Man sollte sich vom ersten äußeren Eindruck nicht täuschen lassen. Wer nach einem Blick auf das Cover dieser Platte an fröhlichen Kaugummipop denkt, hat sich gründlich getäuscht. Und tatsächlich, beim zweiten Blick sieht man die Fledermaus, die den Mond umkreist. Schon der erste Track »Hallo Hello« ist ein eher düsterer Willkommensgruß. Im gleichen Grundton geht…
LoFi Beauté auf der Godard?schen Pigalle. In Franzland jedenfalls wird er gut herum gereicht: Der schmucke Halbstünder von »Cahier du Cinema«-Kritiker Thierry Jousse rundum Liebe, Laster und Wackelkameras im Pariser Rotlichtviertel. Über die rekonstruierten 60s dieses Films kann man nur raten. Der Original-Soundtrack des ruff?n?sexy Lounge-Pop-Barden Philippe Katerine platzt vor Witz und Innigkeit. Drüben heißt?s…
Ein Werkzeug oder Instrument zeugt immer auch von Ökonomie, insofern kommt es auf die Größe an. Seit die Seven-Inch ihrem ursprünglichen Zweck des Single-Seins entfremdet wurde, hat es unterschiedliche Bestrebungen gegeben, dem Format der goldenen Zeit neues Leben einzuhauchen. »das fax« wartet mit einem hinsichtlich seiner Länge als auch der damit verbundenen Ideologie perfekten Objekt…
Capitol K a.k.a. Kristian Craig Robinson schenkt uns mit dieser Veröffentlichung einen unverschämt charmanten Bastard zwischen Indie-Soundverständnis und Elektronik-Weirdness. Im Songwriting zerrissener als The Notwist, die elektronischen Arrangements aber beinahe so wissend und elegant wie Tortoise – wenngleich rauer und ungeschliffener. In der Sprache des Sports gesprochen: Noch nicht ganz ausproduziert. Mag wohl auch an…
Ceci n?est pas un Butthole Record. Die Gottväter des NoiseRocks, Monty Python gone Hardcore Psychedelia, haben endgültig den Riffrabauken beerdigt. Die fett auf ihrem Aggro-Vermächtnis thronenden Frühpensionisten sonnen sich am Swimmingpool der Silikonsounds und MOR-Beats.. Mit »Hurdy Gurdy Man«, »Who?s Been In My Room Last Night«, dem Ministry-Gastauftritt »Jesus Built My Hotrod« sowie »Pepper« hatte…
Nach den beiden feinen 12″s »Movement: Moment« und »Truth And Desire« veröffentlichen die in der Bay Area stationierten Blaktronics ihre vierte Fulltime-Release, auf der neben einigen Cuts aus den Maxis neues Material zusammengestellt ist, das immer weiter in die zartschmelzend-hintergründigen Gefilde zwischen HipHop, Dub und allerlei sonstiger »Blaktronica« eindringt. Die beiden Produzenten Edd Dee Pee…
Ende der 80er, am Höhepunkt des Acid-House-Hypes, war Peter »Baby« Ford ein kleiner Star. Nach einigen soliden House-Hits, drei LPs und gar einer Tour mit Erasure setzte er 1993 dem Trubel ein Ende und zog sich aus der Öffentlichkeit zurück, um ?94 I-Fach-Records zu gründen und sich fortan der Produktion von Minimal Techno zu widmen….
