Acht mal langgezogene Schlagzeug/Saxofon-Reflexionen auf langen 70 Minuten. Anderson und Drake erscheinen mir hier nicht, trotz ihrer über Jahrzehnte langen gelegentlichen Zusammenarbeit, als ein ideales Duo. Anderson kenne ich vor allem als sehr subtilen Saxofonisten, der es sich zum Markenzeichen gemacht hat, formvollendete Mikroskop-Studien kurzer, melodischer Riffs zu intonieren. Drake ist klar eine andere Generation,…
Das Intro macht es schon klar: »Music For Masturbation«.. Und es wird hier wirklich gitarristisch und schweinemäßig gewichst, bis der Rock-Doktor kommt und sagt: Alles in Ordnung, weitermachen! Das ist genau der Kosmos in dem ich mich wohl fühle. Exaltierte Stimmen, Fuzz-Bässe, massenhaft Distortion, 60’s-Garage-Flavor, humpelnde Drums, frei fließende Harmonien; auf einen Nenner gebracht: Freedom…
Wenig Zynismus, kein Schalk auf Album # 6, denn: »It’s not funny anymore/You used to make me laugh/when you open up your mouth«. Bush ist nicht nur am Cover, Trans Am samplen ihn auch ausgiebig auf »Uninvited Guest« und stellen »Liberation« im Gesamten gegen seinen Horror. Die inhaltliche Deutlichkeit hat dabei der Musik wieder zu…
Die unbeirrbarsten Vertreter, die aus der Ursuppe der Chicagoer No(w)-Wave-Szene übrig geblieben sind, wollen es gleich mit zwei Veröffentlichungen noch mal wissen. »Gumballhead The Cat« versetzt uns nochmals in seligere Skin-Graft-Zeiten und kommt als Soundtrack-CD zu einem Comic im 7″-Format, in dem der nihilistische Kater Gumballhead auf eine Sauftour mit eingewobener Krimihandlung geht. Fragt mich…
Macht Euch keine Sorgen, ihr Vertreter einer neuen Liverpool-Szene. Ihr seit auf Sony und Ian Broudie hat Euer Album produziert. Niemand will Euch umbringen, besonders, nachdem man so viel Geld und Hoffnung in die Maschine gesteckt hat. The Zutons sind eine weitere dieser allerorts grassierenden Bands, die ihre Referenzen unumwunden zur Schau tragen. In diesem…
Es beginnt wie Mahler für Arme, bis in ein süßlich sanftes Motiv einsetzt, kammermusikalisch gebracht und mit jeder Menge Keyboards beladen, und dann passiert es: Mike Patton, dieser gottlose Strebertyp von einem Musik-Virtuosen, hechelt erste ephemere Gesangslinien ins Mikro und bei diesem Hörer gibt es einen Kurzen. Es folgt das esoterisch angehauchte Stück »Doorway To…
Das kommt gelackt rüber und geht runter, wie nur der allerbeste Wein. Artos 2004er-Modell unterscheidet sich nur in feinsten Nuancen von vorherigen Jahrgängen. Beat-Doktoren könnten leichte Variationen im synthetischen Bereich orten, erstmals auftauchende neue brasilianische Songwriting-Talente entdecken und den ein oder anderen Produktionsgimmick goutieren. Für den gewöhnlichen Nebenbei-Chiller bleibt alles beim alten. Perfekt geschmiedeter Erwachsenen-Pop,…
Es hat lange gedauert und es hat sich viel getan. Seit den titellosen Einheiten des nach wie vor einzigartig dastehenden Debüts mit seinen damals völlig neuartigen Sounds sind drei Jahre vergangen, eine Ewigkeit im Abstract-HipHop, diesem dümmsten aller Genres. Wie nennen wir es heute? Ich wäre für Post-Confusion-But-Not-Yet-Mainstream-Hop, denn eine zurückgewonnene Klarheit bemächtigt sich der…
Aber hallo! Haben die nicht gerade ein Meisterwerk rausgeschossen? »Heroin King Blues« hat vielleicht nur sieben Songs, rangiert aber dank der Fülle an neuen Ideen und ungebrochen abenteuerlustig daherkommenden Klängen als weiterer vollwertiger Eintrag in die Diskographie. Die relative Knappheit wird für stimmungsmäßige Stringenz ausgenutzt, die reinen Soundeskapaden außen vor gelassen. Wenn ich das richtig…
