»Stanze« – Osvaldo Coluccino

Also zerbricht der Spiegel, weniger mit einem Klirren als mit einem Singen, und von nun an sieht und vor allem hört man die zerbrochenen Teile in extremer Zeitlupe auf den Boden fallen. Die Musik bleibt stehen – und geht trotzdem weiter. Die fragilen Klaviertöne scheinen auf halben Weg zu ermüden, bäumen sich dann doch wieder…

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27.03.2012

»Habit Forming« – The Lawless

Wenn Ennio Morricone Franzose wäre und vor allem Soundtracks für zweitklassige Schnulzen schreiben würde; wenn er au&szligerdem mit einer Frau verheiratet wäre, die ihm ständig ins Ohr flüstern würde, dass ihr effektheischendes Hintergrundgesumme auf möglichst vielen seiner Kompositionen unbedingt zu hören sein müsse; wenn Morricone darüber hinaus ein heimlicher Fan von Coco Rosie wäre, aber…

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26.03.2012

Die Südseeballade von der Kokosnuss

Christian Krachts neuer Roman »Imperium« sorgte vor allem für viel Aufregung im Feuilleton – Curt Cuisine über die umstrittene Geschichte des Nudisten August Engelhardt und seine Vorstellungen einer idealen Welt. 

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26.03.2012

Postcards from the Maschinenhalle – MonotypeRec

Das polnische Avantgarde-Label präsentiert zwei vielseitige Acts: Komora A, Mia Zabelka am 24. Mai im Wiener Fluc und am 26. Mai im klang.haus Untergreith. Anlass für eine Rundschau über Neuerscheinungen aus dem Frühjahr 2012.

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19.03.2012

»Streets« – Charles Gayle Trio

Das Coverbild verrät schon fast alles. In klassischer Pose herzt da Tenorsaxophonist Charles Gayle sein liebstes Stück (das Instrument ist gemeint, bitte sehr) wie ein, sagen wir, Sonny Rollins oder Charles Mc Pherson. Eigentlich müssten wir vor allem Archie Shepp sagen, aber Gayle als spätberufenen Archie Shepp abzustempeln wäre nicht ganz fair. Dennoch: beim harten,…

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13.03.2012

»Boperation« – Peeping Tom

Ich glaube, ich muss jetzt auf eine uralte Metapher zurückgreifen. Die von der bifurkativ-hybriden Approximation nämlich. Da wei&szlig jetzt sicher jeder auf Anhieb, was gemeint ist. Aber Scherz beiseite, man kann ja Musik um der Musik willen abfeiern, weil es etwa so einen Höllenspa&szlig macht, sein Instrument zu beherrschen, quirlige Melodien zu schnitzen oder seinsvergessen…

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13.03.2012

»Nerve Cure« – The Remote Viewers

Das Septett The Remote Viewers gibt sich sonst eher beatlastiger, aber stets mit unbedingtem Hang zum uniquen Sound. Die Instrumentalisierung ist profund (mit Ausnahme der »bowed objects«), die Skills über jeden Zweifel erhaben, wer aber die wohlfeile und sauber ausführliche Erläuterung, dass dem tatsächlich so ist, direkt auf die CD-Hülle druckt, macht sich der erklärungsbedürftigen…

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12.03.2012

»Paal« – Pan & Me

»CURT!« hat jemand auf ein Post-it geschrieben und auf die CD-Hülle geklebt. Ich wei&szlig genau, was sie sich gedacht haben, die Jungs aus der Redaktion. »Soll er sich doch etwas einfallen lassen dazu.« Ja, ja, hab‘ ich schon gefressen, aber dann ?? gar keine Spur von Beschreibungsverlegenheit, denn dieser Soundtrack zu einem vermutlich inexistenten Film…

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12.03.2012

»Baro 103« – Xavier Charles/Terrie Ex

?? Zeit also, weiter ins Hotelzimmer 103 zu gehen. Selbes Projekt, völlig anderer Output. Auf »Baro 103« finden Xavier Charles an der Klarinette und Terrie Ex an der Gitarre einen viel introvertierteren, viel traditionalistischeren Zugang zum Thema »freier Austausch der Kulturen«. Dass dieser Austausch von Klarinette und Gitarre erzeugt wird, ist streckenweise kaum zu erhören,…

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12.03.2012

»Baro 101« – Mats Gustafsson

Und wenn in der modernen, improvisierten Musik gar nichts mehr hilft, weil man mit der elektroavantgardistischen Nabelschau einfach nicht vom Fleck kommt, ist es wohl am Besten, wenn Jazzer und Jazz Urlaub von sich selbst machen. In Äthiopien etwa. Dorthin zieht es die umtriebigen »Anarchopunker« The Ex immer wieder, zuletzt mit ihrem »Free the Jazz…

