verwandler
Die Buben im Pelz

»Verwandler«

Konkord

Jetzt haben sie wieder zugeschlagen, die Buben im Pelz, und das ist sehr erfreulich. Die Band, die aus der Neigungsgruppe Sex, Gewalt und gute Laune hervorgegangen ist, ist berüchtigt für ihre ins Wienerische übertragene Version der ikonischen Bananenplatte (The Velvet Underground & Nico). Schon beim Erscheinen in der Vinylversion war diese so gut wie vergriffen, was mich damals doch ziemlich giftete, aber das ist Schnee von gestern. Aktuell haben sich die pelzigen Buben eines der wohl besten Alben des vor zehn Jahren verstorbenen Lou Reed vorgeknöpft: »Transformer« heißt bei den Buben im Pelz stimmig »Verwandler«. Das Album wurde aber nicht wie bei der Bananenplatte Track für Track ins Wienerische übersetzt, es handelt sich vielmehr um ein »Best of« von Velvet Underground und Lou Reed, und das hat es in sich. Als man in Wien in den 1970er-Jahren noch Oralverkehr mit einer Hass’n und Spritzer zelebrierte, waren die Drogen in New York City schon ganz andere und das kann man beim Hören auch spüren. Die Auswahl der Songs ist bestens gelungen, beinahe alle Klassiker werden stilgerecht zelebriert. »Candy sagt«, gesungen von David Pfister, ist der perfekte Einstieg in seiner Zartheit, die mir beinahe die Freudentränen in die Augen treibt. »Take a Walk on the Wild Side« mutiert stimmig zu »Die Wüdn«, und »Rock’n’Roll« bleibt derselbe. Das rührende »Blassblaue Augen« heißt im Original »Pale Blue Eyes« und gehört zu den bekanntesten und besten Tracks der Kultband. Bei genauerer Betrachtung der Besetzung schält sich heraus, dass sich da eine temporäre Reunion der Neigungsgruppe Sex, Gewalt und gute Laune anpirscht. ORF-Brüssel-Korrespondent Robert Zikmund bringt sich bei »Alles wird wieder gut, wenn du nichts mehr willst« und »Blassblaue Augen« überzeugend ein. Und der unvergleichliche Fritz Ostermayer wuchtet ein angsteinflößendes »Wellen der Angst« ins Gefecht. Christian Fuchs als Bandleader h. c. ist sowieso für alles im Darkroom zu haben. Sehr leiwand ist auch die Lady im Digipack. Ich freue mich schon auf die nächste kulturelle Aneignung in Sachen Popmusik, die hoffentlich bei allzu woken Zeitgenoss*innen keinen Shitstorm auslösen wird. Präsentiert wird der Release von »Verwandler« in der Roten Bar im Wiener Volkstheater am 27. Oktober 2023.

favicon

Unterstütze uns mit deiner Spende

skug ist ein unabhängiges Non-Profit-Magazin. Unterstütze unsere journalistische Arbeit mit einer Spende an den Empfänger: Verein zur Förderung von Subkultur, Verwendungszweck: skug Spende, IBAN: AT80 1100 0034 8351 7300, BIC: BKAUATWW, Bank Austria. Vielen Dank!

Nach oben scrollen