Gleich sieben neue Veröffentlichungen hat das von Anton Nikkilä/Alexei Borisov betriebene Label N & B Research Digest am Start. Und das via Diogenes und Boomkat als benutzerfreundliche Download-Alben. In gewohnter Manier geht es ans Eingemachte von Klangkunst und Soundexperimenten aus Finn- und Russland zwischen den 1960ern und heute. Fangen wir mit den Finnen an: PEKKA…
Tracks for the Apocalypse: Metallycée haben ihren ohnehin hart zu fassenden Soundkosmos um Dub-und HipHop-geschwängerte Rhythmussektionen erweitert, dieses schwerst toxische Miasma aus Soundart, post-Metal-Experimenten und die Magengrube umpflügenden Beat-Ungetümen dringt in tageslichtundurchlässige Bereiche vor, von denen es kein Zurück gibt. Kompromisslos, klischeefrei, und voll enigmatischer Raffinesse. Bernhard Breuer (dr.), Nik Hummer (Trautonium), Matija Schellander (b.)…
Album Nummer drei des Berliner Musikers und Verlegers von Autopilot. »Gebirge« ist vor allem: Höchst charmant unvorhersehbar. Ein wilder, ungenierter und witziger Querschnitt durch Musikstile, aufgepeppt mit Reminiszenzen an Funk, Dada und Techno, mit verqueren Beats, die sich im Laufe der Nummern zu groovigen 4-to-the-Floor-Hooks entwickeln, röchelnden Bläsersätzen und verspulten Krach-Sounds. Einschmeichelnde Melodien sind Ehrensache….
Rhys Chatham, Pionier für New Yorker Noise wie Postminimal gleichermaßen, seit 1988 in Paris beheimatet, spielte auf Einladung des Kollektivs Superamas (F/A) am 28. November 2008 ein Konzert im Tanzquartier Wien. Gemeinsam mit österreichischen Musikern sowie einer Musikerin performte er »Guitar Trio (G3)« für Gitarren, E-Bass und Schlagzeug, die Bilder zur Musik steuerte Robert Longo bei. Minimal Music trifft Rock ’n‘ Roll! Pure Grandezza mit sagenhaften Obertönen!
78plus haben einen unverkennbaren Sound, sie setzen digitalisierte Schellacks als Instrument ein. Dazu eine knackige Rhytmusgruppe, sodass sogar manchen in Korea der Rockzipfel um die Kniekehlen weht. Nebenbei bewegen sie sich leichtfüßig zwischen den Genrestühlen, fühlen sich wohl beim Popdiskursieren und Verfassen von Spam-Lyrik. »Wandelwelt« kommt frisch aus der Presse. Grund genug, um mit einem Teil der Viererbande über Knacksen und andere »materialtheoretische Implikationen« zu philosophieren.
In bester Namensmanier werden Buchstaben und Autoren verkoppelt, blättern Sie nur mal in den älteren Ausgaben nach, es lohnt. Hier nun eine entsprechende Auswahl zum Buchstaben »t«, erstellt von den Literaturmeistern der Readable-Sektion. Und ja, an Tango, Techno (darüber könnten wir wohl eine eigene Alphabetartikelserie machen …), Technologie, Jimi Tenor, Theater, Timbaland, Tomte, Ton, Tragödie, Träume oder Trash wurde unter anderem auch gedacht, aber der Platz, der Platz. Sie wissen schon.
Gerade als wir diese Zeilen schreiben, liest Steven Lee Beeber im Jüdischen Museum der Stadt Wien aus seinem Buch über die jüdischen Wurzeln des New-York-Punk (siehe Seiten 52-53). Anlass, einmal mehr auf das hohe Maß von mit Musik verquickter Textproduktion hinzuweisen. So war Austrofreds schonungsloser Blick in die österreichische Pop-Psyche namens »Ich rechne noch in Schilling« ausschlaggebend für ein exklusives Musik-Blind-date. Ebenfalls Buchautor ist Sigi Maron, der nach seinem gloriosen Comeback beim KP-Volksstimmefest wieder Konzerte gibt. Und weil es kein Zufall sein kann, dass gerade jetzt dieser Veteran der linken Liedermacherszene wieder öffentlich auftritt, haben wir uns auch mit Willi Resetarits unterhalten. Spitzen die Ohren aber auch in Gegenwart der Residents, lassen uns von Gitarren-Noise-Pionier Rhys Chatham einiges über Pop, Kunst und Avantgarde erzählen, vertiefen diese Aspekt anhand der »Self-destructive art« von Gustav Metzger und finden bei Marianne Dissard, The Lucky Dragons oder Krautnoise das eine oder andere neue Paar Ohren. Die allgegenwärtige Krise kommt hingegen bei so unterschiedlichen Themen wie Jazzrock, Pop & Theater sowie globalen Bastard-Musiken zur Sprache. Natürlich waren wir auch wieder im Kino, haben mit Andrew Bujalski geredet, erneut das transatlantische Feedback der Monks auf uns wirken lassen und erörtern das aktuelle Interesse an Pornografie.
News gibt es auch aus der Redaktion. Da begrüßen wir Frank Apunkt Schneider, den Bamberger Außenposten des KünstlerInnenkollektivs monochrom und Autor von »Als die Welt noch unterging: Von Punk zu NDW«. Weiters gratulieren wir skugs own Jürgen Plank, der mit seinem Ersten Wiener Heimorgelorchester und der Ode an die Bodenständigkeit »Widerstand ist Ohm« beim heurigen Protestsongcontest die Lorbeeren abstaubte. Und zum Schluss verweisen wir einmal mehr auf die Salon skugs im Wiener rhiz und Fluc, wo etwa skug-Autor Saša Mileti? mit Fear Eats Soul auftreten wird. Als Slavoj Žižeks legitimer Sohn feierte der Buchautor in spe (»Rock’n’Roll in Titos Jugoslawien«) im berüchtigten Schnapsloch Solopremiere als Slavooj
Die volle Gesprächslänge, aufgezeichnet im Februar 2009 in Sigi Marons Wohnung in Baden. Interview: Alfred Pranzl, Günther »Bus« Schweiger. Die Fotos von Magdalena Blaszczuk sind allerdings nur in der Printausgabe von skug Vol. 78, 4-6/2009 zu bewundern.
Hypotheses : Le Jazz-Rock contre La crise. Mais laquelle de crise, au juste ? Celle des Pouvoirs d’Achats ( multiples ), Celles des Individus, des groupes, des communautés, ou même celle des cultes ?
Elementare Prozesse der Notation und des frühen Transfers zwischen visueller Komposition und musikalisch organisierten Bildsequenzen untersucht eine umfassende Ausstellung am ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie in Karlsruhe.
Rhys Chatham, one of the pioneers of the New York music scene, since 1988 living in Paris, was invited by Superamas (F/A) to play a concert for the series »Insel Nr. 3 – It’s Our Pleasure« at Tanzquartier Wien on 28 November 2008.