Placeholder_Rezensionen
Apocalyptica

»s/t«

Universal

Falco war ein weiser Zeitgenosse. Außen chauvinistisch, arrogant, innen ein güldenes Wienerherz samt passender Songschreiberattitüde. Als er mit »Rock Me Amadeus« seine eigene Hommage an Mozart schrieb, ahnte er wohl nicht, dass er sogar die Billboard-Charts anführen würde. Jener Mozart, den er als Rebell, als Punk darstellte, hätte wohl mit der Musik von Apocalyptica die reinste Freude gehabt. Oder nicht? Tatsache ist, dass die Finnen ein eigenes Genre geschaffen haben, dem man sich, ob man es mag oder nicht, kaum entziehen kann. Ich mag es, nein, ich liebe es. Das Intro, welches mit »Life Burns!« auch einen literarisch hochwertigen Namen trägt, hat mir als passionierten Fan der Cello-Haudegen kurz (ganz kurz) Schweißperlen auf meine hohe Stirn getrieben. Es klang einfach nicht nach der Band welche ich so wertschätze. Beim zweiten Hinhören gefällt es mir schon besser und spätestens zu den Klängen von »Quutamo« kommt wieder die Liebe und Hingabe zu den Celli hervor. Großartig auch, dass zu eben dieser Nummer nach dem letzen Lied, dem vermeintlichen Epilog »Deathzone«, nach ein paar Minuten als Hidden Track »Quutamo« nochmals gespielt wird. Mit dem feinen Unterschied, dass eine französische Chanteuse namens Manue fröhlich und sehr gekonnt dazu trällert. Das Album ist in meinen Augen sehr ambivalent: Eine großartige Produktion, abwechselnd melancholische, triefende Melodien wechseln sich mit etwas zu drumlastigen Metal-Kompositionen ab. Manchmal stehen die Drums etwas zu sehr im Vordergrund; natürlich werden die Sticks äußerst professionell geschwungen, aber bei der Band geht es schließlich um Celli. Beim großartigen »Betrayal/Forgiveness« drischt Mr. Dave Lombordo (Slayer) in das Schlagzeug als gäbe es kein Morgen (Carl Orffs »Carmina Burana« lässt grüßen!). Hier passt auch alles zusammen, von der Wut des Betrugs bis zur zarten Vergebung. Große Musik. »Farewell« wäre in meinen Augen auch der bessere Abschied gewesen, als »Deathzone«. Das war mir dann doch zu endgültig. Mir gefiel das letzte Album »Reflections« eine Spur besser. So, jetzt stelle ich aber den »Klugscheißmodus« wieder ab, verneige mich vor den drei finnischen Musikakrobaten und freue mich jetzt schon auf das Konzert, wo ich dann mein von der Pisa-Studie ausgelaugtes und schütteres Haupt durchschütteln kann.

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