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Nils Frahm

»Felt«

Erased Tapes Records

Habe ich schon verraten, dass ich Minimal Music liebe? Und damit meine ich nicht, was in der tanzaffinen Elektronik darunter verstanden wird, sondern jene lost episode in der Modernen Klassik, die uns Leute wie Terry Riley, Steve Reich, John Adams oder Philip Glass gebracht hat. Manches davon war zugegeben recht nervig, manches wiederum gro&szligartig. Nils Frahm mag diese Musik auch. Noch mehr aber hat er sich in seinen Kopfhörer verliebt. Weil die Nachbarn immer so meckerten, dämpfte er sein Klavier mit Filz und installierte stattdessen Mikrophone in der Nähe der Klaviersaiten. In die Tasten hämmerte er daraufhin natürlich nicht mehr, er streichelte sie geradezu, und das Resultat hörte er so laut, dass er neben den dahingetupften Sounds massig Nebengeräusche, ja, eine richtige Rauschsymphonie hörte. Was einen wunderschönen, geradezu »innigen« Soundkosmos erzeugt. Das ist nicht nur der vermeintlichen Unmittelbarkeit geschuldet, sondern auch den entzückenden, repetitiven Melodien und den keck eingefügten Soundsamples. (Klingelt da nicht an einer Stelle einfach nur ein Freund an der Tür?) Gott, ist das entzückend! Ebenso wie die sympathische Einführung an den »beloved listener« im Inneren der CD. »Felt« ist beinahe ein Manifest. Moderne Klassik, die schöner, simpler und charmanter ist als so mancher Pop. Eine Entdeckung.

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