Atlas Austria Express
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Comunidad internacional #10 – Latin & Afrika

Wenn man heute einen Musiker mit dem Afro-Latin-Stil verbindet, dann ist das RICARDO LEMVO. Nach einigen Jahren Pause – das letzte Studioalbum ist sieben Jahre her – ist nun »La Rumba SoYo« (Cumbancha/ Hoanzl) erschienen. Es ist im Wesentlichen ein perfekter Mix aus diversen Latin-Stilen, kongolesischer Rumba und starken angolanischen Einflüssen – von der Perfektion der Performance her sein stärkstes Album bis jetzt. Die Ûbergänge zwischen Afrika und der Neuen Welt finden derart mühelos und elegant statt, dass man sie oft gar nicht wahrnimmt. Eine multiethnische Band, Makina Loca, inzwischen zu einer kleinen Bigband angewachsen, begleitet den in L.A. lebenden Ricardo Lemvo auf dieser Reise kreuz und quer über den Atlantik, eine Band, mit der sich derzeit kaum eine andere im Metier messen kann. »Peru Bravo: Funk, Soul & Psych from Peru’s Radical Decade« (Strut/Hoanzl) nennt sich eine Compilation mit Bands aus dem Peru – respektive Lima – der späten 1960er, frühen 1970er. Denn das ist Metropolenmusik. Boogaloo aus einem Andenland und nicht aus New York und auf gleicher Augenhöhe mit den Besten des Big Apple. Latinrock und Latinsoul à la Santana oder War treffen Merseybeat und Pop, aber Copycats waren diese kurzlebigen Bands beileibe nicht. Die unbändige Energie und das Aufbruchsgefühl der Sixties sind auf dieser außergewöhnlichen Retrospektive rundum spürbar. Afrika: Noch ein Afrobeat-Aufguss? Ja, aber was für einer! ORLANDO JULIUS & THE HELIOCENTRICS machen mit »Jaiyede Afro« (Strut/Hoanzl) eines der besten Afrobeat-Alben ever. Gleich mit dem ersten Track schöpfen sie klangmäßig aus dem Vollen. Es werden instrumental und studiotechnisch alle Register gezogen, die Keyboards lassen den Hörer in eine hypnotische Klangwelt eintauchen. Die Arrangements sind vielschichtig und überraschend. Julius und die Heliocentrics verschenken keinen Ton, keine Phrase. Und sie spielen, vor allem in der zweiten Hälfte der CD, nahe am Jazz. Das tut der Musik gut, holt sie aus der bekannten Afrobeat-Routine. FOFOULAH (Glitterbeat/Hoanzl) nennt sich eine britische Band – und sie spielt Mbalax, als käme sie aus dem Senegal. Unwillkürlich denkt man beim Eröffnungssong an Youssou N’Dour, aber da ist mehr Pop-Appeal und eine Experimentierfreude, die ich bei jenem schon lange vermisse. Gelegentlich klingt das hier, als spielte N’Dour mit Weather Report, jazzig, elektronisch, frisch und unbeschwert. Harte Gitarrenriffs und dröhnende Bassläufe direkt aus dem Senegal und ein Saxofon wie von Wayne Shorter. Das Um und Auf dieser Musik sind aber die essenziellen Sabar-Drums, und die werden von einem Senegalesen gespielt. Und die Sänger, die für dieses Albumdebut eingeladen wurden, kommen aus dem Senegal, Gambia oder Algerien. »Modern Ghanians« hieß das erste CD-Album von KING AYISOBA, das diesen in Ghana gefeierten Musiker vor zwei Jahren auch außerhalb Afrikas bekannt machte. Wie der Titel andeutete, ging die Musik stark in Richtung moderner westlicher Stile wie R’n’B oder HipHop. »Wicked Leaders« (Makkun Records) widmet sich nun ausschließlich der traditionellen Musik Nord-Ghanas, gespielt auf traditionellen Instrumenten, allerdings vorgetragen mit einem Engagement, einer Kraft, ja Härte, wie wir sie von solcher Musik kaum kennen. Damit einher gehen politisch explizite Texte. Und wie bei solchen Alben oft der Fall, ist auch dieses nicht so leicht zu konsumieren. Gnawa ist eine rituelle Meditationsmusik aus Marokko, die stark von repetitiven Trommeln, Perkussion und Oud getragen wird, und – auch spirituell – eine Ähnlichkeit mit Sufimusik hat. Sie wurzelt in den Traditionen der ehemaligen Sklaven aus Schwarzafrika, wenn auch arabische und berberische Elemente deutlich mitklingen. Musiker von Brian Jones über Pharoah Sanders bis Bill Laswell haben mit Gnawa-Musikern gejammt. ATLAS AUSTRIAN EXPRESS besteht vor allem aus Marokkanern, aber auch zwei, drei Europäern – der Österreicher Emil Gross (Drums) ist mit von der Partie. Wie der Bandname besagt, residieren sie u. a. in Österreich und treten auch regelmäßig hier auf. Auf ihrem erstklassigem Album »Basma Houze« (121 Records Austria) erweitern sie die klassische Form noch um Rock-, Flamenco- und Soul-Elemente: Funky Gnawa-Trance!

