»Hyperdrive« – Lorenz Raab :xy band
Curt Cuisine
17.11.2011
Yann Tiersen? Das ist doch der von »Die fabelhafte Welt der Amelie«? Genau. Die damalige Verknüpfung von Minimalismus und Romantik, die in hübsche (aber auch ein wenig gefällige) Klavierminiaturen mündete, hat nicht nur perfekt zum Film gepasst, sondern machte den Franzosen ziemlich bekannt. Es folgte unter anderem die Filmmusik von »Goodbye Lenin«, aber bald danach…
16.11.2011
Die Musikernamen verraten es zum Teil bereits, »Nuntium« ist im Wesentlichen eine deutsch-polnische Zusammenarbeit, aber das musikalische Einzugsgebiet dieser CD liegt eher weiter im Südosten. Wir hören eine improvisierte Kammermusik, die sich nicht an klassischen, eher an volkstümlichen Vorbildern orientiert. Ein wenig Romamusik hier, ein paar slawische Weisen dort, Klezmer sowieso ?? aber oft genug…
16.11.2011
Ein Jahr hat diese CD von der Aufnahme im Wiener Clipwerk bis zur Veröffentlichung gebraucht und man darf ruhig sagen, dass sich das Warten gelohnt hat. Vorausgesetzt, man hat auf ein Jazztrio gewartet, das aus einem Gitarristen, einem Trompeter und einem Sänger (und gleichzeitiger Human Beatbox) besteht. Eine komische Besetzung ist das? Ja, fein, nicht?…
16.11.2011
Erst kürzlich wurde der entzückende, leicht entrückte Elektropop des Fräuleins Annie Clark alias St. Vincent von den Feuilletons der westlichen Welt angehimmelt. Fräulein Elisabeth Harper will unter dem Namen Class Actress offenbar ein durchaus ähnliches Kunststück vollbringen. Ihr Electropop ist zwar ebenfalls kraftvoll und mit einem ansehnlichen Hauch von Retrodisco ausgestattet, allein es fehlt die…
16.11.2011
Zwei Extreme. Placido Domingo erklettert die Bühne und gibt »Blue Suede Shoes« zum Besten. Geht nicht, oder? Nichts gegen das Tenorkehlchen, aber was gerotzt werden muss, muss gerotzt werden. Was gelebt werden muss, darf nicht deklamiert, nicht bloß vorgetragen werden. Du bist der Song oder du bist es nicht. Umgekehrt: Wenn sich Sonic Youth »Die…
14.11.2011
Nach »The Red Shoes« ließ Kate Bush erst mal zwölf Jahre überhaupt nichts von sich hören. Ihre eingefleischtesten Fans gaben sie trotzdem nicht auf. Minutiös wurde alles dokumentiert, was sich trotz dieser musikalischen Eiszeit ereignete. Die Hoffnung stirbt zuletzt ?? und nicht zuletzt blieb Frau Bush ja weiterhin beim Plattengroßkonzern EMI unter Vertrag. Eine Vertragstreue…
14.11.2011
Zentrales Leitmotiv von Wien Modern 2011 ist ein Vergleich der modernen Musik in Großbritannien und Üsterreich. Das klingt einerseits spannend, andererseits auch ein wenig beliebig.
Foto: London Sinfonietta © Briony Campell
05.11.2011
Der 28.10. war ein guter Abend in Wien. Man hätte z. B. zur Viennale gehen können, um sich den umjubelten »Faust« von Alexander Sokurov anzuschauen. Oder den neuesten Film von Nanni Moretti, »Habemus Papam«. Außerdem gab es noch ein Dutzend anderer Filme, für die man sich ebenfalls entscheiden hätte können. Aber warum überhaupt die Viennale?…
31.10.2011
Es gibt unterschiedlichste Effekte, die eine CD (nicht ein paar Musikstücke aneinandergereiht, sondern eine ganze CD, verstanden als »Werk«) auslösen kann: von der verzweifelten Suche nach dem einen guten Song über die komplette Ratlosigkeit bis hin zur Verzückung oder ?berwältigung. Alles möglich, insbesondere im Pop. Einen der schönsten Effekte würde ich the three day addiction…
31.10.2011
Der Mann läuft über die Vorrangstraße, bleibt einen Schritt vor der jungen Frau stehen, die am Gehsteig kniend den verstreuten Inhalt ihrer Umhängetasche aufsammelt. Der Rock ist zerrissen, an der Bluse fehlt ein Knopf. Wenn man genau hinschaut, könnte man sie sehen, die verräterischen Details ihrer halb entblößten Weiblichkeit, die kleinen Wölbungen, die verführerischen Schatten…
10.10.2011
R.E.M. also. Die haben sich aufgelöst. Sollten uns da die Tränen in den Augen stehen? Ist das überhaupt eine Erwähnung wert? Kann man die popkulturelle Bedeutung von R.E.M. irgendwie aufschlüsseln, verhandeln oder in barer Kolumnenmünze auszahlen?
