Norwegische Schönklangexperimente
Die Labels Hubro Music, Norcd Records und rune grammofon kredenzen gewagte Sounds, die durchaus liebreizend wirken können. Kein Widerspruch.
Alfred Pranzl
09.01.2017
Die Labels Hubro Music, Norcd Records und rune grammofon kredenzen gewagte Sounds, die durchaus liebreizend wirken können. Kein Widerspruch.
09.01.2017
Ein launig-experimentelles Neuerscheinungspanoptikum mit Tonträgern vom Hedvig Mollestad Trio, Trio Trara, Pascal Niggenkemper, Katharina Klement, Martin Siewert, Norbert Möslang, Ilia Belorukov, Kurt Liedwart und Quentin Sirjacq.
29.06.2016
Nach den Fire! Orchestra-Eskapaden wieder runtergebrochen auf ein Trio. Fire! bricht sich erhabener denn je Bahn. Eingeläutet werden die beiden ersten von vier längeren Tracks von glockenspielartigen Klängen und Andreas Werliins mystischem Getrommel. Johan Berthling spielt dazu einen dunkel schwärenden, beinah bluesig federnden Kontrabass. Ûber diesem hypnotisch-langsamem Sound thronen Mats Gustafssons ausufernde Saxophonkaskaden. Nicht wild…
12.02.2016
Einmal quer durch den Gemüsegarten zeitgenössischer Experimentalmusik mit Neuerscheinungen von Thanos Chrysakis, Chris Cundy, Martijn Tellinga, Band Ane, Frank Benkho, Lubomyr Melnyk, Erik Griswold, Jono El Grande & Mia Zabelka.
20.01.2016
Spunk sind das Viermäderlhaus der zeitgenössischen Avantgarde, zumindest jenes Teils, der nordseitig schwer in die Improvisation hineinragt. Erst vergangenes Jahr haben sie ein Mammutprojekt veröffentlicht, die über zwölf Jahre hinweg eingespielte Impro-Session »Das Wohltemperierte Spunk« (bei der entsprechenden Review haben wir übrigens zwei der vier Damen eine unfreiwillige Geschlechtsoperation verpasst – eine späte Entschuldigung dafür)….
03.03.2015
Ein genüsslicher Spaziergang durch aktuelle Jazz-Releases mit: Lia Pale, Albatrosh, Christoph Irniger, Axel Fischbacher, Michael Mantler, David Helbock & Hypercolor.
09.02.2015
Der »Witz« bei Supersilent ist, dass es sich eigentlich um eine Improgruppe handelt, die sich aber noch ein paar zusätzliche Steine in den Weg gelegt hat, sonst wäre es ja irgendwie zu einfach. Also probt man nicht miteinander, spricht auch nicht über die Musik, sondern trifft sich nur, um gemeinsam Konzerte einzuspielen. Man mag sich…
29.12.2014
Einst war die Gruppe Fire! ein Trio, bestehend aus dem umtriebigen Saxophonisten Mats Gustafsson, dem Bassisten Johan Berthling und Drummer Andreas Werliin. Gespielt wurde eine Art Impro-Jazzrock, druckvoll und scheppernd, was ja auch ganz dem robusten Naturell von Gustafsson entspricht. Seit 2011 ist dieses Trio zu einer Art interdisziplinären Orchester angewachsen, bei dem sich die…
01.08.2014
Einst war die Gruppe Fire! ein Trio, bestehend aus dem umtriebigen Saxophonisten Mats Gustafsson, dem Bassisten Johan Berthling und Drummer Andreas Werliin. Gespielt wurde eine Art Impro-Jazzrock, druckvoll und scheppernd, was ja auch ganz dem robusten Naturell von Gustafsson entspricht. Seit 2011 ist dieses Trio zu einer Art interdisziplinärem Orchester angewachsen, bei dem sich die…
06.07.2014
Mittlerweile brüllt es sogar der Rolling Stone von den Dachrinnen der gepflegten Unerschütterlichkeit, dass das norwegische Label Rune Grammofon eines der spannendsten und unkonventionellsten derzeit ist. Mal geht es herrlich sperrig-verkopft zu (Stian Westerhus), mal durchgeknallt bis zum Anschlag (El Jono Grande) und mal wird einfach (jazz-)gerockt, was das Packeis hält. Die fünfte CD von…
23.04.2014
