hyperlimitierte Livemitschnitte, die anders als normgewohnt gleichartige Gesellen verbläst wie ein Nuklearangriff eine Stadtskyline. Mit den in London am 7.12.02 improvisierten CD2 Sessions verbrät Herr Empire Restbestände, Partikel und ungenutzte Soundflächen vom Letztmeisterwerk »Intelligence & Sacrifice« in eine alle Wahrnehmungsorgane…
Bei dieser VÖ werden 22 Nummern in 23 Minuten durchgepeitscht: Ein Erfolg. Chlorgeschlecht, dreimal Danzen Jetzt, zweimal Klangkrieg, einmal Planet-Mu, sind Johannes Malfatti, Olivier Alary und Alex Kloster. Während sich Alary nach Montreal gewandt hat, sind die beiden anderen nach Berlin zurückgekehrt. Chlorgeschlecht ist fucked-up Electronica Sample-Wahnsinn Grindcore-Metal zwischen Black-Metal-Gitarren und japanischen Trashfilmen, gesammelt auf…
Trash rules! Wie immer setzen COS auf die bewährte Ästhetik einer oft spöttischen Brachialität. Multi-Tasking, so das Stichwort, unter dem sich die dreiköpfige Band dilettantisch allem Möglichen, von Design über Mode bis zur Musik widmet. Mit selbstironischen Augenzwinkern machen sich COS, so teilt der Promotiontext mit, auf, die Kunstwelt zu »revolutionieren«: Nicht jeder kann sich…
Die ersten drei Releases des Hamburger Labels erblicken als hübsch designte Silberlinge im 3″-Format das Laserlicht meines CD-Players. »Now There’s A Weird Taste In My Mouth«, die Katalognummer eins, eröffnet mit hochgepitchten Drones über die ein Glockenspiel tänzelt, ein ausgesprochen schöner Beginn. Verspielte, repetitive Strukturen dominieren dann die restlichen fünf Stücke, instrumentiert von den metallischen…
Diese Band steht für musikalische Originalität und für ironische Texte – eingepflanzt im immer weiter werdenden Feld der Alt. Countrymusic. Sehr ruhig und von einer Orgel getragen fällt das Kris Kristofferson-Cover »Sunday Morning Coming Down« aus. Neben eigenen, durchaus experimentellen Songskizzen, gibt es hier auch noch das Traditional »Banks of the Ohio« und die wüste,…
Banale Weisheiten haben einen langen Atem. Besonders hartnäckig halten sie sich an der Wahrheit fest, wenn ihnen gelegentlich Nahrung zugeführt wird. Dass der Musikant im eigenen Land nichts gilt – dafür findet sich in Delaware ein Beispiel. Nachdem norwegische Plattenfirmen das Demomaterial der Band aus Drammen mit ungebührendem Desinteresse ausnahmslos zurückgewiesen hatten, drehten Delaware ihren…
Die Kette essenzieller Re-Releases von Blood and Fire reißt nicht ab. Diese Ausgabe (Seriennummer 43) ist das mehr als rare Ranking-Joe-Album »Round the World« von Ende der 70er. Den Songs hat man dieses Mal zur Illustration sechs der ursprünglichen Cuts (von Dennis Brown und Black Uhuru) beigefügt (siehe auch Dennis Brown »The Promised Land«, 1977-79),…