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Dani

Best of Boomerang

EMI

Prominente Persönlichkeiten haben zwei Möglichkeiten: entweder sind sie tot, begraben und Ikonen oder aber sie sind »irgendwie« präsent. Zwar lässt sich der Tod (und noch besser Trash) erfolgreicher und lukrativer vermarkten, ein ordentliches Comeback aus der Hölle im Alter von 57 ist aber auch ganz nett, vor allem wenn die meisten MitstreiterInnen wie PensionistInnen wirken, die versuchen, ihre uninteressanten Souvenirs zusammenzukitten. Vermutlich haben Sie noch nie von Dani gehört (Hallo Didi!). Ich porträtiere sie einmal: Mitte der 60er Jahre ist sie Model für Helmut Newton sowie Sängerin im Umfeld von Gainsbourg und Jacques Dutronc, sie wirkt in verschiedenen Filmen mit, treibt sich mit Warhol herum (es ist schier unmöglich, Leute zu finden, die das in den 70ern nicht getan haben), sie posiert nackt für »LUI« und so weiter. Eigentlich nichts Ungewöhnliches für eine aufsehenerregende junge Schönheit mit einem starken Charakter. Was sie davor bewahrte, 30 Jahre später in der Anonymität zu verschwinden und in Vergessenheit zu geraten, ist ihre andere, dunkle Seite – die Nachtclub-Szene und der Jet-Set – , die sie in den 70ern und 80ern unterhalten hat. Ihr Drama und ihr Antrieb? Heroin. Heute leitet sie eine Kette mit Blumen- und Rosengeschäften, alles scheint in Ordnung zu sein, vor allem aber dürfte sie »irgendwie« dieselbe geblieben sein. »Best of Boomerang« ist eine mit zwei neuen Tracks ergänzte Compilation (1966-93). Es beginnt mit »Comme un Boomerang«, einem Duett mit Etienne Daho, der sich im Laufe der Zeit auf Begräbnisse, Comebacks undältere Damen spezialisiert zu haben scheint (Das ist in Ordnung, er weiß nämlich ganz gut, was er aus ihnen herausholen kann.). Obwohl wir alle froh sind, Dani wieder zu hören und zu sehen, könnten die nostalgischen 60er-Pop-Fans ihre idealisierende Sicht dieser Jahre etwas zurechtrücken. Nicht alles glänzte und glitzerte. »La fille à la moto« ist auch nicht gerade ein lyrisch-poetisches Meisterwerk: »Ich bin das Mädchen mit der Suzuki, das Mädchen, das kein Wort spricht, das Mädchen, das herumfährt, ich riskiere meine Haut, riskiere mein Leben. Vroom, Vroom ist besser als Cherie mon amour …« Kein Kommentar.Trotz einiger billiger Hits aus den 60ern (meinetwegen) ist es ein sehr gutes und recht abwechslungsreiches Album, das auch ein gutes Bild jener Zeiten vermittelt. Der letzte Track, »La Luna«, covert das Broadway-Meistergespann Rodgers & Hart und wurde von Pascal Comelade produziert. Kommen wir zum Punkt: Kein Album, das alle haben wollen, aber ein paar von uns wird es bestimmt in Sommerstimmung versetzen.

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