03.10.2011
Aus irgendeinem Grund verwechsle ich Dear Reader ständig mit Tegan and Sara. Vermutlich weil beide einen ähnlichen, von sympathischen Frauenstimmen getragenen Indiefolkpop machen. Und weil es sich in beiden Fällen um Duette im weitesten Sinne handelt. Doch die Geschwister Quin herzen sich noch, Cherilyn MacNeil hingegen hat sich von ihrem südafrikanischen Kompagnon Darryl Torr getrennt…
28.09.2011
Der Name der CD wurde von der Internationalen Vereinigung der Sprachtherapeuten in den Pool der effektivsten Zungenbrecher aufgenommen. Die Musik hingegen läuft unter »Die spinnen, die Norweger: Teil 2« (siehe auch das rune-grammofon-Special in skug #87). Die Herren Anders Hana und Morten J. Olsen bescheren uns eine Hardcore-Elektro-Punk-Attacke radikalsten Zuschnitts. Meine spontane Assoziation: Wäre ich…
28.09.2011
Das ist ja entzückend. Obwohl ich überhaupt kein Fan von Damen bin, die mit dem Gestus eines soulgebadeten Popsternchens singen – egal ob auf Deutsch oder Englisch. Aber abgesehen davon, dass das eine reine Geschmacksfrage ist, rettet die immer wieder grandios reduzierte Instrumentalisierung, gepaart mit einer Reihe von schillernden Einfällen, diese CD vor allzu seichtem…
28.09.2011
Dionne Warwick fällt mir dazu ein. Und auch … Sheena Easton. Genau. Dort ungefähr stehen wir mit der neuesten CD von Rebekka Bakken, bei einer albumfüllenden Fußnote zu »We’ve Got Tonight« – nur eben ohne Kenny Rogers. »September« versteht Rebekka Bakken als Weiterführung ihrer »amerikanischen Serie«, also als eine Hommage an das great american songbook…
28.09.2011
Grand Piano. Das ist die Fährte, der wir hier folgen müssen. Ein Konzertsaal, eine von Zigarettenrauch schwangere Atmosphäre, und auf der Bühne ein gewaltiges, ein geradezu episch großes Piano. An den Tasten der Norweger Morten Qvenild, ein Wirrkopf, ein kreatives Genie, ein Grenzgänger. Der Albumopener ist astreiner Schwebepop, vergleichbar etwa mit Nick Caves lyrischsten Zeiten….
28.09.2011
Der Werbetext wirft mir Referenzen und tonnenweise Enthusiasmus entgegen. Hüsker Dü, Nirvana und Van Halen, alles in einer mit Rockenergie berstend gefüllten Senftube. Verantwortlich dafür zeichnet Van Pierszalowksi, der seiner kurzen Karriere als Port O’Brien Ade gesagt hat und jetzt eben Waters heißt. Ja, in Großbuchstaben. Aber allem Enthusiasmus zum Trotz ist »Out Of The…
28.09.2011
Auch eine Frage des Alters. Sicher, einerseits haben wir früher mit John Zorn auf »Naked City« wildesten, unverschämtesten Jazzpunk gemacht, andererseits haben wir längst bewiesen, dass wir weder Berührungsängste mit irgendeinem Genre haben, noch dass wir unsere Virtuosität irgendwem beweisen müssen. Wir folgen nur noch unserer musikalischen Vision, was Nörgler gerne als eklektizistisch bezeichnen. Warum…
28.09.2011
Mit einem Kopfsprung geht es erstmal rein ins Noisegetöse, aber als dann ein reichlich fetter Groove einsetzt, ist klar, diese Musik will tanzbar sein. Teilweise zumindest – und mit experimentellen Abstrichen selbstverständlich. Aber wäre der Holländer Michael Banabila nicht schon seit über zehn Jahren im Geschäft, könnte man ihn glatt für einen Stiefsohn von Tom…
28.09.2011
Eine der Besonderheiten dieser CD ist, dass sie es kurzfristig sogar an die Spitze der polnischen Albumcharts geschafft hat, und das, obwohl hier ein Jazzpianist das Werk eines Filmkomponisten interpretiert. Aber Krzysztof Komeda ist nicht irgendwer, sondern zumindest in Polen eine Legende – und auch hierzulande sollte man ihn kennen, denn er schrieb bis zu…