Wenn man heute einen Musiker mit dem Afro-Latin-Stil verbindet, dann ist das RICARDO LEMVO. Nach einigen Jahren Pause – das letzte Studioalbum ist sieben Jahre her – ist nun »La Rumba SoYo« (Cumbancha/ Hoanzl) erschienen. Es ist im Wesentlichen ein perfekter Mix aus diversen Latin-Stilen, kongolesischer Rumba und starken angolanischen Einflüssen – von der Perfektion der Performance her sein stärkstes Album bis jetzt. Die Ûbergänge zwischen Afrika und der Neuen Welt finden derart mühelos und elegant statt, dass man sie oft gar nicht wahrnimmt. Eine multiethnische Band, Makina Loca, inzwischen zu einer kleinen Bigband angewachsen, begleitet den in L.A. lebenden Ricardo Lemvo auf dieser Reise kreuz und quer über den Atlantik, eine Band, mit der sich derzeit kaum eine andere im Metier messen kann.
»Peru Bravo: Funk, Soul & Psych from Peru’s Radical Decade« (Strut/Hoanzl) nennt sich eine Compilation mit Bands aus dem Peru – respektive Lima – der späten 1960er, frühen 1970er. Denn das ist Metropolenmusik. Boogaloo aus einem Andenland und nicht aus New York und auf gleicher Augenhöhe mit den Besten des Big Apple. Latinrock und Latinsoul à la Santana oder War treffen Merseybeat und Pop, aber Copycats waren diese kurzlebigen Bands beileibe nicht. Die unbändige Energie und das Aufbruchsgefühl der Sixties sind auf dieser außergewöhnlichen Retrospektive rundum spürbar.
Afrika: Noch ein Afrobeat-Aufguss? Ja, aber was für einer! ORLANDO JULIUS & THE HELIOCENTRICS machen mit »Jaiyede Afro« (Strut/Hoanzl) eines der besten Afrobeat-Alben ever. Gleich mit dem ersten Track schöpfen sie klangmäßig aus dem Vollen. Es werden instrumental und studiotechnisch alle Register gezogen, die Keyboards lassen den Hörer in eine hypnotische Klangwelt eintauchen. Die Arrangements sind vielschichtig und überraschend. Julius und die Heliocentrics verschenken keinen Ton, keine Phrase. Und sie spielen, vor allem in der zweiten Hälfte der CD, nahe am Jazz. Das tut der Musik gut, holt sie aus der bekannten Afrobeat-Routine.
FOFOULAH (Glitterbeat/Hoanzl) nennt sich eine britische Band – und sie spielt Mbalax, als käme sie aus dem Senegal. Unwillkürlich denkt man beim Eröffnungssong an Youssou N’Dour, aber da ist mehr Pop-Appeal und eine Experimentierfreude, die ich bei jenem schon lange vermisse. Gelegentlich klingt das hier, als spielte N’Dour mit Weather Report, jazzig, elektronisch, frisch und unbeschwert. Harte Gitarrenriffs und dröhnende Bassläufe direkt aus dem Senegal und ein Saxofon wie von Wayne Shorter. Das Um und Auf dieser Musik sind aber die essenziellen Sabar-Drums, und die werden von einem Senegalesen gespielt. Und die Sänger, die für dieses Albumdebut eingeladen wurden, kommen aus dem Senegal, Gambia oder Algerien.
»Modern Ghanians« hieß das erste CD-Album von KING AYISOBA, das diesen in Ghana gefeierten Musiker vor zwei Jahren auch außerhalb Afrikas bekannt machte. Wie der Titel andeutete, ging die Musik stark in Richtung moderner westlicher Stile wie R’n’B oder HipHop. »Wicked Leaders« (Makkun Records) widmet sich nun ausschließlich der traditionellen Musik Nord-Ghanas, gespielt auf traditionellen Instrumenten, allerdings vorgetragen mit einem Engagement, einer Kraft, ja Härte, wie wir sie von solcher Musik kaum kennen. Damit einher gehen politisch explizite Texte. Und wie bei solchen Alben oft der Fall, ist auch dieses nicht so leicht zu konsumieren.
Gnawa ist eine rituelle Meditationsmusik aus Marokko, die stark von repetitiven Trommeln, Perkussion und Oud getragen wird, und – auch spirituell – eine Ähnlichkeit mit Sufimusik hat. Sie wurzelt in den Traditionen der ehemaligen Sklaven aus Schwarzafrika, wenn auch arabische und berberische Elemente deutlich mitklingen. Musiker von Brian Jones über Pharoah Sanders bis Bill Laswell haben mit Gnawa-Musikern gejammt. ATLAS AUSTRIAN EXPRESS besteht vor allem aus Marokkanern, aber auch zwei, drei Europäern – der Österreicher Emil Gross (Drums) ist mit von der Partie. Wie der Bandname besagt, residieren sie u. a. in Österreich und treten auch regelmäßig hier auf. Auf ihrem erstklassigem Album »Basma Houze« (121 Records Austria) erweitern sie die klassische Form noch um Rock-, Flamenco- und Soul-Elemente: Funky Gnawa-Trance!

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