Die Terrainsieger in Sachen PC-Jazz (ich meine sowohl die Verwendung von Computern, als auch einen politischen Ansatz) geben sich auf ihrem etwa sechsten Album wie immer spielfreudig und spontan. Diesmal haben sie ihre methodischen Herangehensweisen wieder aufgesplittet und untersuchen in den neun Stücken eher unvereinbar scheinende Spielweisen, die sie kaltblütig aneinander reihen. So ein Prozessor…
Formatspielereien sind seit ihrem Beginn vor etwa 15 Jahren Markenzeichen von Lambchop. Diesmal hätten es zwei separate LPs werden sollen, doch ein zu abgefahrenes Konzept für die kleindenkenden Strategen der Marketingabteilung. Jetzt läuft das Füllhorn erlesener Sounds der Doppelpackung halt über, und viele Kritiker werden sagen: Hätte man nicht ein Album daraus machen können? Eine…
Dylan Carlson bezeichnet diesen hier konservierten Auftritt vom Wiener Hyperstrings-Festival als den besten seiner Band. Was muss der für Konzerte gespielt haben! Die Neunziger waren mein »verlorenes Jahrzehnt« (Hirn kaputt!), also bin ich für dieses Dokument sehr dankbar, denn es war und ist wirklich großartige Musik. Zwei Gitarren, unmöglich gestimmt, schön gemächlich dronend, versehen mit…
Ist es noch HipHop? Ist das egal? Freilich. Anticon veröffentlicht seit fünf Jahren »Music For The Advancement Of HipHop« (erster Labelsampler) und dieses nicht absolut todernst gemeinte Programm fahren sie bedingungslos.
Die hartnäckigsten Pilzkulturen wachsen in Japan. Ich konnte mich unlängst selbst überzeugen, dass Kraut in Tokio munter weitergedeiht, schön gemächlich, keine Eile. Ghost treten nun auch schon seit einem guten Jahrzehnt ihre schamlose Reise ins Land der unbegrenzten Aufmerksamkeitsspannen an, und liefern mit Regelmäßigkeit die Elaborate ihrer charmant formulierten kulturellen Missverständnisse ab. Und es ist…
Wenig Zynismus, kein Schalk auf Album # 6, denn: »It’s not funny anymore/You used to make me laugh/when you open up your mouth«. Bush ist nicht nur am Cover, Trans Am samplen ihn auch ausgiebig auf »Uninvited Guest« und stellen »Liberation« im Gesamten gegen seinen Horror. Die inhaltliche Deutlichkeit hat dabei der Musik wieder zu…
Tja Freunde, das Wiener Konzert ist ausverkauft. Ich geh‘ auch nicht hin. Habe Lambchop schon oft genug gesehen. Die sind immer so genial, dass es manchmal zuviel wird. Diesmal mit Streicherschmiere, die Saiten Eurer Ohrenharfe werden entzückt sein.
Nach längerer Abstinenz (garantiert nicht vom Alkohol) kommt die dritte Solo-LP des völlig ungeläuterten aber ergrauten Berserkers (remember Mule?). Der Bart ist grau geworden, die Musik dafür wieder frischer und heftiger als bei der heavy orgelunterstützten »Push Me Again«. Die Sehnsucht nach Katharsis wohnt den Musikergenen P.W. Longs inne, er kann einfach nicht weniger als…
Viertes Album von Howe Gelbs losem Forum für countryeske Gelüste. Wobei die Band of Blacky Ranchette jetzt eher sein Banner für über die Jahre angesammelte Kollaborationen sein dürfte. Und es sind wirklich alle dabei: die Calexico-Jungs, Jason Lytle, Neko Case, Kurt Wagner, Bobby Neuwirth, Chan Marshall, M Ward und wer noch. Aufnahmeorte waren Autos, Stiegenhäuser,…
Ein geschmackvoll elegischer Score zum mir unbekannten Film »Young Adam«, der eine in Glasgow angesiedelte Beat-Junkie-Geschichte sein dürfte. Byrne wechselt zwischen melodisch jazzig swingenden Stücken, Ambient-Drones, kammermusikalischen Einlagen mit viel Cello und ein paar zurückhaltend gepflegten Songs. Mittendrin verbratet eine Jazzcombo ganz brauchbar den »Haitan Fight Song« von Mingus. Ein wenig Samplezauber, eine kaputte Drehorgel…
Alle, die glücklich genug waren, 1995 den Auftritt von Earth beim Hyperstrings-Festival mitzuerleben, dürfen sich ihre schwitzenden Handballen in Antizipation reiben: Die Könige der Magma-Stromgitarren kommen wieder ins Land! Nach jahrelanger Funkstille gibt es dank dem neuen Autofact-Label die Gelegenheit vergangene Meilensteine der Band neu zu entdecken.
