in trialogue
Luisa Muhr / Maria Grand / Eric Arn

»In Trialogue«

Self-release

Das am 4. Oktober 2024 erschienene Album »In Trialogue« von Luisa Muhr mit Maria Grand und Eric Arn wurde im April dieses Jahres live im Wiener Jazzclub Porgy & Bess aufgenommen. Der Titel verrät das Konzept: Zwei Musikerinnen und ein Musiker sind miteinander in einen intensiven Austausch getreten. Dieser Trialog transzendiert das Bilaterale, hebt es wirbelnd auf ein neues Niveau. Zu dritt wird die Improvisation von der Fläche zum Raum, die Musik gewinnt eine weitere Dimension. Das ist die Haupteigenschaft aller Stücke, die gerne etwas ruhiger beginnen und sich, energetisiert durch den regen Tauschhandel, bis zu einer eiligen Dreifaltigkeit steigern. Um sich während eines Live-Konzertes ein Album von so ansehnlicher musikalischer Güte und kompositorischer Dichte zu erspielen, bedarf es exzellenter Musiker*innen. Die Virtuosität ist allen dreien gegeben. Luisa Muhr, eine österreichische Multikünstlerin, die in NYC lebt, ist eine famose Sängerin. Ihr weiches Timbre wärmt die Seele, ihre Intonationssicherheit weiß ebenso zu beeindrucken wie ihre Variationsbreite. Dazu kommt eine weitere beachtliche »Rechenleistung« ihres Gehirns: Sie erfindet die »Lyrics«, die Worte und Laute spontan während des Singens. Muhr selbst sieht das weniger mechanistisch: »Das waren alles freie Improvisationen, inklusive meiner vokalen Sprachlandschaften. Also alles wurde im Moment erfunden, kreiert – von uns dreien. Ich lasse dem immer freien Lauf. Manchmal wiederholen sich spezielle vokale Sounds einfach ganz natürlich, aber ich denke da nicht drüber nach. Die kommen einfach, fließen und machen ihr Ding.« Eric Arn ist der vielseitigste Gitarrist, den ich kenne. Das hat er auf seiner sommerlichen US-Tournee gezeigt und er beweist es immer wieder in verschiedenen Impro-Sessions, von der Erdbeerfrösche Soirée bis hin zu Free Forms Of Art. Er spielt hervorragend »Free«, Jazz, Blues – und am 19. Oktober 2024 legte er die harmonische Basis für ein Roots-Konzert zu Ehren von John Prine. Seine halbakustische Gitarre hat einen vollen, mollig vibrierenden Ton, wenn Eric nicht gerade mit hoher Geschwindigkeit »fuzzelt« – mit seinen schnellen Fingern oder mit Hilfe diverser Gegenstände. Die Italienerin María Grand ist eine glänzende Saxophonistin. Auch sie kann ganz weich sein, oder ihrem Tenor in affenartiger Geschwindigkeit überblasene Töne entlocken. In diesem Terzett zeigt sie ihre Fähigkeit, sich einzuordnen, zu unterstützen. Nur selten wird soliert. Bleibt noch, die – auch in intimen Passagen – hervorragende Klangqualität des Albums zu erwähnen. Keine Selbstverständlichkeit für eine Live-Aufnahme. Gut, dass dieser besondere Moment festgehalten wurde und nun zum wiederholten Genuss zur Verfügung steht.

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