»Nuntium«

Die Musikernamen verraten es zum Teil bereits, »Nuntium« ist im Wesentlichen eine deutsch-polnische Zusammenarbeit, aber das musikalische Einzugsgebiet dieser CD liegt eher weiter im Südosten. Wir hören eine improvisierte Kammermusik, die sich nicht an klassischen, eher an volkstümlichen Vorbildern orientiert. Ein wenig Romamusik hier, ein paar slawische Weisen dort, Klezmer sowieso ?? aber oft genug ist das nur angedeutet, eher hingehaucht. Hier tanzt kein Balkanklischee hei&szligblütig im Pflastersteinghetto, hier wird meditativ und sperrig zugleich das Volkstümliche neu verfugt. So entsteht eine eher kopflastige Kammervolksmusik, die den Ethnolistener gerade deswegen ein bisschen unbefriedigt hinterlässt. Die melodiösen und rhythmischen Urgewalten, die hier vermeintlich avantgardistisch auseinander genommen werden, schreien die ganze Zeit über nach vollblütigen Energieausbrüchen. Aber Kusiolek und seine Kollegen bleiben unbarmherzig: »Hier wird multikulturelle Moderne gemacht!«, schreien das Akkordeon und die Violine, während der Drummer zwischendurch auch mal den Türstock bearbeitet. Ein verhaltenes Vergnügen für Genrefreunde.