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12.03.2012

»Honky Tonk Medusa« – Donovan Quinn

Der Text im Booklet versucht mir den Songwriter Donovan Quinn als »white trash kid« zu verkaufen, von einer alleinerziehenden Mutter gro&szliggezogen, doch trotz ärmlicher Bedingungen literaturaffin bis in die Zehenspitzen, durchtränkt vor allem mit »20th century americana«. Das klingt ein wenig nach der nächsten gro&szligen Hoffnung am Songwriter-Himmel, ja, es scheinen ihm die Songs geradezu…

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09.03.2012

»Emissions« – Pivot Quartett

Bettina Wenzel mit drei e. Ehehe. Das e hoch nach oben, wieder runter, gezogen, geschoben, eckig gezwickt, gequetscht, zerlegt, geträllert, gedämpft, brüchig, zwitschernd, hysterisch, bei&szligend, völlig am Boden zerstört, quatsch, quietsch, batsch, bietsch, bumm. Soweit mal zu den Vocals. Die Trommelkiste. Josef Klammer. Schepper, Schüttel, die Zwetschkenlaube, Rasselbüchse, Wirbel, gezwirbelt, donnernd, Rabaukengestöber, zechgeprelltes Gegackere ??…

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07.03.2012

»Get Along« – Tegan and Sara

Folkpop! Das ist ja für manche Leute an sich schon eine Beschimpfung, ein geschmäcklerisches Ghetto, das sich als Mainstream versteht, und in welchem überwiegend »wei&szlige« Jugendliche aus privilegierten Regionen fein temperierte Befindlichkeitsmusik produzieren. Das darf man natürlich so nicht stehen lassen. Es gilt der Geschmacksparagraph, der ins Reich der Subjektivität verweist, was sich sonst kaum…

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07.03.2012

»Unemployed« – Alog

Alog ist im Grunde ein Duo, bestehend aus den Multiinstrumentalisten Espen Sommer Eide und Dag-Are Haugan. Gemeinsam macht man auf dem mittlerweile fünften Studioalbum schwer einzuordnende, jedenfalls aber experimentelle Instrumentalstücke, die durch Synthesizer-Sounds, eingestreute Fieldrecording-Fragmente, minimalistische Loops (bzw. Streams) einen Soundtrack zu einem absurden Science-Fiction-Film ergeben, wo es ständig neblig ist (offenbar befindet sich man…

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23.02.2012

»Wormsongs« – Vega

Wo befinden wir uns hier? Im Experimentalbaumarkt, erstes Untergeschoss, romantizistische Exkurse, Regal 23: die Automatisation. Der in New York geborene Elektrokomponist Henry Vega hat mit der Vokalistin Anat Spiegel und dem »visual designer« Emmanuel Flores ein paar »Wurmlieder« eingespielt, die er gerne unter dem Nenner »sozialer Futurismus« verstanden wissen will. Der Clou daran: Die Stimme…

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21.02.2012

»E. E. Tension and Circumstance« – Keith Rowe & John Tilbury

Wer bereits ein paar CDs aus der elektroakustischen Experimentalabteilung in Händen gehalten hat (äu&szligerst unwahrscheinlich, ich gebe es zu), wer die dazu gehörigen Presseaussendungen vor allem gelesen hat, der wundert sich vielleicht, wie es bei einer doch sehr speziellen und aufgrund ihrer globalen Verstreuung eher unüberschaubaren Musikszene so viele »Pioniere«, so viele »prominente Vertreter« und…

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21.02.2012

»Tingtingk« – Rupp/Müller/Fischerlehner

Der gro&szligartige James Murphy hat mit seinem noch gro&szligartigeren LCD Soundsystem voriges Jahr eine CD namens »London Sessions« herausgebracht. Darauf finden sich Murphys Lieblingsstücke, nur mit echten Musikern und echten Instrumenten auf ganz echt eingespielt. Das klingt ?? entzückend analog, selbst dann, wenn es holpert. Und irgendwie machen Gitarrist Olav Rupp, Posaunist Matthias Müller und…

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19.02.2012

»The Choko King« – Jono El Grande

Wieder mal Norwegen. Und wieder mal das Rune-Grammofon-Label. Die haben ja den Tick, bei jeder CD, gleich welcher Artwork das Cover ziert, dieselbe Schriftart und -grö&szlige zu verwenden. Corporate Design in der Nordic-by-Nature-Fassung. Nur hin und wieder gibt es eine Ausnahme. Bei Jono El Grande zum Beispiel. Wohl weil der Mann insgesamt eine Ausnahme ist….