Ich spreche ja gerne von Jazzrock, wenn die Improvisationsattitüde auf einen gestandenen Beat und meist auch entsprechenden Druck auf den Verstärkern trifft. Das ist eine sehr freizügige Definition, und Drummer Paal Nilssen-Love war bei einem Interview, das ich voriges Jahr mit ihm führen durfte, auch gar nicht einverstanden damit. Sein Argument war, dass Jazzrock ein…
06.04.2014
Sie wollen Krach, Lärm, Chaos und Ordnung? Suchen Sie nicht weiter. Vier Jahre nach dem ebenfalls auf Rune Grammofon erschienenen Debüt »You Liked Me Five Minutes Ago« wartet dieses Wahnsinnstrio – Mats Gustafsson, Johan Berthling und Andreas Werliin – mit dem Ende letzten Jahres in Stockholm eingespielten Nachfolger auf. Sozusagen dazwischengeschoben waren Scheiben mit Jim…
10.01.2014
Eine der vielen Inkarnationen von Mats Gustafsson, diesmal mit Johan Berthling (Tape) an Gitarre/Bass und Andreas Werliin (Wildbirds & Peacedrums) am Schlagzeug. Zu diesem teils streng, teils überbordend und immer höchst druckvoll spielenden Trio gesellt sich die Stimme von Mariam Wallentin, die genauso wie die schwebenden Elektronikflächen in »But Sometimes I Am Not« eine Art…
24.07.2013
Die schöne Welt der zwischenmenschlichen Chemie. Das letzte Album der norwegischen Sängerin Jenny Hval, »Viscera« (2011, Rune Grammofon), war noch eine schwebende, fragile Angelegenheit, ein wenig schüchtern, ein wenig dahingehaucht, Björk als Mauerblümchen mit Hang zur frostig-experimentellen Verweigerung. Beim neuen Album »Innocence is kinky« mischt allerdings ein gewisser John Parish mit. Den wiederum kennt man…
06.06.2013
»You spinn, you Norweger, you!«, hätte ich jetzt beinahe gesagt. Weil der Norweger, wenn ihn die Lust packt, offenbar schamlos und enthemmt auf die Jazzrockpauke haut. Etwa auf dem Debüt der fünfköpfigen Formation Grand General, die vom Motorpsycho-Drummer Kenneth Kapstadt ins Leben gerufen wurde. Ähnlich wie bei der ebenfalls vor kurzem erschienenen Kooperation mit Kjetil…
24.05.2013
Die vierte Platte dieses furiosen schwedischen Jazztrios, nun als Orchester. Mats Gustafsson, Johan Berthling und Andreas Werliin zusammen mit einem guten Dutzend MusikerInnen, u. a. mit dabei und am prominentesten vertreten die Sängerinnen Mariam Wallentin und Sofia Jernberg, die Texte von Arnold de Boer sowie von The Ex vertonen und dabei vehement auf rituelle Gesangscharakteristiken…
06.05.2013
Schrill und trotzdem unterkühlt, überraschend und gewitzt. Die Acts auf Rune Grammofon schöpfen mit Verve aus der Musikgeschichte.
26.04.2013
Mats Gustafsson, das ist der Saxophonist von The Thing, jene Wahnsinnstruppe mit Drummer Paal Nilsson-Love, die 2012 eine der definitiven Jazz-CDs des Jahres eingespielt hat (»The Cherry Thing«, gemeinsam mit Neneh Cherry). Großartig dort das schwere, wuchtige, basslastige Saxophon von Gustafsson, der oft lieber riffartige Klangwälle als melodiöse Linien spielt, sich richtig hineinkniet in die…
05.03.2013
Eine Box mit sieben LPs. Das muss man sich zunächst auf der Zunge zergehen lassen. Sieben LPs. Okay, wenn die Rolling Stones einen weiteren, angeblichen Meilenstein ihres Schaffens in einer dicken Schachtel herausbringen, sammelt sich auch immer ein Menge Material an. Aber das ist meistens Nerd-Stuff. Und es sind die Stones. Aber wer zur Hölle…
05.02.2013
Was diese CD von anderen zeitgemäßen Jazzrockwiederbelebungen unterscheidet, ist der unüberhörbare Hang zum Psychedelischen, der allerdings im Verlauf der sieben Tracks zunehmend glatter und geerdeter wird. Wer sich in einem Stück durch »Atlantis« hört, kann die Reminiszenzen mit einem großen Klingelbeutel einsammeln. Von Tony Williams‘ Lifetime über Emerson, Lake & Palmer bis hin zur Band…
19.01.2013
