Mit »England, Half English« bezieht sich Billy Bragg auf den britischen Autor Colin MacInnes, der diesen Titel 1961 für einen Essayband benutzte. Wie MacInnes beschäftigt sich Bragg mehr als 40 Jahre später damit, was es in einer – trotz der Gefahr ein Schlagwort zu verwenden, sei es gesagt – multikulturellen Gesellschaft bedeuten kann, englisch zu sein. »Identität ist etwas sehr Persönliches. Sie wird nur dann zum Problem, wenn dir andere erklären wollen, wer du bist«, sagt Bragg. Die Rechten zum Beispiel – oder Hooligans. Und wenn der 44jährige Bragg über die Weltbank und über mangelnde Jobsicherheit singt, dann erwacht in ihm der alte Klassenkampfgeist, der ihn einst die Internationale interpretieren ließ. Musikalisch ist Bragg dann am besten, wenn die Songs nicht pop-rockig, sondern wunderbar reduziert gespielt werden (»Take Down The Union Jack«) und wenn die Hammondorgel erklingt. Dann erinnert man sich wieder an seine vielleicht beste Platte »Talking With The Taxman About Poetry« (1986). Anyway: Pflicht für Fans, die mehr als fünf Jahre auf ein neues Album warten mussten.


Text
Jürgen Plank
Veröffentlichung
14.04.2002
Schlagwörter
51
Billy Bragg
Billy Bragg and the Blokes
Cooking Vinyl