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19.02.2012

»Scent of Soil« – Brunborg / Huke / Vågan / Nergaard / Nilssen

Kommt mir doch nicht damit! Das ist kein Jazz! Bestenfalls das, was man irgendwann in den 1980ern bei Sade Adu, Working Week oder Joe Jackson gerne darunter verstanden hätte. Was soll darum dieser inexistente Bandname? Hat einer der Musiker Angst, zu kurz zu kommen? Im Ernst, diese CD lebt und fällt mit der wunderschön unterkühlten…

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19.02.2012

»A Little Bit Of Big Bonanza« – Bushmans Revenge

Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen: »Real rock is comin‘ back!« Zwar in Form von Jazzrock, in Form einer richtig satten, aus erdigster, rockigster Ecke angezettelten Attacke. Denn so wie Gitarrist Even Helte Hermansen, Bassist Rune Negaard und Drummer Gard Nilssen auf ihrem vierten Tonträger namens »A Little Bit Of Big Bonanza«…

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19.02.2012

»Airfields« – Yannis Kyriakides

»Und ich frage sie jetzt zum letzten Mal: Müssen wir den Namen Yannis Kyriakides in die Liste der relevanten Komponisten eintragen? Müssen wir sein Oeuvre »Airfields«, welches Luftaufnahmen in Sound umzuwandeln trachtet, als Exempel der zeitgenössischen Moderne betrachten? Müssen wir die Aussagen des Komponisten, der die Instrumentalisten in einem metaphysischen Orbit verfrachtet, während er zugleich…

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19.02.2012

»Funny Looking Angels« – Smith & Burrows

Ach ja, dieses popige Gro&szligbritannien. Da kennt jeder jeden. Und jeder mag auch gerne mal mit jedem. Also setzte sich Tom Smith, der Sänger der Editors, mit Andy Burrows, dem Schlagwerker von We are Scientists (die wiederum gute Freunde der Arctic Monkeys sind ??) zusammen, um eine CD mit Weihnachtsliedern aufzunehmen. Auch die bezaubernde Agnes…

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18.02.2012

»Last Summer« – Eleanor Friedberger

Also versucht mir die Presseaussendung zu erklären, dass Eleanor Friedberger und das geschwisterliche Duo Eleanor und Matthew Friedberger aka Fiery Furnaces zwei Paar Schuhe sind, dass es also einen zwingenden musikalischen Grund für dieses Soloalbum gäbe. Der liest sich so: »Does it sound like a Fiery Furnace record? It sounds like Eleanor Friedberger.« Aber klären…

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18.02.2012

»Greetings, Changeling!« – Pitpony

Mit Pitpony ist vermutlich das Grubenpferd gemeint. Ja, diese armen Tierchen. Wusstet ihr übrigens, dass, wenn man bei einem Spendenaufruf für einen Obdachlosen den Betroffenen gemeinsam mit seinem Hund zeigt, in 9 von 10 Fällen mehr Spenden für den Hund eintreffen als für den Menschen? Ja, das Leben ist absurd und gemein. Das einzige, was…

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30.01.2012

»k-horns« – Suboko & Hübsch & Spieth

Werfen wir mal den Begriff »Klangkonzentrat« auf den Tisch. Unser Nebenmann schaut erst skeptisch und erhöht dann um ein »elektroakustische Avantgarde«. Die Dame mit den schattigen Augen muss passen, ihr ist der Einsatz zu hoch. Kann ich verstehen. Aber nennen wir erst die Protagonisten: Carl Ludwig Hübsch an der Tuba, Roland Spieth an der Trompete…

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30.01.2012

»Sonic Eclipse« – Matthias Pintscher

Zuerst die Reputation. Mit seinen knapp 40 Jahren kann der deutsche Komponist und Dirigent bereits auf ein umfangreiches Werk zurückblicken, das von Bühnen- über Orchesterwerke bis hin zur Kammermusik reicht (alleine der Auszug auf Wikipedia zählt mehr als 50 Werke). Hinzu kommen internationale Preise, Ehrungen und eine dicke, goldene Schärpe mit einem Gesamtgewicht von mehr…

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29.01.2012

»Stop Playing« – Wolfgang Mitterer

Die Orgel hatte immer schon ungenütztes Potential. In den tiefen Registern hat sie das vielleicht wohligste Klangspektrum unter allen Tasteninstrumenten, schlägt der Kirchenpianist hingegen fette Akkorde in den hohen Registern an, unterzeichnet selbst die abgebrühteste Kirchenmaus den Delogierungsbescheid. Stets spannend also, wenn sich jemand der guten alten Orgel annimmt, und erst recht wenn er, wie…

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26.01.2012

»Ha!« – Humcrush With Sidsel Endresen

Man stelle sich eine Sängerin mit dem spröden Timbre einer Karin Krog vor, die sowohl norwegisch als auch englisch singt, zugleich aber beides nicht, sondern lautmalerisch, assoziativ, freestyle. Was sich mitunter wie die Waschzubermeditationen einer quengelnden Squaw anhört, allerdings: Wer von uns wei&szlig schon, wie sich eine quengelnde Squaw anhört? (Ich am allerwenigsten!) Dieser Gesang…

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09.01.2012

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