Wartet mal, ist das ernst gemeint? Die 1996 gegründeten Norweger Panzerpappa, die bereits 2000 ihr erstes Album auf Rune Grammofon eingespielt haben, und nun nach drei Eigenveröffentlichung zurückkehren, spielen waschechten Instrumental-Progrock in der Nachfolge von King Crimson und vielleicht auch Frank Zappa. Gemeint ist allerdings der gefällige Jazzrock-Zappa von »Grand Wazoo« und »Big Swifty«. Wäre…
13.01.2013
»High Blues« ist im Grunde ein irreführender Titel, außer man versteht das Hohe an diesem Blues als leicht abgehobenen, hochkulturellen Zugang zum Blues. Aber auch das trifft es nicht ganz, denn dafür ist das Klangresultat zu hübsch und gefällig geraten. »High Blues« ist im Grunde Instrumentalfolk in Slow Motion, angereichert mit jazzigen Einsprengseln, für die…
01.01.2013
Der norwegische Gitarrist Westerhus hat erst kürzlich mit »The Matriarch And The Wrong Kind of Flowers« ein kleines Solomeisterwerk voller phantastischer, schroffer und vor allem unerwarteter Soundskulpturen abgeliefert. Die seit 1981 tätige Sängerin Sidsel Endresen wiederum, in ihrem Timbre ein wenig an die Mutter des skandinavischen Jazzgesangs, Karin Krog, erinnernd, wurde bereits zweimal mit dem…
27.10.2012
Und hier haben wir es, das böse Wort, das so vieles erklärt: »unakademisch«. Böse ist es, weil es gar so diskriminierend ist, als könnten »studierte« Musiker nicht genauso atemberaubend differente Soundwelten herbeizaubern, als bräuchte es immer den Querzugang, um wahrhaft frischen Wind zu erzeugen. Aber sehen wir uns doch den kleinen Stian Westerhus an, der…
15.10.2012
Die Kollaborationslisten der vier Musiker dieser CD lesen sich wie ein Who’swho? des zeitgenössischen Jazz (mit stark experimentellem Einschlag). Von Sonic Youth bis Merzbow, von Ken Vandermark bis Paal Nilssen-Love hat hier jeder schon mit fast jedem musiziert, insbesondere gilt das natürlich für den Saxophonisten, Mats Gustafsson. Dass sich der große »Gitarrenabstrahierer« Oren Ambarchi zu…
15.10.2012
Würde Bill Evans samt Trio heute noch leben, und würde er immer noch seinen melodiösen Flowerjazz spielen, wäre er überdies von heutigen Popmelodien ebenso beseelt, wie er es von damaligen Jazzstandards war, und wäre er schließlich noch heimlich Skandinavier, dann, ja dann wohl würde er genauso eine Musik machen wie das Espen Eriksen Trio. Vielleicht…
15.10.2012
Jazz zwischen inzestuösen Hörzirkeln, erstarrter Traditionspflege und hermetischer Innovation – ein Rundgang. Bleibt nichts übrig als das Mitschnippen oder Kopfzerbrechen?
25.09.2012
Dereinst, so etwa 2666, wird man sich zurück erinnern und sagen: »Unglaublich, was für Labels es Anfang des 21. Jahrhunderts gab, unglaublich, welche Art von Musik da produziert wurde!« Zum Beispiel in Norwegen. Zum Beispiel durch rune grammofon. (Ja, die schon wieder ??) Lange Zeit mehr als ein Geheimtipp, weil unpackbar für jedes noch so…
23.07.2012
Da lächeln sie verlegen im fast schon rührend unbeholfenen Promotionsvideo, die Harfenspielerin Giovanna Pessi (die uns hier eigentlich gar nicht interessiert) und die Sängerin Susanna Karolina Wallumrød. Das Video findet sich auf der Website des Labelriesens Universal, für ein Album mit Liedern von Henry Purcell (»If Grief Could Wait«), das beim Vertriebspartner ECM erschienen ist….
08.07.2012
Alog ist im Grunde ein Duo, bestehend aus den Multiinstrumentalisten Espen Sommer Eide und Dag-Are Haugan. Gemeinsam macht man auf dem mittlerweile fünften Studioalbum schwer einzuordnende, jedenfalls aber experimentelle Instrumentalstücke, die durch Synthesizer-Sounds, eingestreute Fieldrecording-Fragmente, minimalistische Loops (bzw. Streams) einen Soundtrack zu einem absurden Science-Fiction-Film ergeben, wo es ständig neblig ist (offenbar befindet sich man…
23.02.2012