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Yannis Kyriakides

»Airfields«

MusikFabrik

»Und ich frage sie jetzt zum letzten Mal: Müssen wir den Namen Yannis Kyriakides in die Liste der relevanten Komponisten eintragen? Müssen wir sein Oeuvre »Airfields«, welches Luftaufnahmen in Sound umzuwandeln trachtet, als Exempel der zeitgenössischen Moderne betrachten? Müssen wir die Aussagen des Komponisten, der die Instrumentalisten in einem metaphysischen Orbit verfrachtet, während er zugleich von offenen Zeitskalen spricht und behauptet, dass das Wesen dieser Komposition die Oszillation um sich selbst sei, ernst nehmen? Müssen wir dieses Kreisen um sich selbst, dieses Kreisen der Solisten um das Ensemble, das Kreisen der Themen rund um luftige Harmonien, das Kreisen der verschiedenen Tempi rund um nahezu stillstehende Sonarinfarkte, dieses ständige Wirbeln also innerhalb der Gesamtkomposition, müssen wir dem auch nur die geringste Würdigung zuteil werden lassen? Das, werter Herr Rezensent, will ich von ihnen wissen! Ja, ich poche auf mein Recht als einfacher Konsument, ich poche darauf, mir nicht selbst ein Urteil bilden zu müssen, sondern dem Verdikt ihrer gewichtigen Stimme vertrauen zu dürfen«. Doch der Rezensent steigt in ein Luftschiff aus leeren Versprechungen, aus leeren Lügen, die diesem ganzen gravitätischen Abfuck von Bewertungen und Kategorisierungen zugrunde liegt, und entgleitet mit dem Komponisten in die Lüfte auf den Schwingen der von ihm geschaffenen Musik. Und ohne irgendeine Zuordnung, Einordnung, Unterordnung ruft der Rezensent dem Komponisten Yannis Kyriakides zu (während die Höhenwinde die Ohren der beiden Luftreisenden belegen): »Gefällt mir, gefällt mir sehr, auch wenn ich mich nicht in allem wiederfinde, schon gar in diesem Selbstauslegungswahn, der klassische Musik immer schon ausgezeichnet hat, aber dennoch«. Die Höhenwinde werden stärker, unter den beiden Luftikussen zieht ein Gewitter auf, Wolken ballen sich. »Dennoch«, ruft der Rezensent, »dennoch ist das undersch ?? ich erk ?? faszi ?? erkli ?? duz ?? falle ?? «. Dann treiben die Winde den Komponisten und den Rezensenten auseinander. Der Komponist wird nicht mehr hören, was der Rezensent wirklich über sein Werk gedacht hat, außer dieser knappen, fragilen Wohlwollensbekundung. Aber so ist das nun mal in luftigen Höhen. Da ist vieles »Für die Vögel«

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