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Foto: Megajawns © www.bbemusic.com

The Beat Goes On …

Es gibt so ein Vorurteil gegen HipHop, das besagt, aus dieser Ecke würde eh nichts Anständiges mehr kommen. Stimmt leider sehr oft, aber eben nicht immer.

Der französische Musiker und Produzent GUTS beweist mit »Hip Hop After All« (Heavenly Sweetness/Broken Silence) Letzteres. Er schöpft sehr stark aus den 1990ern: souliger, bassbetonter Groove – Grand Puba, Cypress Hill/Muggs oder auch Wu-Tan Clan/ RZA. Und tatsächlich voiced Grand Puba einen der Tracks. Studiobastelei/ Samples und Live-Instrumente halten sich die Waage. Ist das nun Old School oder Retro? Geschenkt: Das ist weder alt noch modern und schon gar nicht modisch: Egal, ob’s in die Puba- und Masta-Ace-Richtung (der auch auf einem Track ist) geht oder ob es rockt oder eher ein Singer-Songwriter- Song ist, es ist immer cool, selbst wenn’s mal verspielt ist, und hat immer einen festen Grip. Und dann gibt’s für das Metier auch Neues, nicht Gehörtes wie z. B. einen Schulchor mit Patrice. Aber: HipHop after all …
MEGAJAWNS, das sind Sänger, Keyboarder und Produzent Will Brock aus den USA und DJ und Produzent Will Sumsuch aus GB. Die beiden haben mit »Ten Letters From Home« (bbe/Hoanzl) ein Album im Spannungsbereich von Soul und Deep NY House gemacht, ein wenig in Richtung Body & Soul/Joe Claussell, aber ohne diese starke spirituelle Ausrichtung. Während Brock die Sache in Richtung Soul und Jazz führt, bringt Sumsuch eine starke elektronische Komponente ins Spiel, auch einen Hauch deutscher Elektro-Avantgarde der 1980er. Großer Wurf für ein Debutalbum, das – angeblich – in nur sieben Tagen entstand.
Ihr Debut machen THE EXCELSIORS mit »Control This« (bbe/Hoanzl), einem gelungenen Crossover aus Soul und Reggae, mal mehr Ersteres, mal eher Letzteres. Mit All-time-Hits wie »Here I Come« von Barrington Levy, Carol Kings »It’s Too Late« oder »People Make the World Go Round« von den Stylistics sollte allerdings nicht allzu viel schiefgehen können. Die opulente Art, in der diese Songs und fünf weitere Klassiker der 1970er und 1980er instrumentiert und arrangiert sind, sowie der packend frische und recht unverfrorene Zugang reißen den Hörer einerseits mit, sind aber andererseits auch die Schwachstelle dieses Albums. Ein klein wenig mehr Fingerspitzengefühl hätte aus diesem Album ein wirklich großes machen können.
Auf »Master Mix: Red Hot + Arthur Russell« (Yep Roc/Cargo) widmen sich zwei Dutzend Musiker und Acts (Sufjan Stevens, Blood Orange, Lonnie Holley …) der Interpretation des Werks von All-Round-Musiker Arthur Russell: Die naturgemäß breite Palette reicht von strengeren, jazzig anmutenden Kompositionen über Disco bis zu stimmungsvollen Liedern, von »This How We Walk on the Moon« über »Go Bang« bis »Is It All Over My Face«. Obwohl mir solche Alben immer etwas suspekt sind, muss ich konzedieren, dass dieses doch eine Menge gelungener Cover-Versions hat.
SINKANE alias Ahmed Gallab, Drummer bei Caribou, veröffentlicht mit »Mean Love« (City Slang) ein erstaunliches Album, das einige Referenzen – wenn auch nicht so offensichtlich – an die Musik seiner Heimat, den Sudan, hat. Im Prinzip ist es ein Pop-Album, wenn auch in einem Song durchaus brasilianische Rhythmik auf indisch angehauchte Steelgitarre treffen kann. Mit der ebenfalls Steelguitar-getragenen C&W-Schnulze »Galley Boys« ist ihm ein potenzieller Hit gelungen, und das beschwingte »Omdurman« erinnert stark an lokale Popmusik, wie sie in Khartoum produziert wird.
Das zweite Album des portugiesischen Electro-Dance-Produzenten Pedro Coquenao alias BATIDA nennt sich simpel »Dois« (Soundway/Indigo) und bringt wieder die volle Palette angolanischer Stile von traditioneller Benga und Semba bis zu modernem Koduro im Mix mit allen möglichen anderen Samples wie Rockgitarren-Riffs oder afrikanischen Trommeln sowie ziemlich coolen Sängern und Rappern. Das Ergebnis ist jedenfalls sowohl Disco- als auch Home-Stereo-tauglich.

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