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Matthias Pintscher

»Sonic Eclipse«

Kairos

Zuerst die Reputation. Mit seinen knapp 40 Jahren kann der deutsche Komponist und Dirigent bereits auf ein umfangreiches Werk zurückblicken, das von Bühnen- über Orchesterwerke bis hin zur Kammermusik reicht (alleine der Auszug auf Wikipedia zählt mehr als 50 Werke). Hinzu kommen internationale Preise, Ehrungen und eine dicke, goldene Schärpe mit einem Gesamtgewicht von mehr als 12 Kilogramm. Nein, das war jetzt ein Scherz. So etwas würde ein modebewusster Komponist wie Pintscher, der sich im Booklet wie ein Hugo-Boss-Model präsentiert, niemals tragen. Was diese völlig unpassende Anspielung soll? Mode ist das Stichwort. »Sonic Eclipse« besteht aus drei Werken, wobei die ekliptische Verschmelzung nur das erste, dreiteilige Stück betitelt. Was hier aufeinanderprallt wie Sonne und Horizont sind Trompete und Horn einerseits sowie ein Orchesterensemble andererseits. Im Detail geht es dabei um das Ausreizen von Spieltechniken, um zyklische Verdichtung, und um das Experimentieren mit einem heterogenen Klang- und Gestaltungsrepertoire. Das verhei&szligt modisches, ergo modernes, klingt aber trotzdem über weite Strecken wie so manche atonal-expressive Verrenkung aus den späten 1960ern. Warum die »Eclipse« immer wieder in »kollektive massive Schläge« münden muss, wei&szlig wohl nur der Komponist selbst. Ebenso warum dieses Spiel der atonalen Klangausbrüche die anderen beiden Kompositionen der CD nicht minder prägt. Es gibt so überzeugende, so präzise durchdachte und ausgeführte Momente auf »Sonic Eclipse«, warum muss es den Hörer dennoch in regelmä&szligigen Abständen aus dem atonalen Ohrensessel klatschen? Nur damit es unverkennbar nach moderner Klassik klingt? Ist das nicht eine Spur zu modisch gedacht? Wäre das alles nicht viel atemberaubender und revolutionärer, wenn man diese Traditionslinien einfach übergehen, einfach überschreiben würde? Aber was fällt mir ein, das einem vielfachen Preisträger zu erklären?

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