Alle, die glücklich genug waren, 1995 den Auftritt von Earth beim Hyperstrings-Festival mitzuerleben, dürfen sich ihre schwitzenden Handballen in Antizipation reiben: Die Könige der Magma-Stromgitarren kommen wieder ins Land! Nach jahrelanger Funkstille gibt es dank dem neuen Autofact-Label die Gelegenheit vergangene Meilensteine der Band neu zu entdecken. >> more
Kleinere Umbesetzungen bringen eine überfällige Variation in den Sound dieses langsam in die Jahre kommenden Quintetts. Die Entscheidung für einen Produzenten mit Rock-Background (Bob Weston, Shellac) ist auch eine willkommene Abwechslung, selbst, wenn es hier ja »nur« ums richtige Aufstellen der Mikrophone geht. Dann wird erst mal drauflos saxophoniert, bis das Gleichgewicht verloren geht und…
Denison, Patton, Rutmanis, Stainer, die zweite. Dass sich die Herren im neuen Bandformat nicht als Treffpunkt von Jesus Lizard, Faith No More, Cows und Helmet, ihrer vormaligen Rockergesellschaften verstehen, ehrt sie. Denn sie packen eher die alte Musikerkiste aus, und zeigen ganz eindrucksvoll, was noch an frischen Ideen in ihnen steckt. Diese Ideen sind natürlich…
Jeb Bishop bildet mit seinen elegischen Posaunenklängen das Zentrum dieses ruhigen Quartetts, dessen Musik teilweise unter meiner Wahrnehmungsschwelle liegt. Wer kein Opium zur Verfügung hat, kann mit diesen sanften Tönen die Nerven auf Eis legen und sich in Totenstarre aufregungslosen Genüssen hingeben. Fred Lonberg-Holm ist am Cello zugange, Jason Roebke spielt Bass und Ben Vida…
Ein Doppel-CD Brocko Bolocko mit allem, was die Band jemals aufgenommen hat. Die New Yorker Combo liebte sperrige, sich wiederholende Strukturen mit scheppernden Stahlkesselbeats und vor allem restlos übersteuerte Aufnahmen. Ein Schöpfen aus dem Vollem, was die Extremwerte der Rockmusik betrifft, kennzeichnete ihren Sound. Angelehnt an die Chicagoer Post-Now-Wave-Szenerie, tuckerten sie unermüdlich in den Terrains…
Sucht! Bereits hundertfach angehört und noch immer keine Ermüdungserscheinungen in Sicht. Es gibt auf dem dritten Album der Kalifornier einfach keinerlei Materialschwächen. Die beste Pop-Platte seit »Today« vielleicht nicht, aber seit » The Village Green Preservation Society« wäre drin. Beach Boys und Kinks sind auch gute Eckpunkte, um den Sound von Grandaddy zu beschreiben. Völlig…
Für mich ist das total okay, diese europäischen Free Jazzer über amerikanischen Umweg (Label) kennen zu lernen. Denn: kein blödes Gequatsche mit renitenten Bart- und Sandalenträgern (manchmal mit Pfeife) auf Plattenbörsen ist mehr nötig, um die Highlights dieser Musik zu ergattern. Zu teuer oder unauffindbar sind die Scheiben obendrein. »More Nipples« ist Peter Brötzmann Sextett…
Nach Tomahawk die zweite Platte dieser Ausgabe, die mit Vogelgezwitscher beginnt. Bei Yoshimi and Yuka steht es aber im musikalischen Zentrum, zu dem zurückhaltend auf einer Vielzahl an Instrumenten dazuimprovisiert wird. Neben Vögeln besteht der Field-Recording-Anteil aus Insekten und Hunden, die alle als Vokalisten angeführt sind. Kindliche Esoterik-Putzigkeit ist das aber nicht. Den beiden Musikerinnen…
Vielen Dank, Soul Jazz! Wieder eine Schatzkiste, diesmal mit »rare Funk & Soul from Miami, Florida 1967-1974«. Wir Normalsterblichen müssen uns einfach freuen, dass diese Musik nicht mehr nur den Spezialistenkreisen vorbehalten ist. Dass Miami mit einer vergleichbaren Struktur als Soul- und Funk-Schauplatz nicht mit Memphis und Detroit mithalten konnte, ist klar; schade ist nur,…
Ist es noch HipHop? Ist das egal? Freilich. Anticon veröffentlicht seit fünf Jahren »Music For The Advancement of HipHop« (erster Labelsampler), und dieses nicht absolut todernst gemeinte Programm fahren sie bedingungslos.