28.09.2011
Pat Metheny ist ein typischer Provokateur von Hassliebe, was wohl nicht nur bei mir an seinem unverwechselbaren, im Grunde schon überkultivierten Gitarrensound liegt, den er wiederum von und in Abgrenzung zu Wes Montgomery über lange Jahre hin entwickelt hat. Vor allem auf den CDs mit seinem Stammkollektiv, der Pat Metheny Group, gerinnt diese Signifikanz sehr…
28.09.2011
Wie war das im Mittelteil? »Packend und diffizil« soll diese Musik sein? »Im Spannungsbogen von elektronischem Klanggewitter und feinst ziselierten kammermusikalischen Nuancen«? Diffizil und ziseliert stimmt immerhin. Auf »Terrain« haben sich die ElektronikerInnen Pia Palme, Susanne Kirchmayr und Jorge Sanchez zusammen gefunden, um ein bizarres Match von Subbassflöte, Elektronik und Turntables abzuliefern. Aufwühlend ist ein…
28.09.2011
Noch eine Popkünstlerin, die sich in Berlin angesiedelt hat. Die aus der experimentellen Elektronik kommende Australierin Jasmina Guffond alias Jasmina Maschina spielt allerdings fast alle ihre Instrumente selbst, weswegen der Ortswechsel wenig Einfluss auf ihr Musikschaffen gehabt haben dürfte. Zumal es sich um einen sehr introvertierten, versponnenen Zugang handelt. Nicht umsonst heißt das Album »Alphabet…
28.09.2011
Er läuft ja derzeit wieder im Kino, dieser 1932 von Robert E. Howard erfundene Barbar, der durch eine prähistorische Fantasywelt dümpelt und es mit bösen Zaubern, Gnomen, Monstern und sonstigem Schnickschnack aufnehmen muss. Eine verkitschte Burschentraumwelt, in der noch dazu ein frauenfeindlicher Brutalo der strahlende Held ist, gilt uns heutzutage eher als reaktionärer Unfug –…
27.09.2011
Habe ich schon verraten, dass ich Minimal Music liebe? Und damit meine ich nicht, was in der tanzaffinen Elektronik darunter verstanden wird, sondern jene lost episode in der Modernen Klassik, die uns Leute wie Terry Riley, Steve Reich, John Adams oder Philip Glass gebracht hat. Manches davon war zugegeben recht nervig, manches wiederum großartig. Nils…
27.09.2011
Die spannende Frage ist natürlich: Existierte Ursula Bogner wirklich oder ist sie nur ein Fake von ein paar Kölner Musikstudenten (oder eben doch ihrem »Entdecker« Jan Jelinek selbst), die damit den ultimativen PRSchachzug ausgetüftelt haben, um eine Musik zu promoten, die sonst ?? ja, was sonst? Wäre diese Musik sonst bedeutungslos? Es sind Stimm- und…
25.09.2011
Hui, das flutscht! Zumindest in den Ohren des verkopften Rocknostalgikers. White Denim wurden vom britischen Musikmagazin »Uncut« bereits mit dem Attribut »Southern Prog« veredelt. Das trifft es wirklich ganz gut. Die vier Burschen aus Austin (Texas) haben zwar ziemlich sperrig begonnen, mit einem Gemüsesalat aus Punk, Prog und sonstigem Firlefanz, doch auf ihrem fünften Tonträger…
24.09.2011
Zehn Jahre sind seit der letzten Yes-CD »Magnification« vergangen. Von einem Comeback oder einer Reunion kann trotzdem keine Rede sein, weil die Yes-Familie, obwohl seit Jahren im Clinch miteinander liegend, immer wieder auf Tour war. In der aktuellen Besetzung ist Trevor Horn zurückgekehrt, der schon bei »Drama« für eine der schlechteren Yes-CDs, dafür aber bei…
24.09.2011
Am 27. November 2011 kommen die Progrock-Pioniere Yes nach Wien, mit brandneuer CD »Fly from here« im Gepäck, und die unbelehrbare Musikfreundin steht vor zwei gravierenden Fragen: Soll man sich diese alten Querköpfe wirklich zu Gemüte führen? Und zweitens: Progrock? Ernsthaft? Heute noch?
Fotos: www.yesworld.com
24.09.2011