Ich fürchte, es ist nicht mehr sonderlich originell, die Band als den heißesten Scheiß around zu preisen, aber es muss halt sein. »Arrhytmia« ist nur oberflächlich der »leichtere« Brocken Musik, der diesem Quartett bisher entfleucht ist. Wer dem Antipop Consortium schon länger genau zuhört, erliegt der Versuchung gerne, sich von ihren Gedankenströmen in einen nicht…
Alex, der zukunftsreichste Ösi-Breakboy, knallt wieder Fäustchen on the Floor. Und die tragen Soul, Funk und Electro in Hartgold gegossen am Ringfinger. Nach der großartigen Big Beat-Paraphrase »Action« verabschiedete sich der Ex-Sabotageler unter dem Label-Banner Shade Richtung 2step-Crooning und soulig abgefüllter R?n`B-Simulation. Schwarzgevatter Hade macht ihm dazu die passende Lerche: sweet, maskulin und unaufgesetzt. Nur…
Kaum ein deutscher Digitaltüftler, dem bei Erwähnung dieses Namens in den letzten Monaten nicht heiß auf den Handflächen wurde. Theoretisch ist es ja nicht gerade die neue Wumme, was Gazettengenie Marc Leclair da rezeptiert: Aus dem Zufallsäther der Radio und Sonstwo-Wellen gefangene Mikrosamples diffizil in polyrhythmische Partycluster zu verspachteln. Über DJ Spookys ähnlich analoge Handanlage…
Zunächst einmal leistet das Label Soul Jazz Records phantastische Arbeit, ganz gleich, ob Sie seine Reissue-Politik gutheißen oder nicht. In diesem Fall präsentiert es den Sound Manchesters, und zwar späten 70er- oder, besser noch, frühen 80er-Post-Punk im United Kingdom. Das dicke Booklet (mit Fotos und Interviews) verweist auf Weggefährten wie Cabaret Voltaire, New Order oder…
»Grenzgänger«. »Seiltänzer über E- und U-Musik-Welten«. »Wanderer zwischen den Stilen«. Irgendwie hinterlassen all diese oft strapazierten Stehsätze gerade im Hinblick auf Werner Pirchner einen schalen, unbefriedigenden Nachgeschmack. Auch wenn man den Tiroler Komponisten nicht persönlich gekannt hat: Sobald man sich in die Kompositionen vertieft, seine Vita Revue passieren lässt, Texte liest, entsteht der Eindruck eines Menschen, bei dem Person und künstlerische Arbeit, Leben und Denken, Form und Inhalt schlicht einen höheren Grad der Koinzidenz erreicht haben als bei anderen. Vielleicht gerade deshalb, weil sich hier der Inhalt oft selbst seine Form schuf, schaffen musste, anstatt bestehende auszufüllen.
Waxolutionists, Radian, Drum’n’Bass.at, Attwenger, Gary Lucas, Werner Pirchner, Tocotronic, Firewater, Malawi, Gesualdo/Deller, Bulgarien, »Ausländer raus« – Schlingensiefs Container, »From Hell«
Die Sirenengesänge der Massenkonfektion können manchmal hinreißend sein. Man nimmt sich vor morgens in der U-Bahn Musique Concrete zu pfeifen. Unter der Dusche eine Bargeld-Interpretation von Steve Reich in die nassen Fließen zu klopfen. Wenigstens in der Mittagspause dem Arbeitskollegen sein Lieblingsstelle von Merzbow vorzusummen. Und dann das… Diese eigentlich so schleimige Melodie, die einen…
»And heaven looked like a Pop-Song« sind die ersten Worte auf der vorliegenden Großtat. So gelesen, ohne den Klang der Stimme und die dazugehörige Musik zu hören, stiften sie gehörig Verwirrung, aber Verwirrung und nicht-Erfüllung von Erwartungshaltungen können ja auch wunderschön sein. Hier ist es die Schönheit des weinenden Clowns, der Zirkusmusikanten um vier Uhr…
Lang ist es her, dass ein Freund weggegangen ist, doch unsere »amigos« haben Freunde mitgebracht, um bei Fritz Ostermayer im Sumpf ihre neue CD vorzustellen. Endlich sind sie wieder zurück aus der Wüste der Abstinenz, und reiten für uns durch die Niederungen der Welt bis »In die Berg«: Lassos Mariachis, Blanco und Corona, die Gitarren…
»Sun«. Wie schon zuletzt begrüßt uns die neue Attwenger-CD mit einem Titel, der in Linz genauso wie in London etwas bedeutet. Nur diesmal das selbe, nein: das gleiche. »die sun scheint nicht auf alle gleich und das überall anders.«, heißt es dazu im Pressetext.
Mit »England, Half English« bezieht sich Billy Bragg auf den britischen Autor Colin MacInnes, der diesen Titel 1961 für einen Essayband benutzte. Wie MacInnes beschäftigt sich Bragg mehr als 40 Jahre später damit, was es in einer – trotz der Gefahr ein Schlagwort zu verwenden, sei es gesagt – multikulturellen Gesellschaft bedeuten kann, englisch zu…